# taz.de -- Razzia bei rechtsextremen Reichsbürgern: Schrotflinten und Macheten | |
> Letzte Woche verbot das Innenministerium eine Reichsbürger-Vereinigung | |
> und durchsuchte Wohnungen. Dabei wurden offenbar auch Schusswaffen | |
> gefunden. | |
Bild: Szene von letzter Woche: ein Polizist, der an einer der Razzien gegen Rei… | |
Berlin dpa | Bei Razzien in der Reichsbürger-Szene hat die Polizei letzte | |
Woche mehrere Schusswaffen entdeckt. Nach Informationen aus | |
Sicherheitskreisen fanden die Beamten bei einer Endfünfzigerin im | |
nordrhein-westfälischen Gummersbach unter anderem drei abgesägte | |
Schrotflinten, drei Armbrüste, zwei Macheten und eine Zwille. Auch in der | |
Wohnung eines Mitglieds der gleichen Gruppierung in Rheinland-Pfalz wurde | |
eine Schrotflinte sichergestellt. | |
Bei einem Mann in Dresden fanden die Polizisten ein japanisches | |
Kampfschwert. Als Einsatzkräfte die Wohnung einer Anhängerin der | |
Gruppierung in einem Vorort von Dresden durchsuchten, wurden sie nach | |
dpa-Informationen von deren hochbetagter Mutter bedroht. Sie soll vom | |
Nachbargrundstück aus ein Luftgewehr auf sie gerichtet haben. | |
Bei einer in Berlin ansässigen Frau, die im Namen der Gruppe Videos über | |
Youtube verbreitet, soll ein Dokumentendrucker gefunden worden sein. | |
Insgesamt hatten die Beamten den Angaben zufolge in Berlin vier Objekte in | |
Augenschein genommen. | |
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte am vergangenen Donnerstag | |
zum ersten Mal [1][eine Reichsbürger-Gruppierung bundesweit verboten]. | |
Polizisten durchsuchten die Wohnungen 21 führender Mitglieder des Vereins | |
„Geeinte deutsche Völker und Stämme“ und seiner Teilorganisation | |
„Osnabrücker Landmark“ in zehn Bundesländern. | |
## Reichsbürger gelten als waffenaffin | |
Dessen Mitglieder „bringen durch Rassismus, Antisemitismus und | |
Geschichtsrevisionismus ihre Intoleranz gegenüber der Demokratie deutlich | |
zum Ausdruck“, hieß es aus dem Innenministerium. In den vergangenen Jahren | |
sei die Gruppierung, deren Mitglieder vorwiegend älter als 50 Jahre sind, | |
unter anderem durch „verbalaggressive Schreiben“ aufgefallen. | |
Sogenannte Reichsbürger und Selbstverwalter zweifeln die Legitimität der | |
Bundesrepublik Deutschland an und weigern sich oft, Steuern zu zahlen. Die | |
Sicherheitsbehörden rechnen aktuell 19.000 Menschen dieser Szene zu, | |
darunter 950 Rechtsextremisten. Einige Gruppierungen berufen sich auf ein | |
selbst definiertes „Naturrecht“, andere auf das historische Deutsche Reich. | |
Viele unter ihnen behaupten, die Bundesrepublik sei in Wirklichkeit kein | |
Staat, sondern ein Unternehmen. Sie erkennen Gesetze und Behörden nicht an | |
und wehren sich teilweise gewaltsam gegen staatliche Maßnahmen. | |
Die Mitglieder der Reichsbürger-Szene gelten als waffenaffin. Seit 2016 | |
haben die Behörden zwar 790 Reichsbürgern die waffenrechtliche Erlaubnis | |
entzogen. Da der Verfassungsschutz seine Aufklärung in diesem Bereich | |
verstärkt und sich auch immer wieder weitere Menschen der Szene | |
angeschlossen haben, gab es nach Kenntnis der Sicherheitsbehörden aber Ende | |
2019 [2][immer noch 530 Reichsbürger, die legal eine Waffe besaßen]. | |
26 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Verbot-von-Reichsbuergerverein/!5672391 | |
[2] /Verbot-von-Reichsbuergergruppierungen/!5669078 | |
## TAGS | |
Reichsbürger | |
Schusswaffen | |
Rechtsextremismus | |
Razzia | |
Reichsbürger | |
Reichsbürger | |
taz-Serie: Die Reichsbürger | |
Morddrohungen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Razzien bei Reichsbürgern: Hunderte Messer und Äxte | |
PolizistInnen haben die Wohnungen von Reichsbürgern in Baden-Württemberg | |
und Hessen durchsucht. Sie fanden Waffen, Fake-Dokumente und Drogen. | |
Verbot von Reichsbürgergruppierungen: Gefährliche Szene | |
Bundesinnenminister Horst Seehofer hat zum ersten Mal eine | |
Reichsbürger-Gruppe verboten. Warum erst jetzt? | |
Verbot von Reichsbürgerverein: Die „GmbH“ schlägt zurück | |
Seehofer verbietet erstmals einen Reichsbürgerverein. Die Gruppe fiel durch | |
Drohschreiben auf – und durch Solidarität mit einem Holocaustleugner. | |
Gesetze gegen Hasskriminalität: Den Nährboden austrocknen | |
Die Koalition will Hass im Netz bekämpfen. Linken und Grünen ist das zu | |
wenig, sie fordern mehr Geld für Initiativen gegen rechts. |