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# taz.de -- Pro und Contra Mit SUVs zur E-Mobilität: Brücke oder Krücke
> VW setzt auf den Verkauf dicker Autos, um die E-Mobilität zu finanzieren.
> Ist das die richtige Strategie? Ein Pro und Contra.
Bild: Der Autobauer VW setzt mehr auf SUVs wie den Atlas Cross Sports. Legitim?
## JA
Sollte es ein Mahnmal zum Gedenken an die Dummheit der Menschheit geben,
man könnte es aus SUVs errichten: Wir haben Klimakatastrophe und viele
fahren in Autos herum, die zwischen [1][14] und [2][25] Prozent mehr
verbrauchen als ein normales Modell, das gleich schnell, gleich komfortabel
und gleich sicher wäre. Nun will VW seinen Anteil an diesen Fahrzeugen
deutlich steigern, weil damit mehr zu verdienen ist und man schließlich
Geld zum Umstieg auf die E-Mobilität braucht. VW-Chef Herbert Diess gab das
auch schon [3][in der taz offen zu].
Aus realpolitischer Sicht ist diese Strategie gut. Wenn man also davon
ausgeht, dass VW kein verantwortlich handelndes Subjekt ist, sondern ein
Konzern, der das Maximum für sich herausholt. VW muss, wie alle Autobauer
in der EU, die CO2-Emissionen seiner Flotten senken. Wenn er mehr
SUV-Modelle verkauft, muss der Konzern also an anderer Stelle kompensieren.
Mehr Elektroautos bauen. Oder Strafe zahlen. Oder, dritte Variante, den
Verbrauch von SUVs schneller senken. Und hier wird es interessant: Außer in
China gibt es in vielen Ländern keine CO2-Grenzwerte für Autos. Doch
weltweit steigt die Nachfrage nach den Spritfressern an.
Die Dummheit der Menschen ist also ein Fakt. Die einzige Hoffnung für den
Planeten besteht darin, die Dummheit zu begrenzen. Soll heißen: Wenn
weltweit immer mehr Menschen SUVs wollen, inklusive der Deutschen, dann
möglichst wenig umweltzerstörerische. Also solche, die aus einem
Wirtschaftsraum wie der EU kommen, in dem der Klimadruck auf die
Autoindustrie global gesehen am größten ist.
Dass VW damit den Umstieg auf die E-Mobilität finanziert und beschleunigt,
scheint schlüssig. Natürlich gehen die SUV-Gewinne auch an Manager*innen
und Aktionär*innen. Aber die EU zwingt die Autobauer zur E-Revolution. Für
Lügen, wie früher, bleibt da für VW wenig Spielraum.
Ingo Arzt
## NEIN
Es ist falsch, dass VW und andere Autobauer auf den steigenden Absatz von
SUVs setzen. Die ManagerInnen behaupten, der Verkauf der besonders
klimaschädlichen Autos sei nötig, um genug Geld für den großen
Transformationsprozess hin zur E-Mobilität zu bekommen. Dabei geht es doch
in erster Linie darum, weiterhin hohe Gewinne für die AnteilseignerInnen zu
erwirtschaften.
Die reichsten Leute Deutschlands beziehen unfassbare Summen aus der
Autoindustrie. Sie haben sich auf Kosten von Klima und Beschäftigten über
Jahrzehnte die Konten gefüllt. Jetzt müssen sie ihren Anteil dafür leisten,
dass aus der schadstoffreichen Branche ein klimaneutraler Wirtschaftszweig
wird. VW hat besondere gesellschaftliche Verantwortung, weil der Staat
Anteilseigner ist.
Die Transformation zur E-Mobilität muss viel rascher gehen und konsequenter
betrieben werden, als es heute der Fall ist. Wer ernsthaft glaubt, er oder
sie könnte diese Umstellung noch um zehn oder sogar mehr Jahre verschieben,
ist als EntscheidungsträgerIn in der Autoindustrie und in der Politik
falsch. Sich hinter den KundInnen zu verschanzen, die angeblich keine
Elektroautos, sondern leistungsstarke und große SUVs wollen, ist
scheinheilig. Bislang wollten stets viel mehr Leute ein E-Fahrzeug, als die
Industrie zu liefern bereit war.
Allerdings: Die Mobilität der Zukunft besteht nicht nur aus der Umstellung
auf Elektroantriebe, sondern aus einem anderen Verständnis von Fortbewegung
mit kollektiven geteilten oder öffentlichen Fahrzeugen. Ein
batteriebetriebener SUV ist auch nicht viel besser als einer mit Auspuff.
Jeder ist einer zu viel. Die meisten nehmen unverschämt viel Raum ein, egal
ob sie fahren oder stehen. Solange die Autoindustrie an ihrem Größer und
Schneller festhält, fährt sie in die falsche Richtung. Der SUV
symbolisiert das. Je schneller überhaupt keiner mehr gebaut wird, desto
besser.
Anja Krüger
7 Jan 2020
## LINKS
[1] https://www.transportenvironment.org/news/4-10-cars-sold-globally-are-suvs-…
[2] https://www.iea.org/commentaries/growing-preference-for-suvs-challenges-emi…
[3] /Aktivistin-und-VW-Chef-im-Streitgespraech/!5622446
## AUTOREN
Ingo Arzt
Anja Krüger
## TAGS
Verkehrswende
Volkswagen
Elektromobilität
SUV
Schwerpunkt Klimawandel
Volkswagen
Konsum
Fiat
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