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# taz.de -- Treffen zwischen Putin und Erdoğan: Waffenruhe für Idlib
> In Moskau einigen sich Russland und die Türkei auf einen Waffenstillstand
> in Nordsyrien. Zumindest in den ersten Stunden bleibt es tatsächlich
> ruhig.
Bild: In Syrien entscheiden sie: Russlands Präsident Putin und sein türkische…
MOSKAU taz | Russlands Präsident Wladimir Putin und sein türkischer
Amtskollege Recep Tayyip Erdoğan haben sich Donnerstagabend in Moskau auf
einen Waffenstillstand in der syrischen Region Idlib einigen können, der
bereits um Mitternacht (Ortszeit) in Kraft trat.
Nach sechs Stunden Verhandlungen einigten sich beide Seiten außerdem auf
die Einrichtung eines Sicherheitskorridors sechs Kilometer nördlich und
südlich der Verbindungsstraße M4. Sie verbindet Aleppo mit dem Westen des
Landes. Dort sollen russische und türkische Soldaten demnächst gemeinsam
patrouillieren.
Zumindest in den ersten Stunden der Waffenruhe soll es in der Region ruhig
geblieben sein. Weder die syrische Regierungsarmee noch die mit ihr
verbündeten russischen Verbände hätten danach ihre Luftangriffe in Idlib
fortgesetzt, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Noch bis kurz vor Inkrafttreten waren die Gefechte in Idlib weitergegangen.
Bis wenige Minuten vor Mitternacht habe es Bombardierungen gegeben,
erklärte die Beobachtungsstelle.
Moskau steht in dem Konflikt auf der Seite der syrischen Regierungstruppen
Baschar al-Assads. Die [1][Türkei hingegen unterstützt islamistische
Milizen] und andere Gruppierungen, die gegen das Assad-Regime kämpfen.
## Angespannte Lage
Die Lage um Idlib ist seit Langem angespannt. Die Westprovinz diente den
Assad-Gegnern als letzter Rückzugsort in Syrien. In Idlib gehen die
Assad-Truppen mit russischer Unterstützung seit Dezember massiv gegen die
letzten Hochburgen islamistischer Milizen vor. Knapp eine Million Menschen
sind seitdem nach UN-Angaben [2][in die Flucht getrieben worden]. Frühere
Versuche, Deeskalationszonen einzurichten und einen Waffenstillstand zu
vereinbaren, sind bisher regelmäßig gescheitert.
Mehr als 30 türkische Soldaten waren letzte Woche bei Luftangriffen in
Syrien ums Leben gekommen. Bislang ist noch nicht eindeutig geklärt, ob die
syrische Luftwaffe den Angriff allein zu verantworten hat. Seit November
2015 ist das Verhältnis zwischen Putin und Erdoğan belastet. Damals hatte
die Türkei zwei russische Kampfjets abgeschossen.
Bei Treffen am Donnerstag vermieden beide Seiten die offene Konfrontation.
So hob Erdoğan eingangs die guten Beziehungen im militärischen Bereich und
im Handel mit Russland hervor. Auch Putin will eine Verschlechterung der
Beziehung vermeiden und gleichzeitig auf keinen Fall den Eindruck erwecken,
die Unterstützung Assads könnte zugunsten der Türkei in den Hintergrund
geraten. Weiterhin [3][beharrt Putin auf die territoriale Souveränität
Syriens] und die Vernichtung aller Milizen, die gegen das Regime in
Damaskus vorgehen.
Wirtschaftlich steht für den Kreml einiges auf dem Spiel. Russland baut in
Mersin im Süden der Türkei ein Atomkraftwerk und eröffnete im Januar die
Gaspipeline „Turkstream“ durch das Schwarze Meer. Außerdem verkauft es
Ankara Luftabwehrsysteme. Moskau hofft darauf, dass sich die Türkei
langfristig aus der Nato herauslöst – seit Langem gibt es zwischen Ankara
und dem Militärbündnis Unstimmigkeiten. (mit AFP)
6 Mar 2020
## LINKS
[1] /Tuerkei-startet-Syrien-Offensive/!5666616
[2] /Gefluechtete-an-EU-Aussengrenze/!5669605
[3] /Russische-Nahostexpertin-ueber-Syrien/!5669670
## AUTOREN
Klaus-Helge Donath
## TAGS
Schwerpunkt Syrien
Recep Tayyip Erdoğan
Wladimir Putin
Syrische Flüchtlinge
Afrin
EU-Grenzpolitik
Schwerpunkt Syrien
Russland
EU-Türkei-Deal
Schwerpunkt Flucht
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