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# taz.de -- Umsetzung der Impfpflicht: Nicht zu Ende gedacht
> Erst jetzt dämmert vielen Befürworter*innen der Impflicht, dass es keine
> gute Idee ist, die Kindergärten zur Kontrollinstanz zu machen.
Bild: Kontrolle per Impfpass – nur wer soll sich den zeigen lassen?
Wer die Berichterstattung über die Masern-Impfpflicht verfolgt hat, kann
nur staunen. Selbst Kolleg*innen in Medien, die gegenüber
Gesundheitsminister Jens Zack-Zack-Zack Spahn (CDU) eine natürliche
Grundskepsis an den Tag legen, haben die [1][Impfpflicht] begrüßt wie die
Aussicht auf vierwöchigen bezahlten Sonderurlaub.
Denn die Impfpflicht, so die schlichte wie schlecht belegbare These, würde
ein für alle Mal mit Masern-Ausbrüchen in Deutschland aufräumen. Und wir
könnten wieder guten Gewissens in Länder fliegen, in denen nicht 93 Prozent
der Schulanfänger*innen einen vollständigen Impfschutz gegen Masern haben.
Sondern weniger. In Südafrika und Indonesien hatten [2][nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation] nicht einmal 80 Prozent der Einjährigen die
erste Impfung erhalten.
Und jetzt ist sie da, die heiß ersehnte Impfpflicht – und plötzlich fällt
auf, dass jemand sie exekutieren muss. Und dass es vielleicht doch nicht so
gut ist, das den Leiter*innen von Kindergärten und Schulen aufzulegen, wie
es das Gesetz vorsieht. So wie es übrigens von Anfang an geplant war, das
war keine kurz vor Schluss ins Gesetz hineingeschriebene Gemeinheit.
Es gab genug Sachverständige, die in diesem Jahr darauf hingewiesen haben,
dass Kindergärten kein verlängerter Arm der Seuchenschutzbehörden sein
dürfen – weil die Arbeit mit Eltern und Kindern auf einem
Vertrauensverhältnis fußt. Aber das hat die abstimmenden
Parlamentarier*innen offenbar genauso wenig irritiert wie die Frage danach,
wie man mit Lehrer*innen und Erzieher*innen verfahren soll, die sich
einfach nicht impfen lassen wollen.
Wird schon, passt schon, stellt euch nicht so an, ist ja im Sinne der
Allgemeinheit – irgendwie so muss es den Leitartikler*innen und anderen
Impfpflicht-Befürworter*innen durch den Kopf gegangen sein. Es ist davon
auszugehen, dass sich ein nicht kleiner Teil von ihnen darüber gefreut hat,
es den Globuli schluckenden Wollpulloverträger*innen mal so richtig zu
geben. Es ist ein liebevoll gepflegtes Klischee, dass alle
Waldorf-Freund*innen mit ihren Kindern auf Masern-Partys gehen und sich
einen Dreck um die Gesundheit anderer scheren. Wer will da noch wissen,
dass der [3][Anteil der totalen Impfverweigerer bei einem Prozent] liegt,
Tendenz sinkend? Oder dass die Impflücken vor allem bei jungen Erwachsenen
bestehen?
Aber stimmt, die erwischt man jetzt mit dem Gesetz auch. Jedenfalls
diejenigen, die mit Kindern oder im Krankenhaus arbeiten. Und die anderen –
sind hoffentlich durch die Berichterstattung mit imprägniert.
10 Dec 2019
## LINKS
[1] /Jens-Spahn-will-Masern-bekaempfen/!5638315
[2] http://gamapserver.who.int/mapLibrary/Files/Maps/global_mcv1_coverage_2017.…
[3] /Kommentar-Anstieg-von-Masern/!5589593
## AUTOREN
Eiken Bruhn
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Kommentar
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