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# taz.de -- Neuer Ort für „Arisierungs“-Mahnmal?: Gedenken abseits der Par…
> Für ein Bremer „Arisierungs“-Mahnmal schlagen die Initiator*innen einen
> neuen, alternativen Standort an der Wilhelm-Kaisen-Brücke vor.
Bild: Alternativer Mahnmal-Standort? Künstlerin Angie* Oettingshausen (v.l.), …
Bremen taz | Für das Bremer „Arisierungs“-Mahnmal haben die Künstlerin und
der Initiator des Mahnmals einen neuen Standort ins Spiel gebracht. Aus
ihrer Sicht würde ein Bau direkt an der Wilhelm-Kaisen-Brücke der
künstlerischen Absicht stärker gerecht als nahe der Teerhof-Brücke, wie es
bisher geplant ist. Der Alternativ-Ort läge gegenüber dem Stammsitz der
Logistik-Firma Kühne+Nagel, die während des Nationalsozialismus das Monopol
auf den Abtransport jüdischen Eigentums in Westeuropa besaß.
Elvira Noa, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, begrüßte den Vorschlag.
„Dieser Standort gefällt uns wesentlich besser“, sagte sie am Montag bei
einem Pressegespräch an der Kaisen-Brücke. Der von der rot-grünen Koalition
vorgesehene Ort an der Schlachte eigne sich nicht für ein Gedenken, weil
dort viele Leute feierten.
Der vorgesehene Entwurf für ein Mahnmal stammt von der Architektin Angie*
Oettingshausen. Er besteht aus zwei rechtwinklig aufeinander treffenden
Sichtschächten. Von oben betrachtet ist lediglich ein leerer Raum zu sehen,
von der Seite her sind Schattenrisse ehemals vorhandener
Einrichtungsgegenstände zu erkennen.
Oettingshausen verweist darauf, dass man an der Schlachte auf einen Schacht
von etwa 3,15 Meter komme, an der Kaisen-Brücke eine Tiefe von etwa 6
Metern zu erreichen wäre. „Der dadurch mögliche vertikale Sichtschacht
symbolisiert die Geschichtslücken, seine Tiefe verweist auf die
vielschichtigen Spuren der Enteignungskontexte.“
Henning Bleyl, der das Mahnmal 2015 damals noch als taz-Redakteur initiiert
hatte, und Oettingshausen hoffen, dass der Ortsbeirat und die
Kulturdeputation für den neuen Standort-Vorschlag einen Prüfauftrag
billigen. Die Kosten schätzt Bleyl auf rund 6.000 Euro.
Am heutigen Dienstag steht ein Sachstandsbericht zum „Arisierungs“-Mahnmal
auf der Tagesordnung der Kulturdeputation. Ob allerdings auch ein neuer
Prüfauftrag debattiert wird? Der SPD-Kulturdeputierte Arno Gottschalk
zögerte am Montag, sich zu dem neuen Vorschlag zu äußern. Er wolle darüber
erst mit seiner Fraktion beraten. Auch die grüne Kulturdeputierte Kai
Wargalla verwies darauf, sich noch abstimmen zu müssen. „Es ist ein
interessanter Vorschlag, den man sich anschauen sollte“, sagte Wargalla.
Für die Vorsitzende der Kulturdeputation, Linken-Abgeordnete Miriam
Strunge, kommt der neue Vorschlag zu spät. „Ich befürchte, dass sich damit
die Realisierung des Mahnmals nur weiter verzögern könnte.“ Der
CDU-Kulturpolitiker Claas Rohmeyer erklärte, er werde den Vorschlag in der
Deputation thematisieren. Allerdings: „Das Thema ist durch unwürdige
Auseinandersetzungen innerhalb der Koalition vorbelastet“, sagte Rohmeyer.
## Synergie-Effekte erhofft
Der vorgesehene Standort für ein Bremer „Arisierungs“-Mahnmal ist ein
Kompromiss, der in einem Koalitionsausschuss im März 2017 gefunden wurde.
Die SPD hatte es abgelehnt, ein Mahnmal direkt am Stammsitz von Kühne +
Nagel zu errichten, weil nicht ein einzelnes Unternehmen angeklagt werden
sollte. Im Gespräch war auch ein Standort vor der Jugendherberge sowie an
der Grenzstraße. Das kam für die Grünen nicht in Frage.
660.000 Euro soll das Mahnmal kosten. Deutlich günstiger wäre es gewesen,
wenn es am Standort unterhalb von Kühne und Nagel realisiert worden wäre.
Zwischenzeitlich gab es die Hoffnung, dass durch eine anstehende
Hochwasserschutz-Sanierung Synergie-Effekte den Bau günstiger machen
könnten.
Allerdings sei mittlerweile klar, dass die Hochwasser-Sanierung frühestens
in drei bis fünf Jahren beginnen werde, erklärte Mahnmal-Initiator Bleyl.
Er erhofft sich daher Synergie-Effekte durch die Sanierung der maroden
Arkade an der östlichen Seite der Kaisen-Brücke, die noch in diesem Jahr
anstünden. Die Nähe zu dem Bauwerk ist für ihn dabei ein weiteres
historisches Argument für den alternativen Ort: „Die Arkaden dienten als
Kranplattform der Entladung von Binnenschiffen. Auch das geraubte jüdische
Eigentum etwa aus Amsterdam und Antwerpen wurde zu großen Teilen in
Binnenschiffen transportiert.“
30 Apr 2019
## AUTOREN
Jean-Philipp Baeck
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