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# taz.de -- Korruptionsfall Franz Beckenbauer: Vom Wert der Stimme des Kaisers
> Mit Fußball-Weltmeisterschaften lässt sich eine goldene Nase verdienen.
> Drei Herren aus Deutschland wissen das besonders gut.
Bild: Der Kaiser erklärt die Welt: Freund Fedor Radmann und Ex-Fifa-Chef Sepp …
Was man eben so macht, wenn man ein bisschen Geld übrig hat. Man kauft sich
eine Immobile, vielleicht investiert man in ein Unternehmen und im besten
Fall lässt sich beides miteinander vereinen. Das mögen sich drei Männer
gedacht haben, als sie sich 2013 gemeinsam ein [1][Weingut] im
südafrikanischen Swartland gekauft haben.
Es war wahrscheinlich einiges hängen geblieben in der Zeit des großen
Deals um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022. Das
galt es zu investieren. Und so übernahmen die Herren Franz Beckenbauer,
[2][Fedor Radmann] und Andreas Abold das Weingut Lammershoek, wo ein rotes
Tröpfchen gekeltert wird, das den Namen „The Innocent“, der Unschuldige,
trägt. Ein schöner Name!
Die drei Herren kennen sich aus dem Business um die Vergabe von
Fußball-Weltmeisterschaften. Die Namen Radmann und Beckenbauer sind aus dem
Korruptionsgeschichte des Fußballs schon lange nicht mehr wegzudenken.
Beckenbauer, der in seinen jüngeren Jahren ein herausragender Fußballer
war, ließ sich gut und gut getarnt bezahlen für das Präsidentenamt im
Organisationskomitee der WM 2006 in Deutschland, in dem auch sein Berater
Fedor Radmann saß.
In der Vorbereitungsphase des Turniers wurden [3][Millionenbeträge] über
ein Konto des Ex-Fußballers geleitet und dabei so oft getarnt, dass heute
keiner so ganz genau weiß, wozu das Geld bestimmt war, das letztlich bei
einer Gerüstbaufirma im Emirat Katar gelandet ist. Von Stimmenkauf für die
WM-Vergabe ist da oft die Rede gewesen.
## Lukrative Doppelvergabe
Ähnlich und doch ganz anders hat es sich mit der Vergabe der Turniere 2018
und 2022 verhalten. Die wurden 2010 im Paket vom Exekutivkomitee der Fifa
vergeben. In diesem saß Franz Beckenbauer. Seine Stimme war viel wert. Das
wusste auch PR-Unternehmer Andreas Abold, der wohl nur deshalb Millionen
als Berater der WM-Bewerbung von Australien kassieren konnte, weil Fedor
Radmann der offizielle Berater der Kampagne war.
Der wiederum war auch deshalb so geschätzt, weil er als Berater
Beckenbauers dessen Fifa-Stimmrecht immer im Gepäck mit sich führen konnte.
Das wussten die Australier ganz genau. Sonst hätten sie Abold vielleicht
nicht 10 Millionen US-Dollar für die Erstellung der Bewerbungsunterlagen
gezahlt.
Wie viel die Stimme Franz Beckenbauers genau wert ist, davon hat die Welt
seit Mittwoch eine ziemlich genaue Vorstellung. 3 Millionen müsse man wohl
hinlegen, heißt es in bis dato unbekannten Unterlagen, die das russische
Nachrichten-Portal [4][The Insider] veröffentlicht hat, nachdem der
E-Mail-Verkehr eines damals im russischen Bewerberumfeld tätigen
Fußball-Funktionärs gehackt worden war. Ob die Bezahlung daraus bestand,
Beckenbauer zum „Global Ambassador“ des Verbandes russischer Gasproduzenten
(RGO) zu machen, der er 2012 wurde, werden die Beteiligten wahrscheinlich
abstreiten.
Sie werden schweigen und die neuerlich aufbrandende
Skandalberichterstattung vielleicht mit einem edlen Tropfen vom eigenen
Weingut ersäufen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem „Libero 5“ von 2015,
der soll „das Swartland-Terroir exzellent zum Ausdruck“ bringen, wie es auf
der Website des Weinguts heißt.
31 Oct 2019
## LINKS
[1] https://www.lammershoek.com/
[2] /Geldwaesche-und-Untreue-bei-der-WM-2006/!5351746
[3] /WM-Affaere-2006/!5387928
[4] https://theins.ru/korrupciya/184754
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Kolumne Press-Schlag
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Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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