# taz.de -- Großbritannien nach der Wahl: Johnson im Glück | |
> Der britische Premier lässt sich am Samstag in einstigen | |
> Labour-Hochburgen feiern. Er wolle, dass sich das Land sein „nationales | |
> Selbstbewusstsein“ zurückhole. | |
Bild: So sehr im Siegestaumel, dass er sogar Hunde küsst: der britische Premie… | |
LONDON dpa | Als strahlender Wahlsieger hat sich der britische | |
Premierminister Boris Johnson am Samstag im Norden Englands feiern lassen. | |
Die [1][Konservativen hatten bei der Parlamentswahl] am Donnerstag in den | |
ehemaligen Bergarbeiter- und Industrieregionen Wahlkreise gewonnen, die | |
seit Menschengedenken in den Händen der Arbeiterpartei Labour gewesen | |
waren. Deren Chef Jeremy Corbyn kam unter wachsenden Druck, Verantwortung | |
für die schwerste Niederlage seit mehr als 80 Jahren zu übernehmen und | |
zurückzutreten. | |
Johnson sprach in Sedgefield rund 400 Kilometer nördlich von London in | |
einem Cricketclub vor mehreren Dutzend Anhängern. Es war der einstige | |
Wahlkreis von Labour-Premier Tony Blair, der an die Konservativen gefallen | |
war. „Ihr habt die politische Landkarte verändert“, rief Johnson. Er | |
versprach wie im Wahlkampf Investitionen in Infrastruktur, in Schulbildung | |
und moderne Technologie. Er stellte [2][Freihäfen und Freihandel in | |
Aussicht.] | |
„Wir werden uns unser nationales Selbstbewusstsein zurückholen“, sagte | |
Johnson. „Es brechen wunderbare Zeiten für unser Land an.“ Die | |
Konservativen haben 47 Sitze dazugewonnen und haben jetzt eine satte | |
absolute Mehrheit im Unterhaus. | |
## Corbyn: „Habe alles getan, um die Partei gut zu führen“ | |
Die abgewählte Labour-Abgeordnete Anna Turley sagte dem Radiosender BBC | |
Radio 4, in ihrem Wahlkreis sei Corbyn das größte Problem gewesen. Leute, | |
die ihr Leben lang Labour gewählt haben, hätten gesagt: „Ich kann einfach | |
nicht dafür stimmen, dass der Mann Premierminister wird.“ Der frühere | |
Labour-Innenminister David Blunkett machte in der Daily Mail Corbyn und | |
eine Clique seiner Berater für das verheerende Ergebnis verantwortlich. Er | |
monierte: „Keine Reue, keine Entschuldigung von Jeremy Corbyn.“ Er bemühte | |
einen alten Spruch: „Im Namen Gottes: geh! – Und geh schnell.“ | |
Corbyns Söhne brachen dagegen auf Twitter eine Lanze für ihren Vater. Ihr | |
Vater sei von seinen Gegnern auf gemeine Weise angefeindet worden. Corbyn | |
übernahm keine Verantwortung für die Niederlage. Er sagte vielmehr, er habe | |
alles getan, um die Partei gut zu führen. Er will den nötigen | |
Reflexionsprozess noch als Parteichef begleiten und nächstes Jahr | |
zurücktreten. | |
Während Johnsons Brexitkurs – abgesehen von dem geplanten Austritt aus der | |
EU am 31. Januar – noch unklar ist, machte er seine Haltung zu schottischen | |
Abspaltungstendenzen sehr klar. Im Telefonat mit der schottischen | |
Regierungschefin Nicola Sturgeon erteilte er deren Plänen für ein neues | |
Unabhängigkeitsreferendum eine Absage, wie ein Regierungssprecher sagte. | |
Sturgeon, die den Konservativen mit ihrer Schottischen Nationalpartei (SNP) | |
mehrere Parlamentssitze abnahm, will trotzdem ein Referendum vorbereiten. | |
Johnson müsse das Recht der Schotten auf Selbstbestimmung respektieren, | |
sagte sie. Bei einem Referendum 2014 hatte sich die Mehrheit für einen | |
Verbleib im Vereinigten Königreich (England, Schottland, Wales, Nordirland) | |
ausgesprochen. [3][Mit dem EU-Austritt, den die Schotten abgelehnt haben], | |
habe sich die Lage aber geändert, argumentiert Sturgeon. | |
14 Dec 2019 | |
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