# taz.de -- Shoah-Gedenken und die AfD: Ungebetene Gäste | |
> Wenn Rechtspopulist*innen in Parlamenten sitzen, werden sie auch zu | |
> offiziellen Anlässen gebeten. In Braunschweig gibt es deswegen Zank. | |
Bild: Nicht willkommen: Protest gegen die AfD bei ihrem Parteitag – im Novemb… | |
HAMBURG taz | Zum 75. Mal jährt sich am Montag die [1][Befreiung des | |
Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee]. Seit 2005 ist | |
der 27. Januar international wohl das wichtigste Datum für das | |
Schoah-Gedenken. An die, die jene Befreiung im Januar 1945 nicht mehr | |
erlebten, wird jetzt auch im niedersächsischen Braunschweig erinnert: Zu 11 | |
Uhr laden die Stadt und der Verein „Arbeitskreis Andere Geschichte“ in die | |
[2][Gedenkstätte „KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße“] ein. | |
Wer da alles eingeladen ist, sorgt, anders als der Anlass, für Uneinigkeit. | |
Denn [3][im Rat der Stadt] gibt es auch eine AfD-Fraktion mit derzeit fünf | |
Abgeordneten. Leute, mit denen zusammen „es kein würdiges Gedenken an die | |
Opfer des Faschismus“ geben könne, so schrieb am Mittwoch [4][das | |
Braunschweiger „Bündnis gegen Rechts“ in einem offenen Brief]: Dass | |
Mitglieder einer „Partei, in der Antisemitismus und die Relativierung und | |
Leugnung des Holocaust ein Zuhause haben“ an so einem Termin teilnähmen, | |
heißt es darin: das „kann nicht sein“. | |
Je mehr die rechtspopulistische Partei in Parlamenten sitzt, desto mehr | |
stellen sich solche Fragen. Im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf etwa, wo | |
die AfD seit 2016 im Parlament vertreten ist, [5][wird sie, so wie alle | |
anderen Fraktionen auch, zum Gedenken eingeladen]; im Januar 2019 kam es in | |
diesem Zusammenhang [6][zu Rangeleien]. | |
Die Gedenkstätte in Braunschweig betreibt der „Arbeitskreis“ seit | |
vergangenem Jahr alleinverantwortlich. Die Veranstaltung am Montag aber | |
richtet er mit der Stadt aus, und daraus leitet sich ab, dass die | |
AfD-Verteter*innen dabei sein können – ein Kompromiss, der zu weit geht für | |
das Bündnis gegen Rechts. | |
In dem Schreiben erwähnen die Aktivist*innen, dass der Braunschweiger | |
AfD-Fraktionschef Stefan Wirtz schon durch Pöbeleien in der KZ-Gedenkstätte | |
Bergen-Belsen auffiel. Der Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische | |
Gedenkstätten, Jens-Christian Wagner, hatte daraufhin angekündigt, [7][man | |
werde die AfD „von der Teilnahme an unseren Veranstaltungen ausschließen“]. | |
Ginge es nach dem Bündnis gegen Rechts, müssten sich die Veranstaltenden | |
des Gedenkakts daran orientieren und gerade nicht an irgendeiner | |
vermeintlichen Neutralität: „AfD-Politiker*innen haben bei einer | |
Gedenkveranstaltung für die Opfer des Faschismus nichts zu suchen.“ Stadt | |
und Verein werden aufgefordert, „dafür zu sorgen, dass die | |
Gedenkveranstaltung störungsfrei durchgeführt werden kann, vor allem im | |
Gedenken an die Opfer“. | |
Dass die AfD aus jeder Schlechterbehandlung, sei sie real oder nur gefühlt, | |
einen PR-Coup zu machen versucht: Auch das ist eine Erfahrung aus den | |
vergangenen Jahren. | |
25 Jan 2020 | |
## LINKS | |
[1] /!t5022467/ | |
[2] https://www.braunschweig.de/kultur/erinnerungskultur/gedenkstaette_schillst… | |
[3] https://www.braunschweig.de/politik_verwaltung/politik/ratderstadt/sitzordn… | |
[4] https://buendnisgegenrechts.net/ | |
[5] /Gedenken-an-die-Holocaust-Opfer-mit-AfD/!5653719 | |
[6] https://www.jungewelt.de/artikel/371111.inszenierung-auf-den-r%C3%BCcken-de… | |
[7] https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2018/41570/kz-gedenkstaetten-sperre… | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
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