# taz.de -- Kandidatenkür der US-Demokraten: Ein Dutzend gegen Trump | |
> Bei der vierten TV-Debatte der demokratischen | |
> PräsidentschaftskandidatInnen dominiert Kritik an Trump. Im Fokus ist | |
> Spitzenreiterin Warren. | |
Bild: Zwölf demokratische KandidatInnen für die US-Präsidentschaft sind übr… | |
NEW YORK taz | Die Debatte über ein [1][Amtsenthebungsverfahren] gegen den | |
aktuellen US-Präsidenten Donald Trump hat den PräsidentschaftskandidatInnen | |
der Demokratischen Partei zuletzt ein wenig die Show gestohlen. Aber am | |
Dienstagabend, bei ihrer vierten Fernsehdebatte, waren sich alle zwölf im | |
Rennen gebliebenen DemokratInnen in einer Frage einig: Das | |
Impeachmentverfahren gegen Donald Trump muss eingeleitet werden. Manche | |
gingen noch einen Schritt weiter. [2][Bernie Sanders] nannte Trump „den | |
korruptesten Präsidenten der US-Geschichte“. | |
Für den Sozialdemokraten Sanders war es ein Comeback. Der 78-jährige linke | |
Senator hatte im letzten Monat einen Infarkt erlitten und seither eine | |
Pause im Vorwahlkampf eingelegt. Aber am Dienstag, als sich manche bereits | |
darauf eingestellt hatten, ihn aufs Altenteil zu befördern, war er in | |
Hochform und beherrschte inhaltlich die Debatte – auch wenn seine | |
Redezeiten relativ kurz waren. | |
Sanders wetterte gegen den „entfesselten Kapitalismus“ – mit | |
Pharmamanagern, die wissen, dass ihre Opiate töten, und mit | |
fossile-Brennstoffe-Industriellen, denen klar ist, dass ihr Produkt die | |
Welt zerstört. Er lieferte Zahlen über Armut, Obdachlosigkeit und Bankrotte | |
infolge von Krankheiten und Studienschulden in den USA. Und er benannte | |
historische Fehler, für die auch DemokratInnen mitverantwortlich sind – vom | |
Irak-Krieg über Freihandelsabkommen bis zu einer Gesundheitsversorgung, die | |
mehr als doppelt so teuer ist wie in anderen Industrieländern. | |
Die Frage nach seiner Gesundheit beantwortete Sanders mit einem geknurrten: | |
„Mir geht es gut.“ Richtig rund wurde der Abend für ihn, als während der | |
laufenden Debatte die Nachricht über den Ticker lief, dass die populäre und | |
junge linke Politikerin [3][Alexandria Ocasio-Cortez] an diesem Wochenende | |
offiziell ihre Unterstützung für Sanders' Präsidentschaftskandidatur | |
erklären wird. | |
## Neue Spitzenreiterin Elizabeth Warren | |
In Umfragen ist Senator Sanders gegenwärtig die Nummer drei bei den | |
Demokratischen KandidatInnen. Vor ihm – als Nummer zwei – steht Barack | |
Obamas ehemaliger Vizepräsident Joe Biden, 76. In der vorausgegangenen | |
Debatte erschien der Zentrist noch so stark, dass er das beliebteste | |
Angriffsziel der meisten anderen MitbewerberInnen war. | |
An diesem Dienstag verschonten sie ihn weitgehend. Obwohl – oder vielleicht | |
auch weil – die Geschäftsgebaren der Biden-Familie in der Ukraine und in | |
China immer wieder Schlagzeilen gemacht haben. Der Versuch Donald Trumps, | |
die ukrainische Regierung zu Ermittlungen gegen Biden zu bewegen, war | |
immerhin der Auslöser für das Amtsenthebungsverfahren. Selbst als Biden | |
sich am Dienstag selbst immer wieder als der „best vorbereitete“ Mann für | |
das Amt anpries, ging kaum jemand seiner KonkurrentInnen darauf ein. | |
Stattdessen konzentrierten viele ihre Angriffe auf die gegenwärtige | |
Spitzenkandidatin, Senatorin [4][Elizabeth Warren] aus Massachussettes. Die | |
70-Jährige wurde insbesondere wegen der Kosten für ihren Vorschlag einer | |
staatlichen Krankenversicherung für alle attackiert. Es war das erste Mal, | |
dass Warren, die zunehmend wie eine künftige Präsidentschaftskandidatin | |
aussieht, so einsam ins Visier der anderen geriet. | |
Auch unter den neun jüngeren und weniger gut in den Umfragen platzierten | |
KandidatInnen gab es einige grundsätzliche Divergenzen. So lieferten sich | |
die beiden Kriegsveteranen der Riege, Bürgermeister Pete Buttigieg (37) aus | |
Indiana und die Abgeordnete [5][Tulsi Gabbard] (38) aus Hawaii, ein | |
Wortgefecht über Regime-Wechsel-Kriege. Während Buttigieg sich für einen | |
Verbleib US-amerikanischer Truppen in Syrien aussprach, verteidigte Gabbard | |
ein Ende der „endlosen Kriege“. | |
Ihrerseits stritten der Texaner [6][Beto O'Rourke] (47) und Buttigieg über | |
das richtige Vorgehen, um halbautomatische Schusswaffen aus dem Verkehr zu | |
ziehen. O'Rourke will sie beschlagnahmen, während Buttigieg für ein | |
offensives Vorgehen gegen die Schusswaffenlobby NRA plädiert. | |
Geschlossenheit demonstrierten die KandidatInnen hingegen gegenüber der | |
Frontalattacke von Donald Trump und Republikanischer Partei auf die | |
reproduktiven Rechte von Frauen. Alle DemokratInnen versprechen, dass sie | |
als PräsidentIn das Recht auf Abtreibung, das in manchen US-Bundesstaaten | |
des Südens allenfalls noch theoretisch existiert, verteidigen und die unter | |
Trump gestrichenen Gelder für die Familienplanungsorganisation Planned | |
Parenthood wieder einführen werden. | |
16 Oct 2019 | |
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## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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