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# taz.de -- Größter Nickelproduzent schließt Fabrik: Dreckschleuder macht di…
> Der russische Konzern Nornickel schließt sein Werk nahe der norwegischen
> Grenze. Anwohner:innen freuen sich, Leidtragende sind jetzt allerdings
> andere.
Bild: Dreckschleuder Nornickel: Im Mai 2020 kam es zu einem schweren Dieselunfa…
Stockholm taz | Der weltweite Marktführer der Nickelproduktion schließt
kurz vor Weihnachten sein schmutzigstes Werk. Am 23. Dezember wird der
russische Konzern Nornickel sein Werk nahe der Stadt Kirkenes im äußersten
Nordosten Norwegens dichtmachen.
[1][Jährlich bis zu 500.000 Tonnen Schwefeldioxid wurden hier freigesetzt,
es verwandelte die Region kilometerweit in eine Wüste.] Zuletzt war die
Zahl auf 80.000 Tonnen gesenkt worden, doch die in Norwegen geltenden
SO2-Grenzwerte wurden in Nordnorwegen trotzdem überschritten, ebenso die
russischen; die Emissionen lagen achtmal höher als erlaubt.
In Kirkenes und im Pasviktal begrüßt die Bevölkerung das Aus der Fabrik nur
wenige Kilometer jenseits der Grenze zu Russland. „Na klar ist das sehr
gut“, meint Marta Møllersen, örtliche Vorsitzende der Umweltbewegung Natur
og Ungdom. Und dass das Werk in Nikel dichtmachen müsse, sei vielleicht
auch ein Signal dafür, dass für andere russische Umwelthotspots die Zeit
ablaufe.
„30 Jahre verspätet, aber sehr erfreulich“, kommentiert Thomas Nilsen,
Redakteur der Online-Publikation Barents Observer, „das bringt die größte
SO2-Reduktion in Nordeuropa seit Jahrzehnten.“ Hinter dem Schritt von
Nornickel sieht Nilsen zwei Gründe: Die Verlegung der Produktion in das 50
Kilometer entfernt liegende, modernere und weltweit größte
Nickelschmelzwerk in Monchegorsk spare dem Konzern vermutlich Geld.
## Ein Umweltalibi
Und es sei ein Umweltalibi: „Nickel ist ein Metall, das wegen der grünen
Umstellung der Weltwirtschaft – es spielt unter anderem für die Batterien
in E-Autos eine große Rolle – in Zukunft stark nachgefragt sein wird.“
Nornickels Hauptaktionär Wladimir Potanin wolle gern ein „grüngewaschenes
Image“ haben: „Und dazu soll die Schließung des alten Schmelzwerks
beitragen“, sagt Nilsen.
Von „grün“ kann bei Nornickel insgesamt allerdings keine Rede sein. Der
Konzern, der seine hauptsächlichen Produktionsstätten neben der
Kolahalbinsel auf der arktischen Taimyrhalbinsel hat – dort war es im Mai
erst zu einer Umweltkatastrophe durch Dieselöl und einen Monat später durch
chemische Abwässer gekommen –, platziert sich mit seinem Schmelzwerk in
Norilsk und einem jährlichen Schwefeldioxidausstoß von 1,9 Millionen Tonnen
als größter SO2-Emittent weltweit. Statt in Reinigungstechnik zu
investieren, schüttete man 2018 lieber 3,7 Milliarden Dollar an seine
Aktionäre aus.
[2][Schon vor Wochen appellierten Samen aus Russland und Norwegen an den
Tesla-Gründer Elon Musk, keine Geschäfte mehr mit Nornickel zu machen.]
Solange der Konzern auf den Halbinseln Kola und Taimyr ihr zerstörtes Land
nicht rekultiviert hat, die Rechte der indigenen Völker anerkennt und ihnen
Mitspracherechte an allen Projekten einräumt, die ihre Lebensgrundlage
betreffen, bleiben sie bei ihrem Appell.
16 Dec 2020
## LINKS
[1] /Archiv-Suche/!1532712&s
[2] https://indigenous-russia.com/archives/5788
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Umweltverschmutzung
Russland
Norwegen
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Umweltkatastrophe
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