| # taz.de -- Arte-Serie „Follow The Money“: Crime gegen Quarantäne-Koller | |
| > Eine Bankerin, ein Polizist und ein Dealer: Drei kühle und emotional | |
| > gehemmte Hauptfiguren folgen in der dritten Staffel „Follow The Money“ | |
| > dem Geld. | |
| Bild: Drogen und Geldwäsche: Kopenhagens Polizeit hat viel zu tun | |
| [1][Eine Serie, die „Follow the Money“] heißt, beweist schon mal Chuzpe. Es | |
| ist nämlich ein filmhistorischer Satz. Es ist der entscheidende Tipp, | |
| [2][den der Whistleblower „Deep Throat“] dem Reporter Bob Woodward (alias | |
| Robert Redford) in „Die Unbestechlichen“ (1976) gibt, auf dass dieser die | |
| Watergate-Affäre aufkläre. Regisseur Martin Scorsese hat ihn zwanzig Jahre | |
| später beim Wort genommen und seinen Film „Casino“ mit einer Sequenz | |
| begonnen, in der er die Kamera dem Fluss des Geldes in Sam Rothsteins | |
| (alias Robert De Niros) Casino folgen lässt. | |
| Zweieinhalb Jahrzehnte später: Kopenhagen. Zwei Typen treffen sich auf | |
| einer Brücke und sprechen nur mit vorgehaltener Hand: „Ich brauche 120 Kilo | |
| zusätzlich“, sagt der eine. Es geht um einen Deal mit Marihuana. „Aber er | |
| soll das nächste Mal nicht im fetten Mercedes kommen“, sagt der andere. | |
| Nächste Szene: Der, der keine dicken deutschen Autos mag, fährt auf ein | |
| anderes Auto, einen Citroën zu, öffnet die Heckscheibe. Der Fahrer des | |
| Citroën wirft ihm eine Papiertüte ins Auto, sagt: „900.000“. Der Empfäng… | |
| nimmt eine SIM-Karte aus der Verpackung, legt sie in sein Handy, verschickt | |
| eine Nachricht: „120 T-Shirts extra“. Wartet die Antwort – „Ok“ – a… | |
| die SIM-Karte aus dem Handy, zerbricht sie, wirft sie aus dem Autofenster. | |
| Nächste Einstellung, neuer Ort. Unter Schwarzlicht prüft er jeden Schein | |
| aus der Papiertüte. Er packt das Geld wieder ein und öffnet die mehrfach | |
| gesicherte Tür. Es ist das Hinterzimmer einer Saftbar. Zu Fuß geht er mit | |
| dem Umschlag in der Hand durch die Straßen, betritt ein Souterrain-Büro in | |
| einem Hinterhof. Der alte Mann, der ihn eingelassen hat, will den Umschlag | |
| eigentlich nicht annehmen. Es ist zu viel Geld. Die größere Komplikation | |
| ist nämlich nicht die Geldübergabe, sondern die Geldwäsche. | |
| Die drei Hauptfiguren dieser dritten Staffel sind kühle, emotional gehemmte | |
| Kopfmenschen: der Dealer, Nicky, der an Gangstern auch keine verräterischen | |
| Protzuhren sehen will; sein Antipode bei der Polizei, Alf, der nachts nicht | |
| schlafen kann; die Bankerin, Anna, die bei der Beförderung übergangen | |
| wurde, der sie eine Jüngere vor die Nase gesetzt haben. | |
| Es wundert nicht, wenn man erfährt, dass der Creator, Jeppe Gjervig Gram, | |
| [3][schon an „Borgen“ mitgeschrieben hat], jener dänischen Erfolgsserie, | |
| über die die Washington Post geschrieben hat, sie sei „die beste | |
| Fernsehserie aller Zeiten über Politik“. Die Washington Post ist übrigens | |
| die Zeitung, in deren Auftrag sich Bob Woodward einst mit „Deep Throat“ | |
| traf, der ihm den entscheidenden Tipp gab. | |
| 19 Mar 2020 | |
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| Jens Müller | |
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