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# taz.de -- Corona-Ausgangssperre in Berlin: Die Frisör-Frage
> Die ganz große Mehrheit der BerlinerInnen hält sich an die Vorgaben. Aber
> wie kommen wir da wieder raus?
Bild: Sitzen verboten! MitarbeiterInnen des Ordnungsamt beim Gang durch den Tre…
Die BerlinerInnen haben die erste Woche und das erste halbwegs sonnige
Frühlingswochenende mit Quasi-Ausgangssperre überstanden. Und das sogar
ziemlich gut. Zwar gab es deutliche Verstöße gegen die Kontakt- und
Aufenthaltsvorschriften, kam es gar in Einzelfällen zu Widerstand gegen
Polizisten, wie etwa am Freitagabend im Mauerpark oder am Samstag auf dem
Boxhagener Platz in Friedrichshain.
Das mag Munition sein für jene, die knallharte Ausgangsbeschränkungen
fordern („Sperr! Mich! Ein!“). Aber zum Gesamtbild gehört eben vor allem,
dass die Anordnung des Senats vom vergangenen Sonntag überwiegend
akzeptiert wird, dass die Menschen Abstand halten, dass sie begriffen
haben, dass Social Distancing absolut notwendig ist, um die Coronapandemie
perspektivisch einzudämmen. Und dass man trotzdem noch ein Eis an der
Eisdiele nebenan kaufen kann.
Gleichzeitig interpretieren viele Menschen die Verordnung in dem Sinne, wie
der rot-rot-grüne Senat sie wohl gemeint hat. Natürlich saßen in Parks
Menschen auch mal länger auf der Bank in der Sonne (illegal!); manche lasen
sogar alleine ein Buch (höchst illegal!). Und viele setzten sich sogar auf
Decken ins Gras (absolut illegal!).
Fast alle hielten dabei aber die Abstandsregeln ein. Zudem chillten sie nur
zu zweit oder mit den Kindern. Das dürfte ein Grund für die Polizei gewesen
sein, solches Verhalten etwa auf dem Flugfeld Tempelhof oder im Volkspark
Friedrichshain weitgehend zu dulden.
## Wie lang ist „kurzfristig“?
Ein anderer: Die öffentliche Diskussion über die von der Politik teils
[1][mangelhaft formulierte Verordnung] zeigt Wirkung. Auch in
Ausnahmesituationen wie diesen sorgen surreale Diskussionen zwischen
Staatsmacht und BürgerInnen, etwa über die Dauer von „kurzzeitig“, eher f…
Frust als für Akzeptanz.
Letztere braucht es aber auch in den nächsten Wochen noch und, da es wärmer
wird, dringender denn je. Denn dass die Kontaktsperre über den 5. April
hinaus verlängert wird, [2][gilt als sicher.] Dass es vor Ende der
Osterferien keine Schritte hin zu einer Normalisierung des öffentlichen
Lebens geben wird, auch.
Und dass die nächsten Tage einen deutlichen Anstieg der Opferzahlen bringen
werden, ebenfalls. Die Auswirkungen der Ausgangs- und Arbeitsbeschränkungen
sind aber täglich deutlicher sichtbar. Dafür reicht der Blick in den
Spiegel: Die Haare sprießen beständig, die Frisörin darf weiterhin nicht
öffnen. Wie lange noch?
## Freigang mit Auflagen
Wer in den nächsten Tagen die Quasi-Ausgangssperre noch verschärfen will,
braucht dafür dringendere Gründe als jene PolitikerInnen und
WissenschaftlerInnen, die mit dem Jetzt-Zustand leben können. Da die Frage
nach dem Dauer der Ausnahmesituation niemand seriös beantworten kann, tut
der Senat gut daran, seine bisherige Linie fortzusetzen – das aber auch in
der Formulierung deutlich zu machen. Sprich: keine prinzipielle
Ausgangssperre mit Ausnahmen, sondern [3][Freigang mit Auflagen]. Hamburg
macht das. Und Berlin hat gezeigt, dass es hier auch geht.
29 Mar 2020
## LINKS
[1] /Kontaktbeschraenkung-im-Alltag/!5674895
[2] /Coronakrise-in-Deutschland/!5675023
[3] /Aenderung-der-Berliner-Corona-Verordnung/!5673364
## AUTOREN
Bert Schulz
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Polizei Berlin
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