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# taz.de -- Rechstextremisten in Neumünster: Morddrohung auf Instagram
> Den Kritiker*innen des von Rechtsextremen betriebenen Tattoostudios in
> Neumünster wird auf Instagram ihre Enthauptung angedroht.
Bild: Beherbergt auch das Tattoo-Studio eines Rechtsextremen: die Holsten-Galer…
Hamburg taz | Die kurze Geste im Videoclip hat eine deutliche Botschaft:
Die rechte Hand auf Kopfhöhe gehalten, lässt Alexander Hardt ein imaginäres
Messer aufklappen, runter zum Hals wandern, um dort eine schnelle
Schnittbewegung zu vollziehen. Im Vorspann des Clips auf seinem
Instagram-Account spricht das Bandidos-Mitglied mit rechtsextremer
Herkunft ausdrücklich Personen an, die das Neumünsteraner Tattoostudio
„Famous Tattoo – Lifestyle Store“ kritisieren.
„Seit Wochen warnen wir vor den gefährlichen Verstrickungen des
Tattoostudios. Als Reaktion auf die Kritik erfolgte jetzt diese Morddrohung
aus dessen Umfeld“, sagt eine Sprecherin der Kampagne „Kein Fame für
Famous“.
Im Juni hat das Tattoostudio im Shoppingcenter „Holsten-Galerie“ seine
Türen geöffnet. Das Studio lag zuvor in der Holstenstraße in der
schleswig-holsteinischen Stadt. Hier ging ganz selbstverständlich auch
Peter Borchert an das Telefon, der eine lange militante Vita im
Rechtsextremismus hat. Bilder zeigen Borchert auch mit Christian Franz, dem
Geschäftsführer des Tattoostudios, und dessen Mitarbeiter Matthias Stutz.
Keine Überraschung: Borchert soll die Bandidos weiter etablieren wollen und
er soll Hardt und Stutz zum Rockerclub geholt haben. Hardt kennt Borchert
schon lange aus der rechtsextremen Szene von der NPD über Autonome
Nationalisten und den „Club 88“ bis zu „Combat 18 Pinneberg“.
## Hakenkreuze im Booklet
Hardt kommt aus Neustadt in Holstein, wohnt mittlerweile in Neumünster.
2008 stand er im Verdacht, in seiner damaligen Heimatstadt den jüdischen
Friedhof mitgeschändet zu haben. Auf einen Grabstein schmierten die Täter
mit roter Farbe das Kürzel für Combat 18 „C18“ und hinterließen ein
aufgeschlitztes Ferkel auf einem Grab.
Ein anderes Verfahren löste seine Mitwirkung bei der später verbotenen CD
„Geheime Reichssache“ der Band Kommando Freisler aus. Hardt designte das
Booklet, in dem sich Hakenkreuze finden, auf der CD wurde zur Neuauflage
der Shoa aufgerufen.
In den vergangenen Jahren fiel Hardt vor allem durch sein Engagement bei
den Bandidos auf, betreibt in Kiel den „Polenschlüssel“-Versand. Der Laden
dient als Treffpunkt der „Bandidos“-Unterstützer „Mexicanos“. Das Vide…
Hardt aber nicht dort aufgenommen, sondern in der Lifestyle-Bar „The Edge“,
die ebenso dem Famous-Betreiber gehört. Teil des Netzwerks ist auch das
Tattoo-Studio „Notorious Ink“.
Schon zu Beginn der Kampagne erfuhren die Ladenbetreiber, die sich bemühen,
nett und unpolitisch zu erscheinen, Solidarität von rechtsextremen
Akteuren. „Wir Nationalisten und Patrioten aus Neumünster und Umgebung
sollten auch hier ein Zeichen gegen die Hetze der linksradikalen Gruppen“
setzen, hieß es auf einer mittlerweile gelöschten Webseite.
Das Video von Hardt hat die Kampagne der Polizei übergeben. „Für uns
bestätigt dieser Vorfall einmal mehr, dass Famous eine Gefahr für ein
friedliches Zusammenleben in einem bunten Neumünster ist“, sagt die
Sprecherin und verspricht: „Wir lassen uns nicht einschüchtern.“ Ihre
Forderung: Alle diese Läden müssen geschlossen werden.
29 Oct 2019
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Rechtsextremismus
Bandidos
Neumünster
Schwerpunkt Neonazis
Combat 18
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Rocker
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