| # taz.de -- Kupfermine in Norwegen ohne Abnehmer: Jubel im Reppar-Fjord | |
| > Der Hamburger Konzern Aurubis springt vom Vertrag mit einer Kupfermine in | |
| > Norwegen ab. Die lokale Bevölkerung der Samen hatte das Projekt | |
| > kritisiert. | |
| Bild: Ein Same repariert einen Zaun, vorerst ohne Kupfermine in seiner Nähe | |
| Stockholm taz | Eine Pressemitteilung aus Hamburg löste am Donnerstagabend | |
| in einem Zeltlager 2.000 km weiter nördlich Jubel aus. „Das dürfte der | |
| Gnadenstoss für das Projekt sein“, freute sich Therese Hugstmyr Woie, die | |
| Vorsitzende der norwegischen Naturschutzorganisation „Natur og Ungdom“. | |
| Vor allem deren Mitglieder sind es, die seit Juni mit Protestaktionen wie | |
| dem Festketten an Baumaschinen die Verwirklichung eines Grubenprojekts | |
| blockiert hatten: Es geht um eine der größten Kupfergruben Europas am Ufer | |
| des nordnorwegischen Reppar-Fjords. Dessen Realisierung steht nun in den | |
| Sternen. Die Grubenfirma Nussir, die schon im kommenden Jahr fördern | |
| wollte, hat nämlich den Käufer für ihre gesamte Produktion der ersten zehn | |
| Betriebsjahre verloren. | |
| Mit dem Hamburger Kupferproduzenten Aurubis hatte Nussir vor einem Jahr | |
| eine Absichtserklärung über die Abnahme des Kupferkonzentrats aus der Grube | |
| abgeschlossen. Wert: Etwa eine Milliarde Euro. | |
| Diesen Deal [1][erklärte Europas größter Kupferproduzent] am Donnerstag für | |
| beendet: Das Projekt passe nicht zur Unternehmensverantwortung von Aurubis, | |
| hieß es in einer Mitteilung. Vor der Realisierung müssten „soziale Aspekte�… | |
| noch „stärker berücksichtigt werden.“ Im Klartext: Aurubis halte „eine | |
| solche Geschäftsverbindung für unvereinbar mit den eigenen | |
| Nachhaltigkeitskriterien“, so NGO-Chefin Hugstmyr Woie. | |
| ## Probleme mit Umwelt und Minderheiten | |
| Zwar hatte Nussir geplant, am Polarkreis die weltweit erste vollständig | |
| elektrifizierte Mine ohne CO2-Emissionen zu betreiben. Allerdings bemängeln | |
| Kritiker seit langem Probleme mit dem Umweltschutz und der Achtung von | |
| Minderheitenrechten. | |
| Zum einen, weil die Regierung in Oslo genehmigt hatte, den gesamten mit | |
| Schwermetallen und giftigen Chemikalien belasteten Grubenschlamm einfach in | |
| den Fjord zu leiten. Bei einem bis zur Erschöpfung der Vorkommens | |
| geschätzten Minenbetrieb von 15 Jahren würden 30 Millionen Tonnen | |
| Giftschlamm eine meterdicke Schicht im Fjord bilden, die alles Leben auf | |
| dem Meeresboden erstickt. Mit der Strömung könnte sich die Giftlast | |
| ausbreiten und über Meerestiere in der menschlichen Nahrungskette landen. | |
| Zum anderen würde der Grubenbetrieb massiv in die Rechte der indigenen | |
| Samen und deren Rentierherden eingreifen, [2][kritisierte die Gesellschaft | |
| für bedrohte Völker]. Die Samen lehnten nämlich den Kupferbergbau ab und | |
| sähen „ihr Recht auf freie, vorherige, informierte Zustimmung verletzt“. | |
| Ein ausländischer Konzern zeige mehr Verantwortung für Umwelt und | |
| Menschenrechte als die eigene Regierung des Landes, schrieben am Freitag | |
| mehrere norwegische Medien. Nach dem Schritt von Aurubis sei es schwer | |
| vorstellbar, dass andere seriöse Firmen oder Investoren zu einer | |
| unterschiedlichen Einschätzung kommen werden, meinte Truls Gulowsen vom | |
| Naturschutzverband. | |
| Die Samenorganisation NSR forderte Parlament und Regierung auf, die | |
| Schlammverschmutzung neu zu bewerten. Norwegen gehört zu einer Handvoll | |
| Länder weltweit, die das sogenannte Dumping von Grubenschlamm im Meer immer | |
| noch erlauben. In Europa ist es das letzte. | |
| 27 Aug 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.aurubis.com/medien/pressemitteilungen/pressemitteilungen-2021/a… | |
| [2] https://www.gfbv.de/de/news/hauptversammlung-des-kupferkonzerns-aurubis-104… | |
| ## AUTOREN | |
| Reinhard Wolff | |
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