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# taz.de -- Innerdeutsche Fluglinien aus Lübeck: Willkommen, schlechtes Gewiss…
> Von Lübeck Blankensee starten ab Sommer neue Linienflüge nach München und
> Stuttgart. Das ist eine Katastrophe.
Bild: Wer sich heute in den Flieger setzt, muss sich auch mal Vorwürfe anhöre…
Eigentlich müsste ich auf die großen Verkehrsflughäfen dieser Welt oder
zumindest Deutschlands schimpfen: [1][Laut Bundesverband der Deutschen
Luftverkehrswirtschaft] fertigen diese großen Flughäfen über 90 Prozent
aller Passagiere ab und sie wachsen stetig. Es fällt daher leicht zu
fragen: Was gibt der [2][Regionalflughafen Lübeck] da schon für einen
Ausschlag? Nicht der Rede wert, meinen einige und freuen sich auf mehr
Touris am Timmendorfer Strand.
Doch damit machen sie es sich zu leicht. Die Logik ist die gleiche, wie
wenn ich täglich in meiner Mittagspause eine riesige Bratwurst esse und
mein Gewissen mit dem Satz beruhige: „Ich bin eine von Unzähligen.“ Das war
noch nie ein überzeugendes Argument, ist es in diesem Fall nicht und wird
es nie sein. Der Satz offenbart nur ein feiges Verdrängen der eigenen
gesellschaftlichen Verantwortung.
Mit dem Finger auf andere zu zeigen sei leicht, sagt die Sprecherin des
Lübecker Flughafens. Ja, das ist es. Und wir brauchen noch mehr davon.
Zeigen Sie alle bitte mit dem Finger auf die Politiker*innen, auf
Nachbar*innen, auf mich und mein immerhin nur vegetarisches Mittagessen.
Nur zu! Wir müssen uns gegenseitig stressen, damit mehr Bewegung in die
Klimadebatte kommt. Willkommen, schlechtes Gewissen!
Das in Lübeck eingesetzte neue Flugzeug ist effizienter als Düsenjets,
geschenkt. Aber es geht heute nicht mehr um Effizienz, sondern um absolute
Reduktion, um Verzicht. Es geht um das, was noch on top zu unserem
Schadstoffausstoß kommt – oder eben nicht. Und da ist nun mal jeder Flug
einer zu viel. Dass der Marktanteil des Flughafens Blankensee winzig ist,
ist klar. Aber sollte das Angebot gut angenommen werden, könnten ja auch
weitere Linien folgen.
## Es geht um Reduktion, um Verzicht – nicht um Effizienz
Neben dem bedingungslosen Verzicht geht es um Signale aus der Gesellschaft,
Wirtschaft und Politik. Solche, die auf Veränderungen hoffen lassen – und
nicht solche, die noch mehr Menschen zu Kurztrips verführen und
Klimaaktivist*innen in die Verzweiflung treiben. Die Pläne des
Flughafenbetreibers haben beides komplett verfehlt: den Verzicht und die
Symbolwirkung.
Klar kann niemand von einem Flughafenbetreiber erwarten, dass er auf Flüge
verzichtet. Bei so einem Unternehmen gibt es, ähnlich wie bei
Fleischkonzernen und Kohlekraftwerken, nichts zu beschönigen. Aber deswegen
müssen diese auch vehemente Kritik aushalten. Und deswegen zeige ich mit
dem Finger auf den Flughafenbetreiber und sage: „Ihre Entscheidung ist eine
Katastrophe.“ Und ich bin damit nicht allein. Das ist das einzige, was mich
an dieser Nachricht hoffen lässt.
6 Feb 2020
## LINKS
[1] https://www.bdl.aero/de/publikation/bericht-zur-lage-der-branche/
[2] /Innerdeutsche-Linienfluege-aus-Luebeck/!5654822
## AUTOREN
Alina Götz
## TAGS
Regionalflughäfen
Flugscham
Schwerpunkt Klimawandel
Lübeck
Extinction Rebellion
Regionalflughäfen
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