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# taz.de -- Ehemalige Ministerin über FFF: Wasser hier, Stroh-Rum da
> In einer Kolumne arbeitet Kristina Schröder sich am Verzicht zugunsten
> der Umwelt ab. Diese Narrative gehen zunehmend auf den Keks.
Bild: Kinder und Jugendliche sollten auf eins verzichten: die Ratschläge ihrer…
Kristina Schröder, Bundesministerin a. D., hat sich in ihrer letzten
Welt-Kolumne den [1][Fridays for Future und dem Thema Verzicht gewidmet].
Fundamentaler Fehler von Fridays For Future sei der Glaube, wir könnten
ökologische Probleme durch Verzicht lösen, schrieb sie auf Twitter dazu.
Klar, Fridays for Future doof zu finden, ist ein Distinktionsmerkmal, um im
Kolumnist*innen-Abklingbecken mitschwimmen zu dürfen. Aber mir gehen diese
Narrative, die Schröder und andere permanent verbreiten, zunehmend auf den
Keks. Aus vier Gründen.
1.) Tut doch alle nicht so, [2][als sei Verzicht zugunsten der Umwelt durch
Fridays for Future in die Welt gekommen]. Müll zu vermeiden, Wasser zu
sparen, lieber Rad zu fahren – das stand in meiner Kindheit schon in jedem
Yps-Heft und in jeder Micky Maus. Nur fanden die Erwachsenen zwar
Öko-Kinder irgendwie niedlich, haben ihnen dann aber doch einen Lebensstil
vorgelebt, der den Kleinen diesen Umweltscheiß schnell wieder austrieb.
Also erst Wasser gepredigt, dann Stroh-Rum gesoffen.
2.) Und heute wird dann den Kindern vorgeworfen, dass sie ja genauso seien
wie die Erwachsenen. Natürlich darf bei Schröder an dieser Stelle der
Hinweis auf die „bizarre Tour von Greta über den Atlantik zum
UN-Klimagipfel“ nicht fehlen, inklusive der Rückreise der Skipper. Im
Flugzeug! Das erinnert mich an die Lehrerin, die irgendwelche
[3][plastikvermeidenden] Sechstklässler fragte, ob sie auch aufs Smartphone
verzichten würden.
Da waren die baff, erzählte die Lehrerin stolz. Glückwunsch, du hast
Elfjährige aufs Kreuz gelegt. Dabei waren es nicht die Kinder, die diese
iPhone-Easyjet-Welt erfunden haben. Wir haben sie dort hineingeboren – und
jetzt, da sie dieses Leben infrage stellen, halten Erwachsene den
Jugendlichen vor, dass sie auch nicht viel besser seien. Wieder: Wasser
hier, Stroh-Rum da.
3.) Und überhaupt, bringe Verzicht ja eh nichts. „Er widerspricht der
menschlichen Natur“, schreibt Schröder – und schlägt den weiten Bogen:
„(B)ereits der freudlose Calvinismus setzte auf die innerweltliche Askese.
So richtig durchgesetzt hat er sich damit aber nicht.“ Mal ganz abgesehen
davon, dass der Erfolg des Calvinismus, sagen wir mal, Ansichtssache ist:
Was ist eigentlich die Natur des Menschen? Und wenn diese im Verzicht auf
Verzicht besteht, warum fasten dann alle ständig?
4.) Und dann die Pointe: Statt Verzicht würden neue Technologien das schon
regeln. Schließlich habe man ja auch nicht auf Kühlschränke verzichtet,
sondern FCKW ersetzt. Es ist dieser absurde Gedanke, dass die Erderwärmung
ein Schnupfen ist, gegen den es doch auch was von Ratiopharm geben muss.
Nein, Verzicht ist gut. Als Erstes sollten Kinder und Jugendliche auf eins
verzichten: auf die Ratschläge ihrer Vorgängergenerationen.
29 Oct 2019
## LINKS
[1] /Fridays-For-Future-und-Klimapolitik/!5606571
[2] /Gebrauchsanweisung-zum-Stromsparen/!5076463
[3] /Selbstversuch/!5623493
## AUTOREN
Jürn Kruse
## TAGS
Nach Geburt
Schwerpunkt Fridays For Future
Kristina Schröder
Verzicht
Klima
Schwerpunkt Klimawandel
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Wirtschaft
Bahnreform
Schwerpunkt Fridays For Future
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