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# taz.de -- Nordkoreas neuer Außenminister: Ein rüpelhafter Hardliner
> Ri Son Gwon hat viel Erfahrung beim Verhandeln mit der südkoreanischen
> Regierung. Diplomatisches Fingerspitzengefühl ist ihm fremd.
Bild: Trump und Kim Jong Un an der Demarkationslinie in Panmunjom am 30. Juni 2…
Peking taz | Für Donnerstagnachmittag hat das nordkoreanische
Außenministerium die internationalen Botschafter in Pjöngjang zum Empfang
geladen. Ziel der Zusammenkunft ist es, die Diplomaten über die neueste
Rochade an der Spitze des Ministeriums zu unterrichten. Laut dem im
südkoreanischen Seoul ansässigen Fachmedium NK News ist die Personalie
bereits in trockenen Tüchern: Der bisherige Außenminister Ri Yong Ho wird
von seinem nicht mit ihm verwandten Kollegen Ri Son Gwon ersetzt.
Über ihn wissen Experten vor allem, dass er bisher die Kommission zur
friedlichen Vereinigung der Koreanischen Halbinsel geleitet hat. Ob Ri Son
Gwon jedoch jemals im Ausland tätig war, geschweige denn über
Fremdsprachenkenntnisse verfügt, ist unbekannt.
Allerdings verfügt der höchstwahrscheinlich neue Außenminister über
reichhaltige Erfahrungen beim Verhandeln mit der südkoreanischen Regierung.
Im Präsidentensitz in Seoul dürfte Ris Ernennung dennoch nicht gerade für
Anflüge von Euphorie sorgen.
Fest steht: Ri Son Gwon gehört zur jener Fraktion nordkoreanischer
Hardliner, die entgegen internationaler Konventionen eine obszöne
Rüpelsprache verwenden, welche eher an Pausenhof-Streitigkeiten statt
diplomatisches Parkett erinnert.
## Loyalitätsbeweis gegenüber Kim
So hat Ri bereits in der Vergangenheit die südkoreanische Regierung als
„ignoranten und inkompetenten Haufen ohne jegliches Gespür für die
Gegenwart“ bezeichnet. Unter nordkoreanischen Parteikadern gilt es als
Loyalitätsbeweis gegenüber [1][dem „großen Führer“ Kim Jong Un], sich in
der Sprache über die „feindlichen Kräfte im Ausland“ an Kraftausdrücken …
überbieten.
Laut dem übergelaufenen Ex-Diplomaten Thae Yong Ho wurden bis Anfang der
2000er Jahre in internen Papieren des Außenministeriums in Pjöngjang die
Ausdrücke „Yankees“, „Russkis“ und „Schlitzaugen“ verwendet – als
Bezeichnung für Amerikaner, Russen und Chinesen.
„Nordkorea hat einen namhaften, kultivierten Diplomaten gegen einen Militär
ausgewechselt. Das soll Härte vermitteln“, sagt Andray Abrahamian,
Gastforscher an der George-Mason-Universität.
Spätestens seit dem US-Nordkorea-Gipfel in Hanoi vor knapp einem Jahr
gelten die Nuklearverhandlungen zwischen Kim Jong Un und Donald Trump als
gescheitert. Washington verlangt zunächst eine Abrüstung des
nordkoreanischen Atomarsenals, ehe es seine Wirtschaftssanktionen lockert.
Pjöngjang hingegen möchte einen schrittweisen Prozess mit sofortigen
Zugeständnissen.
## Entbehrungsreiche Zeiten
In seiner Neujahrsansprache hat der nordkoreanische Machthaber seine
Bevölkerung daher ausführlich auf entbehrungsreiche Zeiten vorbereitet.
Eine Botschaft, die darauf hindeutet, dass das Regime in Nordkorea sich
wohl zunächst mit dem [2][Status quo der Wirtschaftssanktionen] abgefunden
hat.
Jedoch haben die meisten Experten mit einem „großen Knall“ zu Beginn des
Jahres gerechnet. Schließlich lief mit dem 31. Dezember eine von Kim Jong
Un gesetzte Frist an die US-Regierung aus. Sollte Trump seine
Verhandlungsposition nicht überdenken, werde Nordkorea einen „neuen Weg“
einschlagen“, hieß es. Bislang allerdings sind provokative Waffentests oder
verbale Entgleisungen von Kims Regime ausgeblieben.
Ob sich dies mit dem neuen Außenminister ändern wird? Rüdiger Frank, Leiter
des Bereichs Ostasienwissenschaften an der Universität Wien, will keine
frühen Schlussfolgerungen ziehen. Die Entscheidungsgewalt des
Außenministers sei innerhalb der zentralistischen Regierung Nordkoreas
ohnehin höchst eingeschränkt, schreibt Frank auf Twitter.
Und: „Wer jemals mit Nordkoreanern zusammengearbeitet hat, kann bestätigen,
dass ein und dieselbe Person sowohl sehr liebenswürdig und sehr taff sein
kann – je nachdem, wie die derzeitigen Befehle von oben sind.“
21 Jan 2020
## LINKS
[1] /Nordkorea-will-aufruesten/!5653199
[2] /Neue-US-Sanktionen-gegen-Venezuela/!5616411
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
Nordkorea
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USA
Donald Trump
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