| # taz.de -- Nach der Tötung General Soleimanis: Bundeswehr setzt Schulungen aus | |
| > Die Bundeswehr hat die Ausbildung von Sicherheitskräften im Irak vorerst | |
| > eingestellt. In der Nacht soll es einen erneuten Luftangriff gegeben | |
| > haben. | |
| Bild: Bundeswehrsoldaten in der Ausbildungseinrichtung Bnaslawa 2016 | |
| Washington/Bagdad/Teheran dpa | Nach der [1][Tötung des iranischen | |
| Top-Generals Qasim Soleimani] bei einem US-Raketenangriff in Bagdad setzt | |
| die Bundeswehr die [2][Ausbildung von Sicherheitskräften] der Kurden und | |
| der Zentralregierung im Irak aus. Eine entsprechende Entscheidung habe das | |
| Hauptquartier der Koalition gegen die Terrormiliz IS zum Schutz der eigenen | |
| Kräfte getroffen, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr den | |
| Obleuten im Verteidigungsausschuss des Bundestages am Freitagabend mit. | |
| Dies sei für alle beteiligten Partnernationen bindend. „Damit ruht | |
| vorübergehend die Ausbildung für die irakischen Sicherheits- und | |
| Streitkräfte im gesamten Irak“, hieß es in der Unterrichtung. Zuvor waren | |
| schon im Zentralirak die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden. Das | |
| Hauptquartier der Militärkoalition ordnete dort Einschränkungen für | |
| Bewegungen am Boden und in der Luft an. | |
| Das deutsche Kontingent für den internationalen Einsatz gegen den IS | |
| („Counter Daesh“) zählt derzeit 415 Männer und Frauen. Geführt wird es a… | |
| Jordanien, wo davon rund 280 Soldaten stationiert sind. Knapp 90 | |
| Bundeswehrleute sind im nordirakischen Kurdengebiet im Einsatz, um dort | |
| kurdische Kräfte auszubilden. | |
| Ihre Schulungen ruhen nun. Im Militärkomplex Tadschi, 30 Kilometer nördlich | |
| der Hauptstadt Bagdad, sind derzeit 27 Bundeswehrsoldaten für die | |
| Ausbildung irakischer Kräfte im Einsatz. Zudem gibt es im Hauptquartier der | |
| Anti-IS-Koalition in Bagdad fünf deutsche Soldaten. | |
| ## Iranische Führung kündigte „schwere Rache“ an | |
| Soleimani, Kommandeur der iranischen Al-Kuds-Brigaden, war in der Nacht zu | |
| Freitag bei einem US-Raketenangriff nahe dem Flughafen der irakischen | |
| Hauptstadt Bagdad getötet worden. Das US-Verteidigungsministerium teilte | |
| mit, der Angriff sei auf Anweisung von Präsident Donald Trump erfolgt, um | |
| weitere Angriffe auf US-Diplomaten und Einsatzkräfte zu verhindern. | |
| Nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad gab es am frühen Samstagmorgen | |
| einem Bericht zufolge einen Luftangriff auf Fahrzeuge. Es werde davon | |
| ausgegangen, dass darin hochrangige Mitglieder schiitischer, vom Iran | |
| unterstützter Milizen gewesen seien, berichtete die Webseite Al-Sumaria | |
| unter Berufung auf Sicherheitskreise. | |
| Bei den Milizen handele es sich um Volksmobilisierungseinheiten von | |
| Al-Hadsch al-Schaabi. Die Miliz stritt ab, dass hochrangige Mitglieder | |
| getötet worden seien. Betroffen sei eine Gruppe Sanitäter, die der Miliz | |
| angeschlossen sei. Weitere Informationen über Opfer gab es zunächst nicht. | |
| Die USA bestätigten die Berichte bisland nicht. | |
| Die iranische Führung hatte nach der Tötung Soleimanis Vergeltung | |
| angekündigt. Ajatollah Ali Chamenei schrieb am Freitag in einem | |
| Beileidsschreiben, die Urheber der Attacke erwarte „eine schwere Rache“. | |
| Auch Irans Präsident Hassan Rohani warnte: „Zweifellos werden der Iran und | |
| andere unabhängige Staaten dieses schreckliche Verbrechen der USA rächen.“ | |
| Außenminister Mohammed Dschwad Sarif sagte auf Twitter voraus, die | |
| Ermordung Soleimanis werde zu einer Eskalation der Krise führen. | |
| Die USA wiederum bezeichneten Soleimanis Tötung als Akt der | |
| Selbstverteidigung. Trump sagte am Freitag, Soleimani habe an „finsteren“ | |
| Angriffsplänen gegen US-Ziele gearbeitet und sei deshalb ausgelöscht | |
| worden. Die USA wollten keinen Regimewechsel im Iran erreichen. Die | |
| Vereinigten Staaten täten aber alles, um die eigenen Diplomaten, Soldaten | |
| und Bürger zu schützen. „Ich bin bereit und vorbereitet, alle notwendigen | |
| Maßnahmen zu ergreifen – und das bezieht sich insbesondere auf den Iran“, | |
| sagte Trump. | |
| Er betonte zugleich, er wolle keinen Krieg mit Teheran. „Wir haben (…) | |
| gehandelt, um einen Krieg zu beenden. Wir haben nicht gehandelt, um einen | |
| Krieg zu beginnen.“ Die Vereinigten Staaten wollten Frieden, Partnerschaft | |
| und Freundschaft mit anderen Ländern. Bei einem Auftritt vor evangelikalen | |
| Unterstützern in Miami sagte Trump am Freitagabend (Ortszeit), die USA | |
| strebten nach Frieden und Harmonie. „Wir sind eine friedliebende Nation.“ | |
| Auch Trumps nationaler Sicherheitsberater, Robert O'Brien, verteidigte den | |
| Schritt. „Dies sollte weiteres Blutvergießen verhindern“, sagte er am | |
| Freitag (Ortszeit). Die USA wollten keinen Krieg mit Teheran. O'Brien | |
| betonte zugleich: „Die Vereinigten Staaten lassen sich nicht einschüchtern | |
| durch Drohungen unserer Gegner.“ | |
| ## Trauerzug für Soleimani | |
| Tausende Iraker haben am Samstag an einem Trauerzug für den ranghohen | |
| iranischen General teilgenommen. Auch der geschäftsführende irakische | |
| Regierungschef Adel Abdel Mahdi und weitere hochrangige Politiker liefen | |
| mit. Angeführt wurde der Zug nach Augenzeugenberichten von irakischen | |
| Milizionären, die irakische Flaggen schwenkten sowie Banner von Milizen, | |
| die vom Iran unterstützt werden. Einige Trauernde riefen anti-amerikanische | |
| Parolen und forderten Vergeltung für den Raketenangriff. | |
| Wegen der neuen Spannungen verlegen die USA zusätzlich mehrere Tausend | |
| Soldaten in die Region. Sie würden angesichts der gestiegenen | |
| Bedrohungslage als „Vorsichtsmaßnahme“ in Iraks Nachbarland Kuwait | |
| stationiert, hieß es am Freitag aus dem US-Verteidigungsministerium. | |
| Übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge handelte es sich um bis zu | |
| 3500 Soldaten. Das Pentagon nannte zunächst keine genaue Zahl. | |
| In den USA ist die Militäroperation gegen Soleimani hoch umstritten. | |
| Hochrangige Republikaner sprangen ihrem Parteifreund Trump zur Seite und | |
| verteidigten die Aktion als gerechte Strafe für einen Feind der USA. | |
| Führende Demokraten warfen der Regierung dagegen vor, ohne Zustimmung des | |
| Kongresses gehandelt zu haben und warnten vor den möglichen Folgen der | |
| Eskalation. Auch international löste die Aktion große Sorge aus – und Angst | |
| vor einem neuen Krieg in Nahost. | |
| Derweil forderte Grünen-Chefin Annalena Baerbock nach der Tötung | |
| Soleimanis, alle deutschen Soldaten aus dem Irak herauszuholen. „Der | |
| Konflikt zwischen den USA und dem Iran eskaliert dramatisch“, sagte | |
| Baerbock der Deutschen Presse-Agentur. Damit sei die Sicherheit der | |
| Soldatinnen und Soldaten im Irak nicht mehr zu gewährleisten. „Wir fordern | |
| die Bundesregierung inständig auf, die sofortige Evakuierung aller | |
| deutschen Truppen einzuleiten.“ Am Irak-Einsatz jetzt festzuhalten, wäre | |
| „schlicht unverantwortlich“. | |
| 4 Jan 2020 | |
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