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# taz.de -- Geld für Klimaschutz: Europa muss mehr investieren
> 124 Milliarden Euro setzten EU-Konzerne 2019 für den Klimaschutz ein.
> Klingt erst mal nach viel. Reicht aber laut einer neuen Studie längst
> nicht.
Bild: Schwimmende Photovoltaik Anlage auf einem Baggersee in Baden-Württemberg
Berlin taz | Das reicht noch lange nicht: Die großen Konzerne in der EU
müssten ihre klimafreundlichen Investitionen mindestens verdoppeln, damit
der Staatenbund wie geplant zur Jahrhunderthälfte klimaneutral sein kann.
Zu diesem Schluss kommen die Denkfabrik [1][Carbon Disclosure Project]
(CDP) und die Unternehmensberatung Oliver Wyman in einem gemeinsamen
Report.
Im vergangenen Jahr haben knapp 900 Aktiengesellschaften in der EU demnach
insgesamt 124 Milliarden Euro in CO2-arme Technologien oder deren
Entwicklung gesteckt. Das entspricht zwölf Prozent der gesamten
Investitionen dieser Konzerne.
CDP sammelte für die Untersuchung Emissionsdaten von Unternehmen, die diese
freiwillig einreichen. Es ist also kein vollständiges Bild der europäischen
Wirtschaft, aber doch ein relevantes. Die Emissionen der berücksichtigten
Unternehmen entsprechen CDP zufolge drei Viertel des gesamten CO2-Ausstoßes
in der EU.
124 Milliarden für die Nutzung und Entwicklung von erneuerbaren Energien,
Elektromobilität und digitalen Technologien – das klingt erst mal nach
einer Hausnummer. Die Summe schrumpft aber schnell zusammen, wenn man sie
an den [2][Klimaschutz-Plänen der EU] misst. Der Staatenbund will bis zur
Jahrhunderthälfte klimaneutral werden, also höchstens noch solche kleinen
Mengen an Treibhausgasen ausstoßen, wie sie Bäume und Moore wieder
aufnehmen können.
## Mehr als Verdopplung des Klimagelds nötig
„Europäische Unternehmen investieren schon merklich in transformative
CO2-arme Technologien“, sagte Steven Tebbe, CDP-Chef in Europa. „Aber das
ist immer noch nicht genug, um die Wirtschaft in der EU auf den Pfad der
Klimaneutralität zu bringen.“ Dafür wäre mehr als eine Verdopplung des
Klimagelds nötig, das wenigstens ein Viertel der Gesamtinvestitionen
ausmachen müsse.
Von den gelisteten Unternehmen investieren die 69 deutschen am meisten in
den Klimaschutz, nämlich 44,4 Milliarden Euro. Danach kommt das deutlich
kleinere Spanien, wo 48 Unternehmen zusammen 37,9 Milliarden Euro
investiert haben.
Die Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für
Wirtschaftsforschung sieht auch die Politik im Zugzwang. „Wenn wir die
Klimakrise aufhalten wollen, muss sich die Wirtschaft tiefgreifend ändern
und selbstverständlich in zukunftsfähige Technologien und Arbeitsweisen
investieren“, sagte sie.
## Ausnahmeklausel für Polen
Dafür brauche es aber auch einen passenden Rahmen, den die Politik setzen
müsse, auf europäischer wie auf nationaler Ebene. „Es gibt immer noch
massive Subventionen für klimaschädliche Technologien“, warnt die
Wirtschaftswissenschaftlerin. „Diese zu streichen, ist nur ein erster
Schritt, aber dringend notwendig.“
Die EU-Staatschefs haben sich auf einem Gipfel der Regierungschefs Ende des
vergangenen Jahres dazu durchgerungen, sich die Klimaneutralität bis 2050
vorzunehmen. Nur für Polen gibt es eine Ausnahmeklausel in der gemeinsamen
Erklärung.
Bis 2050 klimaneutral zu sein, gilt auf Basis eines Sonderberichts des
Weltklimarats IPCC von 2018 als Mindestmaß in der internationalen
Klimapolitik, wenn die Welt die Erderwärmung bei 1,5 Grad gegenüber
vorindustriellen Zeiten erreichen will. Es gibt allerdings noch neuere
Berechnungen des globalen CO2-Budgets, die nahelegen, dass mit dem
Ausstoßen von Treibhausgasen weit früher Schluss sein muss.
25 Feb 2020
## LINKS
[1] https://www.cdp.net/en/research/global-reports/doubling-down
[2] /Von-der-Leyens-European-Green-Deal/!5665102
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
EU-Kommission
Green Deal
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
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