# taz.de -- Oslo genehmigt umstrittene Kupfermine: Der Fjord als Müllkippe | |
> Norwegens Regierung gibt grünes Licht für den Betrieb einer Kupfermine. | |
> Deren Giftschlamm soll in einen Meeresarm eingeleitet werden. | |
Bild: Repparfjord in Lappland | |
STOCKHOLM taz | Für Silje Ask Lundberg, die Vorsitzende des | |
Naturschutzverbands [1][Naturvernforbundet], ist es „eines der | |
umweltschädlichsten Industrieprojekte der norwegischen Geschichte“, zu dem | |
die Regierung in Oslo grünes Licht gegeben hat. Am Ufer des Repparfjords, | |
150 Kilometer vom Nordkap entfernt, dürfen ab dem kommenden Jahr Betreiber | |
einer Kupfermine die dortigen Vorkommen ausbeuten. Der mit Schwermetallen | |
und giftigen Chemikalien belastete Grubenschlamm, der dabei anfällt, soll | |
einfach im Fjord landen. | |
Es geht um keine geringen Müllmengen. Zwei Millionen Tonnen pro Jahr sind | |
genehmigt. Das wären bei einem bis zur Erschöpfung des Vorkommens | |
geschätzten Minenbetrieb von 15 Jahren insgesamt 30 Millionen Tonnen. Eine | |
meterdicke Schlammschicht würde das Leben auf dem Meeresboden ersticken. | |
Mit den Strömungen kann sich die Giftlast über weite Bereiche ausbreiten | |
und über Meerestiere in der menschlichen Nahrungskette landen. | |
Jahrelang haben Umweltschutz- und Fischereivereinigungen gegen die Pläne | |
gekämpft. Die staatliche Meeresforschungsbehörde Havforskningsinstituttet | |
warnte vor „umfassender physischer und chemischer Verunreinigung“ des | |
Fjords und empfahl, den Betrieb nicht zu genehmigen. Der Widerstand blieb | |
vergeblich, ebenso wie eine Klage des Sami-Parlaments. Denn auch die Sami | |
werden betroffen sein, weil der Minenbetrieb ihre Rentierzucht teilweise | |
unmöglich machen wird. | |
Den Repparfjord, der eine wichtige „Kinderstube“ für atlantischen Wildlachs | |
und Küstenkabeljau sei und in dem sich auch Wale aufhielten, als Müllkippe | |
zu missbrauchen sei ein Unding, kritisiert Lundberg. Das sei eine | |
„vorgestrige Industriepolitik, die kurzfristigen ökonomischen Profit“ vor | |
die Rücksicht auf Naturwerte stelle. Man sei keineswegs grundsätzlich gegen | |
Grubenbetrieb, aber gegen einen, „der die Umwelt vergiftet und bei dem die | |
Rechte indigener Völker unter die Räder kommen.“ | |
## Nur vier Länder leiten noch Grubenabfälle ins Meer | |
Oslo bestreitet nicht, dass die Umwelt Schaden erleiden wird. Laut | |
Industrieminister Torbjørn Røe Isaksen werde man sich aber bemühen, den so | |
„gering wie möglich“ zu halten. Kupfer sei nun einmal [2][wichtig für die | |
Elektromobilität] und damit für den von Europa angestrebten „Green Deal“. | |
Das rechtfertige nicht das Mülldumping im Fjord, antwortet Lundberg: Es | |
gebe Alternativen. Eine Deponie im Felsgestein sei möglich. Und halte man | |
das für zu teuer, solle man auf einen Minenbetrieb, der ein Promille der | |
weltweiten Kupferproduktion repräsentiere, verzichten. | |
Neben Norwegen leiten nur noch drei Länder Grubenabfälle ins Meer: | |
Papua-Neuguinea, Indonesien und die Türkei. Bei der Jahrestagung der | |
[3][Weltnaturschutzorganisation ICUN 2016 in Honolulu] lehnten Norwegen und | |
die Türkei als einzige Teilnehmerstaaten eine auch von Russland und China | |
unterstützte Resolution gegen solche „Meeresdeponien“ für Erzrückstände… | |
2 Dec 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://naturvernforbundet.no/ | |
[2] /Verantwortung-fuer-Bergbau-Folgen/!5574965 | |
[3] https://www.iucn.org/theme/forests/events/past-events/iucn-congress-2016 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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