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# taz.de -- Verbot von Reichsbürgergruppierungen: Gefährliche Szene
> Bundesinnenminister Horst Seehofer hat zum ersten Mal eine
> Reichsbürger-Gruppe verboten. Warum erst jetzt?
Bild: Polizisten bei einer Razzia gegen „Reichsbürger“ am 19. März in Ber…
Es ist ein gefährliches Milieu, das sich da zusammengebraut hat – und es
wird in der derzeitigen Lage noch gefährlicher. Am Donnerstag hat
Bundesinnenminister Horst Seehofer die [1][Reichsbürgertruppe] „Geeinte
deutsche Völker und Stämme“ verboten. Das erste Verbot in dieser Szene. Und
man fragt sich: Warum erst jetzt?
Viel zu lange hatten die Behörden die Reichsbürger machen lassen, als
Sonderlinge abgetan. Erst zuletzt erfolgte ein Kurswechsel. Dabei formiert
sich in der Szene fast alles, was extremistische Gefahr ausmacht: eine
radikale Ablehnung der hiesigen Demokratie, Bedrohung von Staatsvertretern,
eine Affinität zu Waffen. Satte 19.000 Personen zählen die Behörden derzeit
als Reichsbürger, darunter [2][einige Polizeibeamte].
Auch die jetzt verbotene Gruppe hatte immerhin 120 Mitglieder. Und auch sie
verfasste volksverhetzende Aufsätze, überzog Behörden mit Drohschreiben,
drohte Hände abzuhacken und wollte den Holocaustleugner Horst Mahler
freipressen. Bloße Spinnereien? Längst nicht mehr nur.
Bereits 2016 wurde in Bayern ein Polizist von einem Reichsbürger
erschossen. Später schoss ein Gefolgsmann auch in Sachsen-Anhalt auf
Beamte. Die Gewalt durfte niemanden überraschen: Die Szene wähnt sich im
Widerstand, sieht sich zur Gewalt legitimiert, die sie als Notwehr
verbrämt. Gut 500 Mitglieder in Deutschland besitzen noch immer ganz
offiziell eine Waffenerlaubnis. Eine sehr beunruhigende Zahl.
Es ist höchste Zeit, dieser Szene Grenzen aufzuzeigen. Indes: Die
Reichsbürger sind keineswegs die Einzigen, die sich im Widerstand gegen die
Bundesrepublik wähnen. Auch andernorts fiebert man einem [3][Tag X]
entgegen, an dem die hiesige Ordnung zusammenbricht. Auch unter Preppern
oder klassischen Neonazis gibt es das Bestreben, die Bundesrepublik zur
Strecke zu bringen, und eine Vorliebe für Waffen.
Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie, in der sich einiges gen
Ausnahmezustand bewegt, könnten diese Leute ihre Zeit gekommen sehen. Die
Sicherheitsbehörden sind gut beraten, jetzt hellwach zu sein.
19 Mar 2020
## LINKS
[1] /Verbot-von-Reichsbuergerverein/!5672391
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[3] /Rechtsextreme-in-Sicherheitsbehoerden/!5666416
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Reichsbürger
Prepper
Schwerpunkt Rechter Terror
Reichsbürger
taz-Serie: Die Reichsbürger
Sicherheitsbehörden
Schwerpunkt Hannibals Schattennetzwerk
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