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# taz.de -- Neue Regeln zum Schutz des Wassers: Bauern müssen weniger düngen
> Bundesrat billigt umkämpfte Verordnung: In belasteten Gebieten muss 20
> Prozent weniger gedüngt werden. Bauern und Wasserwerke sind unzufrieden.
Bild: Oft zu viel des Guten: Ein Feld in Niedersachsen wird mit Gülle gedüngt
Berlin taz | Deutschland verschärft zum Schutz des Wassers vor der
potenziell gesundheitschädlichen Stickstoffverbindung Nitrat die Regeln
gegen Überdüngung. Der Bundesrat stimmte am Freitag trotz erbitterten
Protests von Bauern der [1][Reform der Düngeverordnung] zu. Sie sieht vor
allem vor, dass in besonders nitratbelasteten Gebieten 20 Prozent weniger
gedüngt werden muss, als bislang erlaubt war. Zudem werden die
Schutzstreifen an Gewässern und die Zeiträume vergrößert, in denen nicht
gedüngt werden darf.
Im Schnitt bringen die Bauern mehr Stickstoff aus, als die Pflanzen
aufnehmen können. So gelangt Nitrat ins Grundwasser, aus dem das meiste
Trinkwasser gewonnen wird. Außerdem trägt Überdüngung zu Artensterben und
Klimawandel bei. Weil die Nitratgrenzwerte immer wieder überschritten
werden, droht Deutschland eine Geldstrafe der EU.
Landwirte befürchten, dass sie wegen der Düngereduzierung weniger ernten,
das Getreide schlechtere Qualität hat und sie die Gülle ihrer Tiere nicht
mehr so leicht entsorgen können. Die Erträge der Ackerkulturen sinken
Experten zufolge im Schnitt um 5 Prozent, wenn sie mit 20 Prozent weniger
Stickstoff gedüngt werden.
Deshalb versprach Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) den
Landwirten Fördermittel. Verbraucher würden entlastet: „Denn je sauberer
das Grundwasser wird, desto weniger kostet die Trinkwasseraufbereitung, die
jeder einzelne Haushalt bezahlen muss“.
## „Zu viele Ausnahmen und Schlupflöcher“
Der Bauernverband kritisierte, dass die Pflanzen nicht mehr
„bedarfsgerecht“ gedüngt werden dürften. Die Bauernprotestbewegung „Land
schafft Verbindung“ drohte Klagen an. Nun müssten die Gebiete, in denen
weniger gedüngt werden muss, möglichst klein festgelegt werden. Es sei ein
Erfolg der Proteste, dass die Regeln erst bis 1. Januar 2021 und nicht wie
ursprünglich geplant 3 Monate vorher umgesetzt würden.
Die Deutsche Umwelthilfe dagegen sprach von einem „wichtigen Schritt“. Der
Naturschutzbund hält die Verordnung für unzureichend und forderte, die Zahl
der Tiere pro Hektar zu verringern, damit sich die stickstoffhaltige Gülle
nicht so stark konzentriert. Der Bundesverband der Energie- und
Wasserwirtschaft kritisierte, auch die neuen Regeln enthielten „zu viele
Ausnahmen und Schlupflöcher“, so dass die Überdüngung in den belasteten
Gebieten nicht nachhaltig sinken werde.
27 Mar 2020
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## AUTOREN
Jost Maurin
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