# taz.de -- Vereinsverbot in Bremen: Nazi-Schläger verlieren Heimat | |
> Verfassungsfeindlich, nationalsozialistisch und aggressiv-kämpferisch: | |
> Bremen verbietet den Verein „Phalanx 18“ und durchsucht Wohnungen. | |
Bild: So präsentierte sich die Gruppe in den sozialen Medien | |
Bremen taz | In Bremen hat die Innenbehörde den [1][rechtsextremen Verein | |
„Phalanx 18“] verboten. Am Mittwochmorgen gegen halb sieben Uhr war für | |
Anhänger der selbst ernannten „Schlachtreihe Adolf Hitler“ die Nacht zu | |
Ende. Die Polizei stand in Bremen vor den Türen dreier Wohnungen, in | |
Niedersachsen vor einer Wohnung. | |
In einer ersten Erklärung führt Bremens [2][Senator für Inneres], Ulrich | |
Mäurer (SPD), aus, dass der Verein sich gegen die „verfassungsmäßige | |
Ordnung“ richte, in der „nationalsozialistischen Ideologie verhaftet“ sei | |
und mit „aggressiv-kämpferischen Mitteln“ agiere. Außerdem verweist Mäur… | |
darauf, dass die Gruppe für die Kampfsport-Veranstaltungen des | |
rechtsextremen „Ring der Nibelungen“ geworben haben soll. | |
An der Weser ist es nicht die erste Maßnahme der Innenbehörde gegen den | |
Verein. Die Gruppe um Michael O. wollte am 9. November, dem Jahrestag der | |
Novemberpogrome von 1938, einen „Liederabend im Herzen Bremens“ ausrichten. | |
In jener Nacht vor 81 Jahren wurden bei der deutschlandweiten Aktion | |
jüdische Menschen ermordet, Synagogen, Häuser und Geschäfte angezündet. Den | |
Abend mit den Bands „Hermunduren“ und „Zeitnah“ verbot die Innenbehörd… | |
Das Datum, vermutete Mäurer Anfang des Monats, sei bewusst gewählt worden. | |
„Angesichts der rechtsextremistischen Weltanschauung dieser Gruppierung ist | |
davon auszugehen, dass die Veranstaltung nicht dem Gedenken, sondern | |
vielmehr einer Verhöhnung der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus | |
dienen soll“, sagte er. | |
## Mit militanten Angriffen geprahlt | |
Die „Phalanx 18“ hat ihre aggressive Haltung nie versteckt – vielmehr | |
vorgezeigt. In sozialen Netzwerken hat sie mit ihren militanten Angriffen | |
geprahlt. In der Nacht zum 5. Oktober dieses Jahres verbreitete sie | |
zunächst darüber, dass die Gruppe aus der „Steintor Schänke“ geworfen | |
worden sei: „Erster Rauswurf … Schänke Verbot. Wir bösen Nazis“, verzie… | |
mit drei breit lachenden Emojis. | |
Ein Bild von Adolf Hitler postete sie mit dem Kommentar: „Stabile Gruppe … | |
Gemeinsam Stark“. In einem weiteren Post prahlt der User „Michael Bremen“ | |
mit einem Angriff: „Sind jetzt gerade weg aus dem Viertel … Feindkontakt | |
gehabt und SIE sind gelaufen … Am Sielwall … Mission erfolgreich erledigt�… | |
Am Sielwall war die Gruppe um Michael O. zufällig auf drei politische | |
Gegner getroffen. Einem von ihnen traten sie ins Gesicht. Danach zog die | |
Gruppe weiter zur Ausgehmeile Schlachte an der Weser – in die Kneipe | |
„Kangaroo Island“. Auf der Terrasse des Lokals sollen die Rechtsextremen | |
gegen 23 Uhr dann selbst angegriffen worden sein ([3][taz berichtete]). In | |
den vergangenen Monaten versuchte die Gruppe zudem wiederholt, Personen | |
anzugreifen, die sie für linke Ultras hielt. | |
Der Gruppe sollen etwa zehn Personen angehört haben, die mit der rechten | |
Hooligan- und Rechtsrock-Szene vor Ort verbunden waren. In einer | |
Selbstdarstellung schrieb die Gruppe: „Wir sind ein Verbund treuer, | |
stolzer, heimatliebender Deutscher Kameraden, die es wunderbar finden, | |
deutsch zu sein.“ | |
Die Gruppe hat auch Bezüge zur Identitären Bewegung. Michael O. zeigte sich | |
wiederholt in T-Shirts mit dem Logo der Gruppe, unter anderem auf seinem | |
Facebook-Profil. Außerdem soll ein Verwandter von ihm laut dem | |
Informationsdienst „Blick nach rechts“ bei der Identitären Bewegung in | |
Bremen aktiv gewesen sein. | |
Das Recherchenetzwerk „[4][AfD Watch Bremen]“ entdeckte in sozialen | |
Netzwerken zudem Fotos, auf denen der Schatzmeister der AfD Bremen und der | |
stellvertretende Bremer Vorsitzende der Jungen Alternative, Mertcan | |
Karakaya gemeinsam mit Phalanx-Anhängern posieren. Der Kommentar dazu: | |
„Begleitschutz für die AfD-Plakatierer erfolgreich vorm | |
Weserstadion/Ostkurvensaal beendet.“ | |
Zu diesem Foto sagte der AfD-Landesvorsitzende Peter Beck, dass Karakaya | |
eine Wahlkampfbesprechung an der Schlachte gehabt habe, gemeinsam mit | |
Heiner Löhmann, der für den Europawahlkampf in Bremen-Mitte zuständig | |
gewesen sei. Die beiden seien dann von vier jungen Männern angesprochen | |
worden, die sie unterstützen wollten. | |
Karakaya habe einen der Männer gekannt und die Hilfe angenommen. Am Abend | |
habe Karakaya dann eine aggressive Grundstimmung bei den Männern | |
wahrgenommen und das gemeinsame Plakatieren abgebrochen. „Das war eine | |
einmalige Sache“, sagt Beck. Die AfD distanziere sich „grundsätzlich von | |
Neonazis“. | |
20 Nov 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Neue-Neonazi-Gruppe-in-Bremen/!5631477 | |
[2] https://www.inneres.bremen.de/ | |
[3] /Neue-Neonazi-Gruppe-in-Bremen/!5631477 | |
[4] https://twitter.com/afdwatchbremen | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
David Siegmund-Schultze | |
## TAGS | |
Schwerpunkt AfD | |
Rechtsextremismus | |
Verbot | |
Innere Sicherheit | |
AfD Schleswig-Holstein | |
Die Linke Bremen | |
AfD Bremen | |
Rechtsextremismus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Nach menschenverachtenden Posts: AfDler legt Mandat nieder | |
Der AfD-Politiker Axel Peters verlässt den Ditmarscher Kreistag. | |
Kreistagspräsidentin Ute Borwieck-Dethlefs (CDU) hatte diesen Schritt | |
nahegelegt. | |
Rechtsextremismus in Bremen: Neonazi-Melder gesucht | |
Der Bremer Verfassungsschutz bittet die Bevölkerung im Kampf gegen | |
Rechtsextremismus um Mithilfe. Die Linksfraktion findet das Vorgehen | |
befremdlich. | |
Neue Neonazi-Gruppe in Bremen: Rechte schlagen in Bremen zu | |
Rechte Gruppe „Phalanx 18“ greift Menschen im Viertel an. Später kommt es | |
zu Schlägerei an der Schlachte. Älteres Foto zeigt Anhänger mit | |
AfD-Vorstand. | |
Bedrohung durch Rechtsextreme: Betroffene alleingelassen | |
Das Bremer Bürgeramt lehnt es in mehreren Fällen ab, die Adressen von | |
Personen zu sperren, die von der rechtsextremen Szene bedroht werden. |