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# taz.de -- Aufarbeitung der DDR-Sportgeschichte: Ringen um die Wahrheit
> Der juristische Zwist zwischen Ex-Mitstreitern des
> Doping-Opfer-Hilfe-Vereins geht weiter. Im Raum steht der Vorwurf einer
> maßlosen Opferdarstellung.
Bild: Wehrt sich gegen Zweifler: Ines Geipel, ehemals DDR-Leichtathletin, fühl…
Der Rechtsstreit zwischen der ehemaligen Vorsitzenden des
Doping-Opfer-Hilfe-Vereins, DOH, Ines Geipel und Henner Misersky, der als
skrupulöser Trainer im DDR-Leistungssportsystem die Dopingvergabe an junge
Skilangläuferinnen verweigerte und 2012 in die Hall of Fame des deutschen
Sports aufgenommen wurde, geht weiter. [1][Nach einer ersten Verhandlung]
am Landgericht Berlin Anfang Februar hatten beide Seiten einen
Vergleichstext akzeptiert, der bis Donnerstag allerdings widerrufen werden
konnte.
Misersky, der bis Mittwoch vom Bremer Rechtsanwalt und früheren
Leichtathleten Lars Figura vertreten wurde und nun zum Medienrechtler
Johannes Eisenberg gewechselt ist, nimmt dieses Recht in Anspruch und lehnt
somit folgenden Vergleichstext ab: „Der Beklagte erklärt, dass er die
Eigenschaft der Klägerin als Opfer des staatlichen Zwangsdopingsystems in
der ehemaligen DDR sowie ihre Rolle als Opfer politischer Repressionen nach
dem Stand der heutigen Erkenntnisse in öffentlichen Äußerungen nicht weiter
in Zweifel ziehen wird.“
Henner Misersky sagte der taz, er verspreche sich von einem Prozess „einen
Beitrag zur Wahrheitsfindung. Die undifferenzierte Behauptung des
unwissentlichen Zwangsdopings für Volljährige“, die Ines Geipel als
ehemalige Sprinterin des SC Motor Jena verbreite, sei nicht haltbar. „Je
weiter die DDR zurück liegt, desto mehr entfernt man sich von der
Wahrheit.“
## Unliebsame Kritiker
Misersky, Gründungsmitglied des DOH, und Geipel, einst vereint in der
Lobbyarbeit für Dopingopfer, haben sich in den vergangenen zwei Jahren
immer mehr entzweit, offenkundig, weil Geipel Opferinteressen über
historische Tatsachen stellte und Kritiker ihrer Ansichten im DOH an den
Rand drängte, unter ihnen den Doyen der Dopingaufklärung in Deutschland,
Werner Franke, oder Andreas Krieger, der vor seiner Geschlechtsumwandlung
als Heidi Krieger im SC Dynamo Berlin Kugelstoßen betrieb.
Ines Geipel erschien zunehmend als Reizfigur, deren historischer Rigorismus
nur Interpretationen im Freund-Feind-Schema zuließ. Im Dezember 2018 trat
sie nach öffentlichem Druck [2][als DOH-Vorsitzende zurück].
Die Fronten zwischen den Parteien sind entsprechend verhärtet, was sich
auch vor dem Landgericht Berlin zeigte. Es wurde um semantische Details und
vermeintliche Marginalien gerungen, etwa biografische Szenen, die für
Misersky offensichtlich von Bedeutung sind, weil sie seine Meinung belegen,
dass Geipel nicht nur die Geschichte klittere, sondern auch ihre
Lebensgeschichte im Sinne einer übersteigerten Opferdarstellung schöne.
Geipel, vertreten von Anwalt Jan Hegemann, forderte die Richter auf, sie
endlich aus „dem Stalking-Programm von Herrn Misersky“ zu nehmen. Es sind
derartige Bemerkungen, die den Streit immer wieder anheizen.
19 Feb 2020
## LINKS
[1] /Doping-in-der-DDR/!5658105
[2] https://www.spiegel.de/sport/sonst/ines-geipel-gibt-vorsitz-von-doping-opfe…
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Doping
DDR
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Doping im Spitzensport
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