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# taz.de -- Vorstoß für faire IT-Hardware: Sozialer klicken
> Die Verwaltung soll auf sozialverträglich produzierte IT-Hardware
> umsteigen. Die grüne Fraktion hat dazu jetzt einen Antrag vorgelegt.
Bild: Eine verantwortlich hergestellte Maus kann die Keimzelle für ganz viel f…
Faire Computermäuse, aber auch andere unter menschenwürdigen Bedingungen
hergestellte IT-Produkte sollen künftig standardmäßig von der Berliner
Verwaltung eingesetzt werden. Die Grünen-Fraktion hat einen entsprechenden
Antrag beschlossen, der der taz vorliegt. Er soll in den kommenden Wochen
mit den Koalitionspartnern abgestimmt und dann vom Abgeordnetenhaus
verabschiedet werden.
„Als Fair-Trade-Town muss Berlin Vorbild sein und da, wo faire IT verfügbar
ist, diese nutzen“, so die Abgeordneten Georg Kössler und Stefan Ziller,
die den Antrag formuliert haben. Die beiden verweisen auf die Verwaltung
der grünen Wirtschaftssenatorin Ramona Pop, die bereits eine
Selbstverpflichtung ausgesprochen hat, auf faire IT umzusteigen. „Das Land
bestellt in solchen Mengen, dass wir damit die Nachfrage nach fairer IT
wirklich anregen können“, finden Kössler und Ziller.
Dass es so etwas wie faire IT-Hardware überhaupt gibt, hat sich noch gar
nicht überall herumgesprochen. Verfügbar ist sie auch erst in Ansätzen –
etwa in Form der Mäuse des bayerischen Start-ups „Nager IT“, die mit dem
derzeit erreichbaren Maximum bei den Arbeitsstandards hergestellt werden.
Das bezieht sich nicht nur auf die Montage, sondern auch auf die
enthaltenen Rohstoffe, zum Beispiel das Zinn der Lötverbindungen.
[1][Wie eine Anfrage von Kössler und Ziller im Juli ergab], führt das
IT-Dienstleistungszentrum der Berliner Verwaltung (ITDZ), die fairen Mäuse
bereits in seinem Katalog. Sie können damit von allen Einheiten der
Berliner Verwaltung geordert werden – nur geschieht das bislang extrem
selten: Von den seit 2016 beim ITDZ bestellten rund 20.000 Mäusen kamen
gerade einmal 86 Stück von Nager IT.
## Viele wissen es gar nicht
Der nun vorgelegte Antrag der Grünen unter dem Titel
„Sozial-verantwortliche IT im öffentlichen Sektor – Förderung einer
nachhaltigen Digitalisierung“ fordert die Senatsverwaltungen und ihre
nachgeordneten Behörden unter anderem zur Selbstverpflichtung auf, „maximal
mögliche sozialverantwortliche IT“ zu beschaffen und auch ihre
MitarbeiterInnen dahingehend zu schulen. „Das Problem ist zurzeit: Viele
Leute wissen nicht, dass es faire IT gibt, oder sie denken, sie müssten
immer das billigste Produkt bestellen“, so Georg Kössler zu taz. „Das ist
aber gar nicht der Fall.“
Die Bestellquote fairer IT soll andererseits auch über ein Anreizsystem –
etwa in Form von Rabatten oder Zuschüssen – erhöht werden. Auch würden alle
fairen Produkte im Webshop des ITDZ künftig an exponierter Stelle
abgebildet. Das Dienstleistungszentrum soll zusammen mit
zivilgesellschaftlichen Organisationen ein Monitoring der Ausschreibungen
und des Produktkatalogs hin zu mehr Fairness durchführen.
Mittelfristig erhofft sich Kössler aber auch viel von der laufenden Reform
des Berliner Vergabegesetzes. Der Entwurf des Senats sehe vor, dass eine
Verordnung zur fairen Beschaffung zu erarbeiten ist, analog zur bereits
existierenden Verwaltungsverordnung zur umweltverträglichen Beschaffung.
Wenn aus dieser allerdings die Bagatellgrenze von 10.000 Euro Bestellwert
übernommen werden sollte, dürfte Dissens programmiert sein: Die wird von
den Grünen bereits heftig kritisiert, weil sie die Wirksamkeit der
Verordnung stark einschränke.
14 Jan 2020
## LINKS
[1] /Computermaeuse/!5611545
## AUTOREN
Claudius Prößer
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Informationstechnologie
Computer
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