# taz.de -- EU gewährt Verlängerung beim Brexit: Zu Potte kommt man später | |
> Die Europäische Union knüpft die Verlängerung für Johnson zwar an | |
> politische Bedingungen. Sie selbst war aber auch schon eingeknickt. | |
Bild: Darf ein bisschen später gehen – wenn er sich konstruktiv verhält | |
Brüssel taz | Die Europäische Union will dem britischen Premier Boris | |
Johnson genau das gewähren, was der bisher unbedingt verhindern wollte: | |
eine bis zu dreimonatige Verlängerung beim Brexit. Bei einem Treffen in | |
Brüssel haben die EU-Botschafter am Montag [1][die bisher gültige Deadline] | |
am 31. Oktober gekippt und durch ein flexibles Austrittsdatum ersetzt. | |
Die sogenannte Flextension läuft bis Ende Januar 2020 – also genau so | |
lange, wie es das britische Unterhaus seit Wochen gefordert hatte. Sollte | |
Johnson es wider Erwarten schaffen, [2][seinen Brexit-Deal] schon früher | |
ratifizieren zu lassen, könnte Großbritannien jedoch auch schon Ende | |
November oder Ende Dezember aus der EU ausscheiden. | |
Wirksam wird die neue Frist beim Brexit aber erst dann, wenn die 27 | |
verbleibenden EU-Staaten im sogenannten schriftlichen Verfahren zugestimmt | |
haben. Dafür fordert die EU noch eine schriftliche Zustimmung aus London. | |
Rechtsverbindlich könnte die Einigung daher erst am Dienstag oder Mittwoch | |
werden. | |
Das Ganze könne sehr knapp werden, warnt ein EU-Diplomat – denn am | |
Donnerstag ist der 31. Oktober, bis dahin muss alles in trockenen Tüchern | |
sein. | |
## Männer ändern ihre Meinung | |
Die Entscheidung in Brüssel war umstritten, da Frankreich sich bis zuletzt | |
gegen eine dreimonatige Verlängerung gesträubt hatte. Nach einem Telefonat | |
des französischen Staatschefs Emmanuel Macron mit Johnson ging dann aber | |
alles sehr schnell. Macron ließ seine Vorbehalte fallen und willigte in den | |
neuen, dritten Aufschub beim Brexit ein. | |
Zuvor hatte auch Johnson seine Meinung geändert. Er hat die Ratifizierung | |
seines Brexit-Deals durch das Unterhaus zurückgestellt und drängt nun auf | |
Neuwahlen. Diese können jedoch nicht mehr vor dem 31. Oktober stattfinden; | |
die Deadline wurde hinfällig. Auch von einem [3][Austritt ohne Deal] will | |
Johnson plötzlich nichts mehr wissen. | |
Doch auch die neue Einigung hat einen politischen Preis. So muss London nun | |
doch noch einen EU-Kommissar nach Brüssel schicken. Sowohl Johnson als auch | |
die künftige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatten diese | |
Peinlichkeit vermeiden wollen. Denn was soll ein britischer Kommissar bis | |
Ende Januar eigentlich machen? | |
Das weiß niemand so genau. Sicherheitshalber hielten die EU-Botschafter | |
fest, dass sich Großbritannien in der nun vereinbarten Nachspielzeit auf | |
„konstruktive und verantwortungsvolle Weise“ verhalten soll. Damit will man | |
verhindern, dass Johnson einen EU-Gegner in die neue Kommission schickt, | |
wie er es schon einmal angedroht hat. | |
Zu den politischen Konditionen zählt auch, dass es keine weiteren | |
Verhandlungen über das Austrittsabkommen geben soll. So will die EU | |
ausschließen, dass Johnson oder das Unterhaus versuchen, den Deal noch | |
einmal neu aufzuschnüren. „Dieser Deal oder kein Deal“ heißt die Botschaft | |
aus Brüssel, mit der man Druck auf London machen will. | |
Ganz ähnlich hatte die EU jedoch auch schon früher argumentiert. Das | |
Austrittsabkommen könne nicht mehr geändert werden, hieß es im Sommer. Doch | |
beim EU-Gipfel Mitte Oktober wurde dann sogar der angeblich unverzichtbare | |
Backstop für Irland durch eine alternative Regelung ersetzt – in der | |
Hoffnung, nun endlich zu Potte zu kommen. | |
28 Oct 2019 | |
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[2] /EU-Verhandlungsfuehrer-zu-Brexit-Deal/!5634444 | |
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## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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