# taz.de -- Großbritannien im Brexit-Streit: Unterhaus stimmt Neuwahlen zu | |
> Mit 438 zu 20 Stimmen hat das britische Unterhaus für Neuwahlen am 12. | |
> Dezember votiert. Der Premier erhofft sich eine Mehrheit für die | |
> Konservativen. | |
Bild: Jeremy Corbyn im Unterhaus | |
London ap | In Großbritannien wird Mitte Dezember ein neues Parlament | |
gewählt. Die Abgeordneten des Unterhauses stimmten am Dienstag mit 438 zu | |
20 Stimmen für das [1][Neuwahlgesetz]. Die vorgezogenen Wahlen finden nun | |
am 12. Dezember statt. Es wird die erste Wahl seit 1923 im Dezember in | |
Großbritannien. | |
Premierminister Boris Johnson erhofft sich durch die Neuwahl eine Mehrheit | |
für seine Konservativen, mit der er das Land dann mit seinem | |
Brexit-Abkommen aus der Europäischen Union führen kann. Das Parlament müsse | |
„aufgefrischt“ und dem Volk eine Wahl gegeben werden, sagte er. | |
Die nächste Parlamentswahl wäre eigentlich für 2022 angesetzt gewesen. Nach | |
drei Jahren Ringen rund um den Brexit ist unklar, wie sich die britischen | |
Wähler verhalten werden – die Wahlergebnisse sind nur schwer vorherzusagen. | |
Das Oberhaus soll das Gesetz am Mittwoch billigen. | |
Das Unterhaus lehnte zuvor einen Antrag der Oppositionspartei Labour ab, | |
den Wahltermin auf den 9. Dezember vorzuziehen. Sie hatte für das frühere | |
Datum argumentiert, da es dann für Studenten leichter sei, an der | |
Abstimmung teilzunehmen, weil die Weihnachtsferien der Hochschulen noch | |
nicht begonnen hätten. Studenten sind oftmals an ihrem Studienort gemeldet | |
und müssen dort abstimmen. Der Minister für das Kabinett, Oliver Dowden, | |
argumentierte dagegen, das Parlament habe mit einem Termin am 12. Dezember | |
etwas mehr Zeit, und die britische Tradition, an einem Donnerstag zu | |
wählen, werde aufrechterhalten. | |
## Den Aufschub bestmöglich nutzen | |
Oppositionsparteien versuchten auch, das Wahlalter von 18 auf 16 Jahre | |
herabzusetzen und in Großbritannien lebende EU-Bürger an der Wahl | |
teilnehmen zu lassen. Sie scheiterten jedoch am Widerstand der Regierung. | |
Labour hatte ihren Widerstand gegen Neuwahlen aufgegeben, weil der Brexit | |
abermals aufgeschoben wurde und die Gefahr eines ungeordneten Ausscheidens | |
aus der Europäischen Union vom Tisch ist. Das Land könne nun für eine | |
Regierung stimmen, die es verdiene, sagte Labour-Chef Jeremy Corbyn. | |
Vor der Debatte im Unterhaus teilte EU-Ratspräsident Donald Tusk mit, die | |
übrigen 27 EU-Staats- und Regierungschefs hätten der Brexit-Verlängerung | |
bis zum 31. Januar [2][formell zugestimmt]. An seine „britischen Freunde“ | |
gerichtet, twitterte Tusk, der Aufschub könnte möglicherweise der letzte | |
sein – Großbritannien solle ihn bestmöglich nutzen. Der ursprüngliche | |
Brexit-Termin vom 29. März wurde mehrfach nach hinten geschoben. | |
Johnson hatte sein wichtigstes Wahlversprechen – einen Brexit am 31. | |
Oktober, „komme, was wolle“, zuvor brechen müssen. Er war per Gesetz | |
gezwungen gewesen, bei der EU eine Verlängerung zu beantragen. Johnson | |
übernahm das Amt des Premiers im Juli. Seine Vorgängerin Theresa May war | |
zuvor zurückgetreten. Sie hatte bei Neuwahlen 2017 gehofft, die Mehrheit | |
ihrer Tories ausbauen zu können, um ihre Verhandlungsposition mit der EU | |
bei der Aushandlung eines Brexit-Deals zu stärken. Bei der Wahl verloren | |
die Konservativen dann jedoch ihre Mehrheit. | |
30 Oct 2019 | |
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