| # taz.de -- U-Ausschuss zur Berateraffäre: Diensthandy-Odyssee geht weiter | |
| > Der Untersuchungsausschuss zur Berateraffäre wird überlagert vom | |
| > Diensthandy Von der Leyens. Gelöschte SMS erschweren die | |
| > Aufklärungsarbeit. | |
| Bild: Ursula von der Leyen und ihre Handys: Der CDU-Politikerin bereiten die ge… | |
| Berlin taz | Am Donnerstagnachmittag kehrt der Untersuchungsausschuss zur | |
| Berateraffäre vorübergehend zu dem zurück, was Untersuchungsausschüsse | |
| ausmacht: zu ehrenhafter, mühsamer und staubtrockener Detailarbeit. „Es | |
| wird ein bisschen technokratisch, ich bitte das zu entschuldigen“, warnt | |
| Nicole Petrick die Abgeordneten, bevor sie loslegt. | |
| Als erste Zeugin des Tages sagt die frühere Unternehmensberaterin aus. Neun | |
| Jahre lang arbeitete sie für McKinsey, 2017 wechselte sie dann ins | |
| Verteidigungsministerium und war fortan dort für die Zusammenarbeit mit | |
| externen Berater*innen zuständig. | |
| Wie im Ministerium Beratungs- von Unterstützungsleistungen abgegrenzt | |
| wurden, wollen die Abgeordneten von ihr wissen. Für beides kann die | |
| Regierung externe Firmen engagieren, für beides gelten aber | |
| unterschiedliche rechtliche Vorgaben. Zeugin Petrick ist gut vorbereitet, | |
| sie zitiert aus Geschäftsordnungen, Richtlinien und Dienstvorschriften. | |
| Als sie sich gerade warmgeredet hat, schellt im Sitzungssaal eine Glocke: | |
| Im Plenum steht eine Abstimmung an, die Abgeordneten müssen rüber, die | |
| Sitzung wird zum ersten Mal am Tag unterbrochen. Es wird sich mal wieder | |
| ziehen heute. U-Ausschuss-Alltag. | |
| In der Befragung geht es um das eigentliche Kernthema des Ausschusses, der | |
| seit fast einem Jahr ermittelt: Das Verteidigungsministerium hat unter der | |
| ehemaligen Ministerin Ursula von der Leyen massenhaft Aufträge an | |
| Unternehmensberatungen vergeben. An Vergaberichtlinien hat es sich dabei | |
| offenbar nicht immer gehalten. Und als Grund dafür steht der Verdacht der | |
| Vetternwirtschaft im Raum: Haben Führungskräfte wie die damalige | |
| Staatssekretärin Katrin Suder, ebenfalls eine ehemalige McKinsey-Frau, bei | |
| lukrativen Aufträgen [1][ihre Bekannten begünstigt?] | |
| ## Überlagert von der Handy-Frage | |
| Abschließend beantwortet ist die Frage bisher nicht. Überlagert wurde sie | |
| zuletzt aber ohnehin von einer anderen, ziemlich brisanten und für die | |
| Opposition dankbarerweise einfach zu skandalisierenden: Haben von der Leyen | |
| oder andere im Ministerium Daten vernichtet, um den Abgeordneten ihre | |
| Untersuchungen zu erschweren? | |
| Der Ausschuss hatte schon sehr früh beantragt, den SMS-Verkehr der | |
| ehemaligen Ministerin und heutigen EU-Kommissionschefin sichten und darin | |
| nach Spuren verbotenen Geschäfte suchen zu dürfen. Zunächst wurden die | |
| Abgeordneten lange vertröstet: Erst sagte ihnen das Ministerium, das | |
| verschlüsselungsfähige Handy von der Leyens sei nicht auffindbar. Später | |
| erzählte es ihnen, niemand kenne die PIN-Nummer. | |
| Kurz vor Weihnachten rückte das Ministerium mit [2][einer neuen Version] | |
| heraus: von der Leyen habe zwei verschiedene Diensthandys benutzt. Das | |
| erste habe sie zurückgeben müssen, nachdem im Januar 2019 durch ein | |
| Datenleck ihre Telefonnummer öffentlich wurde. Die Daten darauf seien im | |
| August unter ungeklärten Umständen gelöscht worden – trotz des | |
| Beweisantrags der Abgeordneten. Was mit den Kurznachrichten auf dem zweiten | |
| Handy geschah, das die Ministerin ab Januar nutzte, sei noch unklar. | |
| ## Wiederherstellung wird geprüft | |
| Anfang dieser Woche schickte das Ministerium den Abgeordneten dann einen | |
| neuen Bericht: Die SMS auf diesem zweiten Handy habe von der Leyen vor der | |
| Rückgabe selbst gelöscht. Die Opposition ist darüber naturgemäß erzürnt. | |
| „Lassen uns so nicht behandeln“, twitterte die FDP-Abgeordnete Marie-Agnes | |
| Strack-Zimmermann am Donnerstag vor Sitzungsbeginn. „Ob die Daten | |
| wiederherstellbar sind, ist noch offen. Prüfung dauert an.“ | |
| Ob im SMS-Verkehr überhaupt Informationen zur Berateraffäre zu finden | |
| wären? Vom Ministerium aus heißt es, auf den Handys habe es ohnehin keine | |
| Kurznachrichten gegeben, die für den U-Ausschuss interessant gewesen wären. | |
| Von der Leyen selbst muss wohl im Februar als Zeugin aussagen und wird sich | |
| dann wahrscheinlich ähnlich äußern. | |
| Der Grünen-Abgeordnete Tobias Lindner behauptet dagegen, er selbst habe | |
| einmal eine SMS von der Ministerin erhalten, in der es um die Berateraffäre | |
| ging. Für Donnerstagabend stand er als Zeuge auf der Tagesordnung des | |
| Ausschusses, um das auch offiziell zu Protokoll zu geben – und den Druck | |
| auf von der Leyen damit weiter zu erhöhen. | |
| 16 Jan 2020 | |
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| Tobias Schulze | |
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