# taz.de -- Nach Tötung General Soleimanis: Trump warnt Iran | |
> Es gebe eine Liste von 52 Zielen im Iran, so der US-Präsident. Die würden | |
> angegriffen, sollte es zu Racheakten nach der Ermordung Soleimanis | |
> kommen. | |
Bild: Trauerzug für General Soleimani im irakischen Nadschaf | |
WASHINGTON/TEHERAN dpa | Mit scharfen Worten hat US-Präsident Donald Trump | |
den Iran vor Racheakten nach dem tödlichen US-Luftangriff auf [1][General | |
Qasim Soleimani] gewarnt. Für den Fall, dass der Iran US-Bürger oder | |
amerikanische Einrichtungen attackieren sollte, gebe es eine Liste mit 52 | |
wichtigen iranischen Zielen, die dann angegriffen würden, schrieb Trump am | |
Samstag auf Twitter. | |
Die Führung in Teheran hatte Rache geschworen für den Tod Soleimanis, der | |
als bekanntestes Gesicht des iranischen Militärs im Ausland galt und von | |
vielen Landsleuten als Märtyrer betrachtet wird. Zu Trauermärschen und | |
Zeremonien zu seinen Ehren erwarten die iranischen Revolutionsgarden am | |
Sonntag nach eigenen Angaben Millionen Iraner. | |
Auf Twitter richtete Trump martialische Worte an die Iraner, denen er | |
dringend von Vergeltungsakten abriet: Die für die Islamische Republik und | |
deren Kultur teils sehr bedeutsamen Orte auf der Liste würden sonst „sehr | |
schnell und sehr hart angegriffen“, schrieb er in Großbuchstaben – ebenso | |
wie das Wort „Warnung“. Seine Tweet-Serie schloss Trump mit den Worten: | |
„Die USA wollen keine Drohungen mehr!“ | |
Laut US-Regierung erfolgte der [2][Angriff auf Soleimani] in der Nacht zum | |
Freitag in Bagdad, um weitere von ihm geplante Attacken auf US-Diplomaten | |
und Einsatzkräfte zu verhindern. Der Iran sprach von einem „terroristischen | |
Akt“ der USA, für den sie „einen hohen Preis zahlen“ würden. Sollte es … | |
Angriffen auf US-Ziele im Irak oder anderen Ländern des Nahen Ostens | |
kommen, droht eine folgenschwere Spirale der Gewalt – wie auch Trumps | |
jüngste Drohung unterstreicht. | |
## Anspielung auf Botschaftsbesetzung | |
Trump begründete die Zahl der 52 ausgewählten Zielorte mit „jenen 52 | |
amerikanischen Geiseln, die der Iran vor vielen Jahren genommen hat“ – eine | |
Anspielung auf die Besetzung der US-Botschaft in Teheran im November 1979. | |
Aus Protest gegen die Aufnahme des gestürzten Schahs in den USA hatten | |
iranische Studenten damals 52 Angehörige der US-Botschaft als Geiseln | |
genommen und die Auslieferung des Schahs gefordert. | |
Washington verhängte Sanktionen, die Geiselnahme endete nach 444 Tagen. | |
Wegen der Botschaftsbesetzung brachen die USA die diplomatischen | |
Beziehungen zum Iran ab. Hardliner im Iran feiern die Besetzung immer noch | |
als revolutionäre Heldentat und Sieg über den US-Imperialismus. | |
Der Tod Soleimanis, des Kommandeurs der iranischen Al-Kuds-Brigaden, hat | |
die schweren Spannungen in der ohnehin konfliktreichen Region nochmals | |
verschärft. Das irakische Parlament berät am Sonntag in einer | |
Dringlichkeitssitzung über Forderungen nach einem Abzug der rund 5000 | |
verbliebenen US-Truppen im Land. | |
Der geschäftsführende Regierungschef Adel Abdel Mahdi sprach von | |
„angemessenen Maßnahmen“, um „die Würde des Irak und dessen Sicherheit … | |
Souveränität“ zu erhalten. Vize-Parlamentssprecher Hassan al-Kabi sagte: | |
„Es ist Zeit, dem Leichtsinn und der Arroganz der USA ein Ende zu | |
bereiten.“ | |
## Tausende Iraker nehmen am Trauerzug teil | |
Tausende Iraker hatten am Samstag an einem Trauerzug für Soleimani | |
teilgenommen, darunter viele Spitzenpolitiker. Angeführt wurde der Zug nach | |
Augenzeugenberichten von Milizionären, die irakische Flaggen sowie Banner | |
von Milizen schwenkten, die vom Iran unterstützt werden. Einige riefen | |
anti-amerikanische Parolen wie „Tod für Amerika“ und forderten Vergeltung | |
für den US-Angriff. | |
Ein Komplettabzug der US-Truppen aus dem Irak ist zwar eher | |
unwahrscheinlich, doch könnte sich eine anti-amerikanische Stimmung in dem | |
Krisenland festigen. Das allein wäre aus Sicht des Irans, der großen | |
Einfluss im Irak hat, schon ein politischer Erfolg. Zudem befürchten | |
Experten, dass Teheran mithilfe verbündeter schiitischer Milizen im Irak | |
militärisch Rache an den USA nehmen könnte. | |
Am Samstagabend schlugen nahe dem Luftwaffenstützpunkt Al-Balad, auf dem | |
auch US-Soldaten untergebracht sind, sowie nahe einer weiteren Basis im | |
Stadtzentrum Bagdads zwei Raketen ein. Die Sicherheitsvorkehrungen an | |
Stützpunkten im Irak wurden zusätzlich hochgefahren, wie ein Sprecher des | |
US-geführten Militäreinsatzes „Operation Inherent Resolve“ (OIR) daraufhin | |
mitteilte. US-Soldaten kamen bei den Attacken, deren Hintermänner zunächst | |
im Dunkeln blieben, anscheinend nicht zu Schaden. | |
Im Iran sollten am Sonntag unter anderem in der Pilgerstadt Maschad sowie | |
in Teheran Trauerzeremonien für Soleimani stattfinden. Zu der Zeremonie in | |
der Hauptstadt wurde am Abend auch die iranische Führung erwartet. | |
Soleimani soll am Dienstag in seinem Geburtsort Kerman im Südostiran | |
beigesetzt werden. | |
5 Jan 2020 | |
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