# taz.de -- Standort des „Arisierungs“-Mahnmals: Am Tiefer oder an der Schl… | |
> Für das Bremer „Arisierungs“-Mahnmal gibt es zwei mögliche Standorte. D… | |
> jeweils anvisierte Prüfmodus könnte allerdings einen schon ausschließen. | |
Bild: Topografisch und historisch ein passender Mahnmal-Ort: die Weserarkaden, … | |
BREMEN taz | Für das Bremer „Arisierungs“-Mahnmal gibt es nun offiziell | |
zwei Standort-Optionen: Die Kulturdeputation hat einen entsprechenden | |
Bericht des Ressorts zur Kenntnis genommen. Nach den Schlachte-Stufen soll | |
nun auch ein möglicher Standort am Tiefer geprüft werden: etwas | |
weserabwärts des Theaterschiffs, zwischen Kaisenbrücke und Weserarkaden. | |
Fraglich ist allerdings, ob die Tiefer-Option angesichts sehr hoch | |
angesetzter Prüfkosten tatsächlich eine Chance hat. | |
Das Mahnmal thematisiert die materielle Dimension der Judenverfolgung, | |
deren Bedeutung für die breite Zustimmung zur „rassischen“ Verfolgung und | |
letztlich für die Stabilität des NS-Staates: Das „Dritte Reich“ | |
funktionierte auch als Beute-Gemeinschaft. | |
Jeder Ort in Deutschland hätte daher Anlass, ein „Arisierungs“-Mahnmal zu | |
diskutieren. Bremens besondere Rolle in diesem Kontext bezieht sich auf die | |
Logistik der „Verwertung“ jüdischen Eigentums. Dazu gehört die erzwungene | |
Massenauswanderung über Bremerhaven, wo viele Flüchtende ihr Eigentum | |
zurücklassen mussten – und insbesondere die monopolhafte Stellung der | |
Spedition Kühne+Nagel beim Abtransport jüdischen Eigentums aus dem | |
besetzten Westeuropa. | |
Bremen war seinerzeit Hauptsitz des Logistik-Konzerns. Mehrheitseigner | |
Klaus-Michael Kühne führt den Erinnerungsbedarf eindringlich vor Augen, | |
indem er beharrlich die NS-Profite seines Unternehmens bagatellisiert. | |
Anfangs wurden diese sogar komplett geleugnet. | |
All das gerät angesichts der breit diskutierten Frage nach dem Standort für | |
das Mahnmal gelegentlich in den Hintergrund. Auf einer nächtlichen Sitzung | |
hatte sich der Koalitionsausschuss der vorigen Regierung für den Einbau in | |
die Schlachte-Sitzstufen ausgesprochen, als scheinbar einzig möglichen | |
Kompromiss. | |
Der allerdings birgt zwei Probleme: Es handelt sich um einen bereits | |
intensiv genutzten Ort. Und der Mahnmalentwurf lässt sich dort nur | |
eingeschränkt umsetzen. Er besteht aus zwei rechtwinklig aufeinander | |
treffenden Sichtachsen, benötigt daher eine möglichst hohe Geländekante. | |
Evin Oettingshausen, von der der Entwurf stammt, macht sich daher gemeinsam | |
mit der Jüdischen Gemeinde und der Mahnmal-Initiative, die aus der taz | |
entstanden ist, für eine Prüfung des Standorts am Tiefer stark. Auch der | |
zuständige Ortsbeirat Mitte signalisierte Zustimmung. Das fand Eingang in | |
den neuen Koalitionsvertrag, der eine „gleichwertige“ Prüfung beider Orte | |
fordert. | |
Doch laut Kulturressort können die bereits bewilligten 50.000 Euro allein | |
für die Schlachte-Planung ausgegeben werden. Für die Prüfung am Tiefer | |
seien weitere 60.000 Euro erforderlich. Eine leicht finanzierbare | |
Vorprüfung, wie sie an der Schlachte als ohnehin notwendige | |
Planungsvorbereitung durchgeführt wurde, lehnt das Ressort für den Tiefer | |
ab, mit einer überraschenden Begründung: Von den per Schlachte-Vorprüfung | |
ermittelten Gesamtkosten von 660.000 Euro könne es Abweichungen „um mehrere | |
Hunderttausend Euro“ geben. | |
Dennoch basiert auf eben dieser Vorprüfung der gesamte weitere | |
Planungsprozess, der für die Schlachtestufen durchgezogen werden soll. | |
Synergien mit der im Sommer anstehenden Arkadensanierung am Tiefer, für die | |
1,2 Millionen Euro aus Bundesmitteln zur Verfügung stehen, werden somit | |
sehr unwahrscheinlich. | |
12 Dec 2019 | |
## AUTOREN | |
Henning Bleyl | |
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