Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Militärübung trotz Virus-Krise: Corona stoppt Panzer nicht
> Trotz der Pandemie: Das Großmanöver „Defender Europe“ wird vorerst nicht
> gestoppt. Auch die Gegenproteste sollen wie geplant stattfinden.
Bild: US-Militärgerät auf dem Truppenübungsplatz Bergen in Niedersachsen
Berlin taz | Das Coronavirus hat die Nato erreicht. Vergangenen Freitag
trafen sich hochrangige Militärs mehrerer Mitgliedsstaaten im
Europa-Hauptquartier der US Army in Wiesbaden. Sie besprachen Details
[1][der Großübung „Defender Europe 20“], die derzeit in Deutschland und
mehreren Ländern anläuft. Eine Konferenz mit Folgen: Weil einer der
Anwesenden offenbar infiziert war, befinden sich mittlerweile mehrere
Generäle in Quarantäne – darunter der Kommandeur der US-Streitkräfte in
Europa und der Heeresinspekteur der Bundeswehr. Ein polnischer
Spitzenmilitär wurde nach seiner Rückkehr aus der Bundesrepublik sogar
bereits positiv getestet.
Ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird? An „Defender Europe“, der
größten Verlegeübung der USA auf dem Kontinent, sollen in den nächsten
Wochen insgesamt 37.000 Soldat*innen teilnehmen. Der Großteil von ihnen
kommt über den Atlantik nach Europa und wird durch Deutschland hindurch
weiter nach Polen und ins Baltikum verlegt. Die Bundeswehr und andere
europäische Armeen sind unterstützend dabei.
Mehrere andere Militärübungen wurden in den letzten Tagen bereits abgesagt,
darunter die amerikanisch-israelische Übung „Juniper Cobra“ und zuletzt am
Mittwoch die multinationale Übung „Cold Response“ in Norwegen. An „Defen…
Europe“ halten US-Army und Bundeswehr aber vorerst fest. Ein Abbruch ist
nicht geplant.
Bisher habe Corona „keinen Einfluss“ auf die Übung, schreibt ein Sprecher
der US-Armee auf Anfrage. Man beobachte allerdings die Lage und werden alle
„angemessenen Schritte unternehmen, die nötig sind, um die Ausbreitung von
Covid-19 zu unterbinden“. Schon jetzt werde die Körpertemperatur jedes
Soldaten gemessen, der im Rahmen der Übung in Europa lande. Bei
Truppenverlegungen sei solch eine Untersuchung der Standard
## Zur Quarantäne in die Kaserne
Nach Angaben des Kommando Streitkräftebasis habe Corona auch auf die
Übungsteilnahme der Bundeswehr „derzeit keine direkten Auswirkungen“. Die
zuständigen Lagezentren der Bundeswehr und der US-Army tauschen sich einem
Sprecher zufolge zwei Mal täglich „zum Sachstand Coronavirus“ aus.
Bundeswehrkasernen und US-Einrichtungen in Deutschland seien bereits darauf
vorbereitet, eventuell betroffene Teilnehmer*innen der Übung in Quarantäne
zu nehmen.
Auch im Verteidigungsausschuss des Bundestags war „Defender Europe“ am
Mittwoch Thema. Das Coronavirus spielte dort aber keine Rolle, weder von
Seiten des Verteidigungsministeriums noch von Seiten der Abgeordneten. Die
Linksfraktion hatte einen Antrag eingebracht, demzufolge die Übung sofort
abgebrochen werden soll. Die Truppenverlegung in Richtung russischer Grenze
läuft demnach „allen Bemühungen um Entspannung und Vertrauensbildung
entgegen“.
Das Virus brachten die Linken-Abgeordneten nach eigenen Angaben bewusst
nicht in die Debatte mit ein. „Wir wollen Corona nicht als Hilfsargument
verwenden, sondern die friedenspolitischen Argumente in den Vordergrund
stellen“, sagt Linken-Obmann Alexander Neu.
## Protest zur Not im Internet
Anders hält es Reiner Braun, Friedensaktivist und Mitkoordinator der
Proteste gegen die Übung. „Es ist Zeit, auch dieses Militärmanöver
abzusagen. Es ist nicht einzusehen, dass Kultur- und Sportveranstaltungen
abgesagt werden, aber 37.000 Soldaten durch die Republik marschieren“, sagt
er.
Für das Bündnis Stopp Defender 2020 läuft es derzeit eigentlich bestens.
Braun zufolge sind für die nächsten Wochen deutschlandweit rund 500
Protestaktionen gegen „Defender Europe“ geplant, auch in kleineren Orten.
Das Coronavirus könnte aber auch den Aktivist*innen noch einen Strich durch
die Rechnung machen. Bisher gehen die Veranstalter*innen davon aus, dass
alle Aktionen wie geplant stattfinden können – wenn auch mit einigen
Vorsichtsmaßnahmen wie etwa ausreichend Abstand zwischen den
Demonstrant*innen. Aber was, wenn sich die Situation weiter zuspitzt? „Es
könnte sein, dass wir dann alles in Netz verlagern müssen“, sagt Braun.
„Das wäre sehr schade.“
11 Mar 2020
## LINKS
[1] /Nato-Uebung-Defender-in-Deutschland/!5664372
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Nato
Bundeswehr
Manöver
US-Army
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Fridays For Future
Manöver
## ARTIKEL ZUM THEMA
Corona-Gesetz in Norwegen: Einmaliges Ausnahmerecht
Norwegens Regierung darf ohne das Parlament Gesetze aufheben und
Vorschriften erlassen. Ein paar Vollmachten verweigerte die Opposition
aber.
Corona-Folgen für die Politik: Das Virus bremst den Politbetrieb
Wegen der Corona-Krise verschiebt die CDU ihren Bundesparteitag. Auch der
laufende Betrieb im Bundestag steht unter dem Eindruck der Epidemie.
Bus und Bahn zu Corona-Zeiten: Öffis sind nun sauber und geräumig
Die Mobilitätsbranche reagiert auf das Virus: Berliner Busse öffnen nur
noch hinten, die Bahn reinigt öfter. Wichtig ist, was jeder Einzelne tut.
Fridays for Future jetzt virtuell: Greta rät zu Demo-Pause
Greta Thunberg fordert wegen der Corona-Gefahr den Verzicht auf
Massenaktionen. Stattdessen soll online demonstriert werden.
Nato-Übung „Defender“ in Deutschland: Krieg und Frieden
37.000 Soldaten und 22.000 Stück Material müssen bewegt werden – eine große
Aufgabe für General Denk. Und eine Herausforderung für Friedensbewegte.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.