| # taz.de -- Bundestag verschärft das Waffenrecht: Waffe erst nach Überprüfung | |
| > Waffenkäufer werden künftig vom Verfassungsschutz überprüft. Die Länder | |
| > können Verbotszonen an belebten Plätzen einrichten. | |
| Bild: Muss das wirklich sein? Ob jemand eine Waffe braucht, wird alle fünf Jah… | |
| Berlin taz | Das Waffenrecht wird verschärft. Wer künftig eine Waffe | |
| erwerben möchte, muss sich einer Prüfung durch den Verfassungsschutz | |
| unterziehen. Mitglieder von verfassungsfeindlichen Organisationen können | |
| als „unzuverlässig“ eingestuft und entwaffnet werden. Der Bundestag | |
| verabschiedete am Freitag den entsprechenden Gesetzesentwurf. Innenminister | |
| Horst Seehofer (CSU) freute sich, „die Sicherheit in unserem Land weiter | |
| erhöhen“ zu können. | |
| Das Gesetz dient zunächst zur Umsetzung der im Jahr 2017 geänderten | |
| EU-Feuerwaffenrichtlinie. Durch diese Richtlinie soll die illegale | |
| Beschaffung und Nutzung von Schusswaffen für terroristische und kriminelle | |
| Zwecke erschwert werden. | |
| Neben der Prüfung durch den Verfassungsschutz prüfen Behörden zudem alle | |
| fünf Jahre, ob weiterhin ein Bedürfnis für den Besitz von Waffen vorliegt. | |
| Nach erheblicher Kritik aus den Reihen von Schützenverbänden wird diese | |
| Prüfung weniger streng ausfallen. Sportschützen müssen nach zehn Jahren | |
| nicht mehr nachweisen, dass sie eine Waffe brauchen. Es genügt der | |
| Nachweis, dass der Schütze Mitglied in einem Schießsportverein ist. | |
| Walter Wolpert, Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes, begrüßt das | |
| Entgegenkommen: „Die Sportschützen können zufrieden sein. Der | |
| Bedürfnisnachweis ist praktikabel und umsetzbar.“ | |
| ## Schützenverband bemängelt Unklarheiten | |
| Um der EU-Richtlinie für Schusswaffen gerecht zu werden, wird zudem das | |
| nationale Waffenregister ausgebaut. Künftig soll der gesamte Lebenszyklus | |
| einer Waffe, von der Herstellung bis zur Vernichtung, behördlich | |
| nachverfolgbar sein. Damit wird die [1][Rückverfolgung von Waffen] zu ihrem | |
| Besitzer erleichtert. | |
| Eine weitere Verschärfung betrifft die Größe der Magazine. Dem Gesetzestext | |
| zufolge sollen künftig „bestimmte große Magazine“ verboten werden. Die | |
| Koalitionsparteien wollen so die Nutzung großer Magazine bei | |
| Terroranschlägen verhindern. | |
| Wolpert vom Schützenbund moniert Unklarheiten: „Dem Schützen fällt es | |
| schwer, die Magazine entsprechend zuzuordnen. Auch Experten können kaum | |
| einschätzen, welche Magazine nun verboten sind und welche nicht“, so | |
| Wolpert zur taz. | |
| Mit dem neuen Gesetz werden die Bundesländer ebenfalls ermächtigt, an | |
| belebten öffentlichen Orten sowie in Bildungseinrichtungen Waffen- und | |
| Messerverbotszonen einzurichten – ein Kann, kein Muss. Die AfD-Fraktion | |
| sieht hier dennoch die Freiheit der Bürger eingeschränkt und votierte gegen | |
| den Gesetzentwurf. | |
| Auch die FDP stimmte dagegen. „Wer sich in rechtsextremen Vereinen | |
| engagiert, der darf keinen Zugang zu Schusswaffen haben“, stimmt der | |
| FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle der Bundesregierung zu. Es gebe aber | |
| nun einen Generalverdacht gegen legalen Waffenbesitz. Kuhle bezweifelte | |
| außerdem die Wirksamkeit von Waffenverbotszonen. Linke und Grüne enthielten | |
| sich im Plenum. | |
| 13 Dec 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jonas Julino | |
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