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# taz.de -- Gewaltakt in Frankreich: 84-Jähriger greift Moschee an
> Im Südwesten Frankreichs versucht ein ehemaliger Front-National-Kandidat
> erst, ein Feuer zu legen. Dann schießt er auf zwei Rentner.
Bild: Am Tatort im französischen Bayonne
Berlin taz | Im südwestfranzösischen Bayonne hat ein 84-Jähriger am Montag
eine Moschee angegriffen und dabei zwei Menschen schwer verletzt. Nachdem
er versucht hatte, die Tür der Moschee in Brand zu stecken, zückte er eine
Pistole und schoss auf zwei Rentner, einen 74- und einen 78-Jährigen.
Anschließend zündete der Amokschütze noch ein Fahrzeug an. Wenig später
konnte die Polizei ihn in seiner Wohnung in der benachbarten Ortschaft
Saint-Martin-de-Seignanx verhaften. Als Mitglied eines Sportschützenvereins
verfügte er über mehrere Waffen. Der Mann war geständig, wollte aber
vorerst zu seinen Tatmotiven nichts aussagen.
Nach Angaben der Behörden handelt es sich beim betagten Festgenommenen um
Claude S., einen ehemaligen Kandidaten des rechtsextremen Front National
(FN), der bei den Departementswahlen von 2015 angetreten war. Die Partei
von [1][Marine Le Pen], die heute Rassemblement national (RN) heißt,
distanzierte sich sofort von diesem Anschlag und erklärte, Claude S. sei
kurz nach seiner erfolglosen Kandidatur wegen Meinungsverschiedenheiten aus
dem FN ausgeschlossen worden.
Den lokalen Behörden war S. seit Längerem als Querulant bekannt. Er habe
die Bürgermeisterin verbal attackiert, sich oft beschwert und dabei den
Eindruck erweckt, unter „Zwangsvorstellungen“ zu leiden, bestätigten
mehrere kommunale Politiker, die sich an „xenophobe und homophobe
Äußerungen“ erinnern.
## Wachsende antimuslimische Hysterie
Der Vorfall wird in Frankreich auch im Kontext einer wachsenden
antimuslimischen Hysterie gesehen, namentlich wegen einer Debatte um
weitergehende Verbote von Kopftüchern. Politiker des RN und Konservative
möchten mit einer Gesetzesvorlage Müttern das Tragen religiöser Kopftücher
und Schleier verbieten, die ihre Kinder bei Sport- oder Freizeitaktivitäten
außerhalb der Schule begleiten.
„Beim gegenwärtigen Klima der Anprangerung des Islams und der Muslime
braucht man sich nicht wundern, dass es zu solchen Gewaltakten kommt“,
erklärte Abdallah Zekri, der Vorsitzende einer französischen Organisation
gegen Islamfeindlichkeit der Nachrichtenagentur AFP. Jean-Luc Mélenchon von
der linken Bewegung La France insoumise teilte diese Ansicht: „Das Mobbing
gegen Muslime hat Folgen. Ein Verrückter schießt vor einer Moschee. Jetzt
reicht’s! Die öffentliche Hetze darf nicht länger zu Hass ermutigen.“
[2][Präsident Macron verurteilte auf Twitter den Angriff]: „Die Republik
wird niemals den Hass tolerieren. Alles wird getan, damit die Täter
bestraft und unsere Landsleute muslimischer Konfession geschützt werden.“
29 Oct 2019
## LINKS
[1] /Europawahl-und-rechte-Parteien/!5592154
[2] https://twitter.com/EmmanuelMacron/status/1188887990858330112
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Frankreich
Islamophobie
Angriff
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Rassismus
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