| # taz.de -- Corona-Panik treibt wilde Blüten: Polizeischutz für Desinfektions… | |
| > Eine kleine dänische Fabrik versorgt das Gesundheitswesen in ganz | |
| > Skandinavien mit Desinfektionsmitteln. Nun herrscht Ausnahmezustand. | |
| Bild: Die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln ist hoch | |
| Stockholm taz | „Den 27. Februar werde ich wohl nie vergessen“, erzählte Bo | |
| Eriksen am Freitag einem Reporter des norwegischen Rundfunks NRK. An diesem | |
| Tag wurden die ersten Fälle von COVID-19 Erkrankungen in Dänemark, Schweden | |
| und Norwegen öffentlich bekannt. „Und da ist alles explodiert. Die Telefone | |
| standen Skandinavien nicht mehr still“, sagte der Chef von KiiltoClean. In | |
| den 14 Jahren, in denen ich dort arbeite, habe er nichts Vergleichbares | |
| erlebt. „Und ich war auch schon bei der Schweinegrippe 2009 dabei.“ Der | |
| Unterschied: „Jetzt ist die Nachfrage größer und auch die Panik.“ | |
| [1][KilltoClean produziert professionelle Hygieneartikel], beispielsweise | |
| unter der Marke Antibac, und ist der Hauptlieferant von | |
| Hand-Desinfektionsmitteln für den skandinavischen Gesundheitssektor. In | |
| einer Fabrik in Assens auf der dänischen Insel Fyn produzieren 90 | |
| Angestellte jetzt wöchentlich eine Viertelmillion Liter | |
| Hand-Desinfektionsmittel. | |
| Die Nachfrage ist drei- bis viermal so hoch. Aber mehr geht nicht. Trotz | |
| der Einführung von Nacht- und Wochenendschichten ist das Unternehmen an der | |
| Kapazitätsgrenze. Das über Nacht gefüllte Lager ist wieder leer, sobald am | |
| Morgen die Lastwagen die Lieferungen abgeholt haben. | |
| ## Produktion binnen zwei Wochen vervierfacht | |
| Vor dem 27. Februar lag die Produktion bei wöchentlich rund 60.000 Litern. | |
| Dazu gehörte auch private Kundschaft. Das ist vorbei. Jetzt geht die | |
| gesamte Produktion an Krankenhäuser und Apotheken. „Wir müssen zu allen | |
| anderen Anfragen nein sagen“, so Eriksen. Auch wenn es Krankenhäuser | |
| außerhalb Nordeuropas sind, die ordern wollen. „Wir sehen uns verpflichtet, | |
| zuerst die skandinavischen Länder zu bedienen. Alle Exporte in andere | |
| Regionen mussten gestoppt werden“, die Firma versuche schon, „die Mittel so | |
| gerecht wie irgend möglich zwischen den nordischen Ländern zu verteilen | |
| Das war eine bewusste Entscheidung: Hätte man die internationale Nachfrage | |
| bedient, wären die Preise deutlich steigerbar gewesen. „Aber wir denken | |
| langfristig und wollen unseren traditionellen Kunden auch noch in die Augen | |
| sehen können, wenn das hier vorbei ist“, sagt der KiiltoClean-Chef. Man | |
| berechne jetzt nur die Mehrkosten, die der Schichtbetrieb verursache, und | |
| die wachsenden Selbstkosten bei der Versorgung mit Rohstoffen. | |
| ## Engpass bei der Verpackung | |
| Dabei sei gar nicht Ethanol das große Problem, das man nun in ganz Europa | |
| zusammenkaufe, um die Produktion in Gang halten zu können. Schwieriger sei | |
| es, Verpackungs- und Verbrauchsmaterial wie Flaschen, Pumpen und | |
| Versandboxen zu bekommen: „Das meiste wurde und wird ja in China | |
| produziert.“ Das sei aber noch kein Grund zu echter Sorge: „Wir haben | |
| natürlich auch einen Plan B und einen Plan C. Aber garantieren können wir | |
| für nichts.“ | |
| Trotzdem: Über die Fabrik in Assens wurde ein allgemeines Besuchsverbot | |
| verhängt – um die Ansteckungsgefahr für die Belegschaft möglichst zu | |
| minimieren, aber auch aus Sicherheitsgründen. Die Polizei hat die Bewachung | |
| der Produktionsstätte verstärkt. Das sei kein Wunsch der Firma, sondern | |
| eine Entscheidung der dänischen Sicherheitspolizei PET gewesen, zitiert NRK | |
| Bo Eriksen. | |
| Diese schätze die Sicherstellung der ungestörten Produktion der Fabrik | |
| angesichts der aktuellen Situation als gesamtgesellschaftlich so relevant | |
| ein, dass man sich zu dieser Maßnahme entschlossen habe. | |
| 15 Mar 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://plum.dk/ | |
| ## AUTOREN | |
| Reinhard Wolff | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Sicherheit | |
| Unternehmen | |
| Skandinavien | |
| Dänemark | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Lockerungen nach Shutdown: Dänemark traut sich | |
| Nach Österreich will Dänemark als nächstes europäisches Land schrittweise | |
| den Shutdown lockern. Schulen könnten kommende Woche wieder öffnen. | |
| Corona-Gesetz in Norwegen: Einmaliges Ausnahmerecht | |
| Norwegens Regierung darf ohne das Parlament Gesetze aufheben und | |
| Vorschriften erlassen. Ein paar Vollmachten verweigerte die Opposition | |
| aber. | |
| Skandinavier sind sich nicht einig: Corona spaltet Nordeuropa | |
| So gehen Skandinavier mit Corona um: Ausnahmezustand in Dänemark und | |
| Norwegen, Zurückhaltung in Schweden und Finnland. | |
| Reaktion auf den Coronavirus: Deutschland schließt Grenzen | |
| Die Grenzen zu Frankreich, Österreich, Dänemark und zur Schweiz werden ab | |
| Montag geschlossen. Für Pendler soll es Ausgaben geben. | |
| Umgang mit dem Coronavirus: Die kalte Panik | |
| Die heftigen Reaktionen auf Corona zeugen von einem tiefliegenden | |
| Bedürfnis, endlich unsere katastrophale Normalität zu suspendieren. | |
| Bus und Bahn zu Corona-Zeiten: Öffis sind nun sauber und geräumig | |
| Die Mobilitätsbranche reagiert auf das Virus: Berliner Busse öffnen nur | |
| noch hinten, die Bahn reinigt öfter. Wichtig ist, was jeder Einzelne tut. | |
| Weltweite Auswirkungen des Coronavirus: Herde mit Hamsterkäufen | |
| In China leidet die Wirtschaft, in Deutschland gibt es einen Run auf die | |
| Supermärkte, in den USA wehrt sich eine Brauerei und nach Berlin reist man | |
| doch. |