Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Hitze und Brände in Australien: Erst die Klimakrise, dann die Feuer
> Zufall oder der Klimawandel? Ein Forschungsteam hat die australische
> Wetterlage während der verheerenden Waldbrände untersucht – mit klarem
> Ergebnis.
Bild: Da helfen auch mehr Löschflugzeuge nur begrenzt: Waldbrand in Australien…
Berlin taz | Jetzt muss es wohl auch Australiens [1][klimawandelskeptischer
Premier Scott Morrison] glauben: Die Klimakrise hat die verheerenden
Waldbrände in Australien wahrscheinlicher gemacht. Das hat das
internationale Forschungsteam [2][World Weather Attribution in einer
Studie] nachgewiesen. Klimaschutz-Bremser Morrison hatte einen Zusammenhang
vehement abgestritten.
„Extreme Hitze wird deutlich vom Klimawandel beeinflusst und sie begünstigt
Feuer“, sagt Koautorin Sophie Lewis von der Universität von New South Wales
in der australischen Hauptstadt Canberra. Eine Hitzewelle, wie sie im
Dezember 2019 im südöstlichen Australien herrschte, hat der Klimawandel der
Studie nach doppelt so wahrscheinlich gemacht.
Wetter ist nicht gleich Klima – und lange hieß es in der Klimaforschung,
ein einzelnes Wetterereignis wie eine Hitzewelle könne man gar nicht auf
den Klimawandel zurückführen. Schon rein physikalisch ist aber für Experten
klar, dass der Klimawandel heute schon Folgen hat. Schließlich hat sich die
Luft an der Erdoberfläche seit der Industrialisierung bereits um
durchschnittlich mehr als 1 Grad Celsius erwärmt.
Diesen Effekt versucht die [3][Attributionswissenschaft] zu beziffern. Die
grundlegende Idee: Man untersucht die Eigenschaften des aufgetretenen
Wetterereignisses – und lässt diese Beobachtungsdaten dann am Computer in
komplexe Klimamodelle einfließen. So berechnen die Forscher:innen, wie
wahrscheinlich das Wetterereignis in einer hypothetischen Welt ohne
erhitzte Erde aufgetreten wäre. Und dann noch einmal, wie wahrscheinlich es
mit den realen Klimadaten war. Im Anschluss wird verglichen.
Wie stark Waldbrände ausfallen, hat nicht nur mit der Temperatur zu tun.
Was das Wetter angeht, spielen etwa auch Wind und Niederschlag eine Rolle.
Tatsächlich gab es in Australien eine Dürre – diese führen die
Wissenschaftler:innen aber eher auf natürliche Wetterphänomene zurück.
## Viele Modelle unterschätzen den Trend der Hitzewellen
Die feuerbegünstigende Wetterlage im Gesamten habe der Klimawandel um 30
Prozent wahrscheinlicher gemacht – mindestens. Der eigentliche Wert könnte
noch viel höher liegen, heißt es bei World Weather Attribution. Der Grund:
Etliche Klimamodelle unterschätzen den Hitzewellen-Trend noch. Je nachdem
wie man rechnet, kommt man auf unterschiedliche Werte – im Mittel schon auf
eine um 80 Prozent gesteigerte Wahrscheinlichkeit.
Eine Besonderheit der Studien der World-Weather-Attribution-Gruppe: Sie
veröffentlicht ihre Ergebnisse, noch bevor unabhängige Fachkolleg:innen sie
geprüft haben, wie es in der Wissenschaft eigentlich üblich wäre. Das heißt
aber nicht, dass der Ansatz unwissenschaftlich ist. Die angewandten
Methoden sind lange erprobt – und durch die üblichen Prüfverfahren
gegangen.
Das Vorgehen hat einen einfachen Hintergrund: Die Attributionsstudien sind
vor allem dafür da, um die Öffentlichkeit relativ schnell über die
aktuellen Wetterereignisse zu informieren. „Wir brauchen die
Attributionsstudien, um zu verstehen, was der globale Klimawandel vor Ort
für Menschen bedeutet“, sagt Koautorin [4][Friederike Otto von der
Oxford-Universität, eine Pionierin der Attributionswissenschaft.]
Durchgespielt haben die Forscher:innen das Ganze auch für eine Welt, die
sich um zwei Grad erwärmt hat. Das ist die Marke, die die Staaten der Welt
laut Paris-Abkommen auf gar keinen Fall knacken wollen. Eine
feueranheizende Wetterlage würde dann in Australien mindestens viermal so
oft auftauchen wie bisher.
Wenn alle Staaten ihre bisherigen Klimaziele komplett umsetzen würden,
liefe das nach verschiedenen Berechnungen auf eine Erderhitzung zwischen
drei und vier Grad hinaus.
5 Mar 2020
## LINKS
[1] /Feuerkatastrophe-in-Australien/!5652361
[2] https://www.worldweatherattribution.org/bushfires-in-australia-2019-2020/
[3] /Klimaforscherin-ueber-den-Hitzesommer/!5530544
[4] /Klimaforscherin-ueber-den-Hitzesommer/!5530544
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Australien
Feuer
Trockenheit
Dürre
Reiseland Kolumbien
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Lesestück Recherche und Reportage
Wachstum
## ARTIKEL ZUM THEMA
Zu trockenes Frühjahr im Norden: Die Dürre, die bleibt
Schon wieder ist zu wenig Regen gefallen. In Norddeutschland droht ein
trockener Sommer. Es spricht viel dafür, dass wir uns daran gewöhnen
müssen.
Bundesweite Trockenheit: Bauern hoffen auf Regen
Nach viel Sonnenschein zeigen die „Dürremonitore“ der Wetterdienste
landesweit Trockenheit an. Diese trifft einen gestressten Wald.
Indigene in Kolumbien: Angst vor der Doppelkatastrophe
Die Indigenen in Kolumbien kämpfen nicht nur gegen das Corona-Virus. Seit
fast zwei Wochen brennt die nahe gelegene Sierra. Hilfe bleibt aus.
Weltmeteorologieorganisation warnt: Wetter in der Krise
Hitzerekorde zwischen Australien und Europa: Die
Weltmeteorologieorganisation zeichnet ein düsteres Bild des globalen
Klimas.
Feuerkatastrophe in Australien: Weltrekord beim Waldbrand
Ein Fünftel der Bäume sind inzwischen verbrannt, zeigen Studien. Kein Land
weltweit hat solche Schäden. Und es brennt immer weiter.
Australien nach den Buschbränden: Verbrannte Erinnerung
Marie-Claude und Philippe kamen einst ins australische Cobargo, weil es
schön war. Eine Feuerwalze hat ihr Hab und Gut zerstört. Wie geht es
weiter?
Klimawandel und Wachstumsparadigma: Die Krise als Katalysator
Die Katastrophe in Australien ist nicht nur ein Hilferuf der Natur. Sie
zeigt, wie nötig die Abkehr von einer wachstumsorientierten Wirtschaft ist.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.