# taz.de -- Upcycling-Mode gegen den Klimawandel: Pullis gegen CO2 | |
> Mode und Klima müssen keine Gegensätze sein: Studierende der TU Berlin | |
> zeigen eine Kollektion aus recyclter Wolle. Dazu gib's Apfelschnitze. | |
Bild: Upcycle-Filzpantoffeln mit Sohlen aus altem Basketball | |
BERLIN taz | Handgereichte Apfelschnitze, Saft und Kekse gibt es selten auf | |
Modenschauen. Ebenso selten wird vor dem Schaulaufen der Models ein Vortrag | |
über Mode und Klima gehalten. Bei einer unkonventionellen Fashion Show | |
stand am Dienstagabend aber beides auf dem Programm. | |
Im [1][Oxfam Laden] in der Wilmersdorfer Straße wurde Upcycling-Mode | |
präsentiert. 17 angehende LehrerInnen der TU Berlin haben aus alten | |
Wollteilen wie Pullovern oder Ponchos neue Sachen genäht und in einer | |
Abschlusskollektion rund 60 Gästen vorgeführt. Für ihre Mode liefen sie | |
selbst über den improvisierten Laufsteg. | |
Beim Blick auf die Modeindustrie bestehe Grund zur Klimapanik, sagt | |
Josephine Barbe. Sie ist Textilforscherin und Designerin an der TU im | |
Fachgebiet Arbeitslehre und Ökonomie. „1,2 Billionen Tonnen CO2 stößt die | |
Textilbranche jedes Jahr aus.“ Das seien mehr als alle internationalen | |
Flüge und Kreuzfahrten zusammen. | |
Im Fast-Fashion Zeitalter würden die Leute zu viel kaufen, ein Drittel der | |
Kleidung würde nicht mal getragen werden und sei „direkt für die Tonne“. | |
Diese Wegwerf-Mentalität war Anlass zur Modenschau unter dem Motto „Pullis | |
gegen CO2“. | |
## Wolle hat schlechteste Umweltbilanz | |
In ihrem halbstündigen Vortrag zeigt Barbe Zahlen und Fakten, die nicht neu | |
sind, die aber das Publikum oft erstaunt raunen ließ. „Wie lange tragen Sie | |
Ihre Kleidung?“, fragt sie die Anwesenden. Die zucken erst mit den | |
Schultern: „Bis sie kaputt ist.“-„Was oft sehr schnell geht“, bemerkt e… | |
Frau. | |
Bei der Qualität vieler Fast-Fashion Artikel entspreche die Lebensdauer der | |
einer Plastiktüte, kritisiert Barbe. Im Schnitt landen jährlich pro Kopf | |
zwölf bis 15 Kilogramm Kleidung in deutschen Altkleidertonnen. Würde man | |
Lkws damit beladen und aneinanderreihen, stünden sie von Innsbruck bis | |
Flensburg aufgereiht. | |
Die angehenden LehrerInnen hätten sich im Seminar mit Absicht auf Wolle | |
beschränkt, erklärt Barbe. Das Material hat die schlechteste Umweltbilanz: | |
Die Schafe setzen bei der Wollproduktion Unmengen an Methan frei, das wiegt | |
25 mal schwerer als CO2. Auch die Landnutzung und Futtermengen der Tiere | |
sind enorm klimaschädlich. | |
## Weniger heizen und recyclete Wolle tragen | |
Die ModeschöpferInnen auf Zeit verwendeten also recyclete Wolle aus | |
Altkleidern. Diese ist CO2-neutral, weil der Rohstoff bereits vorhanden | |
ist. In einem sechswöchigen Seminar wurden Pullover mit Mottenlöchern oder | |
unmodischen Webmustern zu Jacken, neuen Pullis oder Kleidern. Die Teile | |
gibt es nicht zu kaufen, die MacherInnen tragen sie selbst – aber sie | |
dienen als Vorbild zum Nachahmen. | |
„Pullis gegen CO2 funktionieren nicht nur beim Upcycling“, sagt Barbe am | |
Dienstagabend. Wer im Winter öfter einen warmen Wollpullover trage, müsse | |
auch weniger heizen. Und das sei ebenfalls gut fürs Klima. | |
12 Feb 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://shops.oxfam.de/presse/pressemitteilungen/2020-02-05-modenschau-oxfa… | |
## AUTOREN | |
Laura Binder | |
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