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# taz.de -- Neue SPD-Landesspitze: Und wie nun weiter?
> Die SPD sollte überlegen, Michael Müller die Regierungsgeschäfte zunächst
> zu belassen – damit Franziska Giffeys Glanz nicht zu schnell verblasst.
Bild: Franziska Giffey und Michael Müller haben's angerichtet
Das muss man erst einmal schaffen als Parteichef: zu erkennen, wann es Zeit
ist, zu gehen, statt sich aus dem Amt tragen zu lassen. Viele lange
hochgeschätzte Politikerinnen und Politiker haben diesen Moment verpasst
und blieben später nur noch als Menschen in Erinnerung, die sich an ihr Amt
klammern.
Michael Müller hat das besser gemacht und gesehen, dass die SPD unter
seiner Führung nur wenige Chancen hat, aus dem Umfragetief herauszukommen.
Das liegt nicht daran, dass er keine Ideen mehr hätte – er hat bloß immer
weniger Chancen, damit zu punkten. So wie Müllers einst extrem beliebter
Vorgänger Klaus Wowereit am Ende weitgehend mit der BER-Flughafen-Misere
verbunden wurde, so wird Müller das Etikett nicht mehr los, die SPD in
Berlin auf ihren historischen Tiefstand geführt zu haben – auch wenn der
hiesige Landesverband damit voll im Bundestrend liegt und sicher auch noch
andere Faktoren im Spiel sind und waren.
Hoffnung kann der SPD machen, dass Müllers am Mittwoch bekannt gewordene
Verabredung mit seinen mutmaßlichen Nachfolgern Franziska Giffey und Raed
Saleh über Wochen nicht nach außen durchsickerte – was sonst oft passiert,
weil sich der eine oder die andere davon einen persönlichen Vorteil oder
einen Nachteil für einen Lieblingsfeind verspricht.
Dabei ist ja mit dem Wechsel und einer absehbaren Spitzenkandidatur Giffeys
bei der Abgeordnetenhauswahl 2021 noch einiges mehr verbunden: der Kampf um
aussichtsreiche Plätze auf der Kandidatenliste für die wahrscheinlich
parallel stattfindende Bundestagswahl etwa. Müller selbst hat Ende
vergangenen Jahres durchblicken lassen, dass das für ihn eine Option ist –
aber ins Bundesparlament hinein oder dort bleiben wollen eben auch noch
andere.
Und wie nun weiter? So ganz klar dürfte es noch nicht sein, dass Müller
tatsächlich auch bald als Regierungschef abtritt. Denn dem klassischen
Amtsbonus, mit dem Giffey dann in die Abgeordnetenhauswahl gehen könnte,
steht eine große Unwägbarkeit gegenüber: Würde sich der Giffey’sche Glanz
im Koalitionsgezerre nicht schnell abnutzen und die jetzige
Hoffnungsträgerin entzaubert? Würde sich nicht schnell zeigen, dass auch
Giffey ihre „Regeln sind einzuhalten“-Politik nicht so einfach gegen einen
Bündnispartner durchsetzen kann, der in der Polizei nicht durchweg einen
Freund und Helfer sieht?
Es könnte für die SPD günstiger sein, sie überließe Müller weiter den
parteipolitisch rot-rot-grünen, aber in der Praxis oft grauen
Regierungsalltag – und ließe so Wählerinnen und Wähler weiter die Hoffnung,
mit Giffey werde nach der Wahl alles besser.
1 Feb 2020
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Franziska Giffey
Raed Saleh
Michael Müller
SPD Berlin
Franziska Giffey
SPD Berlin
Franziska Giffey
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
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