# taz.de -- Grüne wollen Waffenrecht verschärfen: Einschränkungen für Sport… | |
> Nach den Morden in Hanau fordern die Grünen in Niedersachsen, dass | |
> Sportschützen zu Hause keine Munition lagern dürfen. | |
Bild: Sollen nach Wunsch der Grünen nur noch am Schießstand schießen können… | |
Hamburg taz | Nach den Morden von Hanau will Niedersachsen das Waffenrecht | |
noch mal unter die Lupe nehmen. Der Antrag der Grünen, „Verfassungsfeinde | |
entwaffnen – Waffenrecht verschärfen“, sollte eigentlich am Mittwoch im | |
Landesparlament von CDU und SPD abgelehnt werden, weil ein Teil davon in | |
einer Ende Dezember [1][vom Bund beschlossenen Verschärfung des | |
Waffenrechts] enthalten ist. Doch nun bekommt er eine Chance und wurde nach | |
kurzer Debatte in den Innenausschuss überwiesen, sodass daraus eine | |
Bundesratsinitiative werden könnte. | |
Waffenrecht ist Bundesrecht. Doch die Länder können über den Bundesrat | |
Initiativen starten und so Einfluss nehmen. Die gerade erst verabschiedete | |
Verschärfung sieht vor, dass Menschen, die verfassungsfeindlichen | |
Organisationen angehören, keinen Waffenschein erhalten. Auch müssen Jäger | |
und Sportschützen nach fünf und nach zehn Jahren nachweisen, dass ihr | |
„Bedürfnis“ nach einem Waffenschein fortbesteht. Danach reicht der Nachweis | |
einer Mitgliedschaft im Schießsportverein. | |
Der Mann, der am 19. Februar [2][in Hanau neun Menschen erschoss], war ein | |
Sportschütze und besaß legal Waffen und Munition. Seine Tat war rassistisch | |
motiviert, [3][zugleich galt er als psychisch auffällig]. | |
„Wir sehen keinen Grund, warum Sportschützen bei sich zu Hause Munition | |
lagern“, sagt der niedersächsische Grünen-Abgeordnete Helge Limburg zur | |
taz. Die Schützenvereine könnten die Munition für ihre Mitglieder zentral | |
ankaufen, gesichert lagern und „lediglich am Schießstand ausgeben“, eben | |
dort, wo Sportschützen nur schießen dürfen. | |
Zudem fordern die Grünen, dass Sicherheitsbehörden neue Erkenntnisse über | |
Waffenscheinbesitzer auch regelmäßig an die Waffenbehörden weiterleiten und | |
dass sichergestellt wird, dass die im Bund beschlossene Verschärfung in den | |
Kommunen auch umgesetzt wird. | |
Limburgs Antrag stieß nun – mit Ausnahme der AfD, die vor einer | |
Vorverurteilung der Jäger und Sportschützen warnte – allseits auf | |
Zustimmung. Denn nach Hanau kündigte sogar Bundesinnenminister Horst | |
Seehofer (CSU) an, das Waffenrecht erneut zu verschärfen. | |
„Es macht Sinn, das noch mal anzufassen. Die Erfolgschancen nach Hanau sind | |
höher“, sagt der niedersächsische SPD-Abgeordnete Karsten Becker. Das | |
Attentat auf die Tür einer Synagoge in Halle habe gezeigt, dass selbst | |
gebaute Waffen ein zunehmendes Problem seien, das man in den Griff kriegen | |
müsse, etwa durch die Kontrolle des Verkaufs von Bestandsteilen. In der | |
Debatte verwies Becker darauf, dass heute rund 5,4 Millionen Waffen in | |
Privatzbesitz sind, und nach wissenschaftlicher Erkenntnis mit der Zunahme | |
von Schusswaffen auch die Zahl der Opfer von Gewalttaten ansteigt. | |
Auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagte, „der | |
Anschlag in Hanau lenkt den Blick erneut auch auf das Waffenrecht“. Die | |
bestehenden Regelungen stießen bei Einzeltätern „naturgemäß auch an ihre | |
Grenzen“. Da der Täter psychisch auffällig war, müsse man sich fragen, ob | |
das Waffenrecht ausreichende Regelungen enthalte, „den Waffenbesitz von | |
psychisch Kranken auch wieder zu entziehen beziehungsweise zu verhindern“. | |
Zwar könnten die Waffenbehörden schon ein psychologisches Zeugnis fordern, | |
„aber dafür müssen ihnen entsprechende Anhaltspunkte bekannt sein. Nur bei | |
Personen unter 25 ist ein solches Zeugnis grundsätzlich vorzulegen“, so | |
Pistorius. | |
## Keine Waffen für psychisch Kranke | |
Er sprach sich eindringlich dafür aus zu prüfen, „ob weitere Änderungen | |
nötig sind, um die Menschen zu schützen“. So müsse der Bedürfnisnachweis | |
für Sportschützen auf den Prüfstand, „auch wenn die entsprechende | |
Verschärfung gerade erst beschlossen wurde“. Zudem will auch Pistorius wie | |
die Grünen anregen, „über Regelungen zum Erwerb und Lagerung der Munition | |
nachdenken“. | |
Auch Uwe Schünemann (CDU) forderte: „Waffen gehören weder in die Hände von | |
Extremisten noch von psychisch Kranken.“ Allerdings schoss er etwas übers | |
Ziel hinaus, als er anregte, über eine Registrierung „psychisch auffälliger | |
Patienten beim Landesgesundheitsamt“ nachzudenken, auf die die | |
Waffenbehörden zugreifen können. | |
Limburg sagt dazu: „Wir müssen eine Regelung finden, die Waffenbehörden | |
psychisch Kranke erkennen lässt, ohne dass diese Gruppe pauschal | |
stigmatisiert wird.“ | |
28 Feb 2020 | |
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[1] /Bundestag-verschaerft-das-Waffenrecht/!5646757&s=Waffenrecht/ | |
[2] /Anschlag-in-Hanau/!5665253&s=Hanau/ | |
[3] /Forensische-Psychiaterin-zum-Anschlag/!5665361&s=Hanau/ | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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