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# taz.de -- Deutsche sind unzufrieden mit Lohnarbeit: Arbeit macht das Leben aus
> Deutsche Arbeitnehmer*innen haben laut Umfragen keinen Bock auf ihren
> Job. Da hilft auch kein Coaching, liebe Chefetagen.
Bild: Wählen Sie gut!
Definiere „Arbeit“: fremdbestimmtes Gewurschtel zugunsten des Kontostandes
von Chef*innen und Aktionär*innen. Kein Wunder, dass viele darauf keine
Lust haben.
Eine Studie der dänischen Firma Peakon will jedenfalls herausgefunden
haben, dass sich fast ein Viertel aller deutschen Arbeitnehmer*innen
frustriert zur Arbeit schleppt. [1][Diese Meldung machte Anfang der Woche
die Runde] (als die meisten Leute noch tatsächlich normal auf Arbeit
gingen).
Leider ist die Zahl ziemlich unglaubwürdig. Erstens: Peakon verdient sein
Geld im Haupterwerb mit dem Verkauf digitaler Werkzeuge zur Steigerung des
Mitarbeiterengagements. Also braucht es frustrierte Angestellte für sein
Geschäftsmodell. Noch unglaubwürdiger aber ist, dass also über drei Viertel
einigermaßen gern zur Arbeit gehen. Ernsthaft?
Haben die sich alle ihre Kindheitsträume von einer Beschäftigung in der
Veterinärmedizin oder auf einer Dampflok erfüllt? Nee, die haben aber in
den letzten 20 Jahren an einer [2][Gallup-Langzeitstudie] teilgenommen. Die
kommt auf ein genaueres Ergebnis als die dänische: Nicht einmal ein Fünftel
aller Arbeitnehmer*innen ist engagiert im Job dabei, die
Unzufriedenheitsraten sind astronomisch hoch.
## Null Bock
Zufriedenheit und Engagement wirken sich erheblich auf die Produktivität
aus. Befindet sich die Mehrheit im kalten Teilzeitstreik per dauerhafter
Verringerung der Arbeitsleistung, schmälert das Output und Profite. Ist
halt der Kapitalismus, könnte man meinen. Die, die ihre Arbeitskraft zu
Markte tragen müssen, versuchen dabei eben individuell den besten Deal
abzuschließen.
Aber auch die Kosten für Arbeitnehmer*innen, die den Tag damit zubringen,
auf fremde Rechnung möglichst wenig zu arbeiten, sind immens. Abstumpfende
Gleichgültigkeit verringert den Selbstwert und mittelbar auch die Qualität
der Freizeit. Null Bock, auch nach Feierabend.
Nun gäbe es Lösungsansätze – auch unterhalb der sozialistischen Revolution.
Tarifliche Absicherung oder wenigstens Gehaltstransparenz wären Schritte zu
höherer Identifikation mit Arbeitgeber*in und Tätigkeit. Oder echte
Beteiligung. Nicht nur Coachings, wo Führungskräfte lernen, wie
Mitarbeiter*innen sich ernst genommen „fühlen“. Aber wahrscheinlich werden
die Chefetagen wieder nur ein Produkt von Peakon kaufen oder eine
Beratungsfirma mit Workshops beauftragen, die die Zufriedenheit der
Mitarbeiter*innen steigern sollen. Na, viel Erfolg.
14 Mar 2020
## LINKS
[1] https://www.spiegel.de/karriere/arbeitnehmer-studie-deutschland-ist-frustwe…
[2] https://www.gallup.de/183104/engagement-index-deutschland.aspx
## AUTOREN
Daniél Kretschmar
## TAGS
Geht's noch?
Arbeit
Arbeitsbedingungen
Kapitalismus
Befristung
Führungskraft
Pflege
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