# taz.de -- Enttarnte Meckermutter auf Social Media: Eimerweise Insta-Trolls | |
> Eltern auf Instagram sind ein eigenes Genre: gebildet, schön und | |
> ausgeruht. In Wirklichkeit sind die Stars der Szene genauso wie du und | |
> ich. | |
Bild: Cat-Content ohne Kotze | |
Es gibt Menschen, die sind gut drauf, gebildet, schön, erfolgreich, aber | |
nicht gestresst, viel unterwegs, aber auch mal besorgt und geben Schwächen | |
zu. Diese Menschen wohnen auf Instagram. Clemmie Hooper auch. Zumindest ist | |
sie da gemeldet. Sie wurde aber lange nicht mehr gesehen. | |
Clemmie Hooper ist dort [1][„Mother of Daughters“] (mit noch gut 650.000 | |
Abonnent*innen) und sie ist die perfekte Mutter-Bloggerin: Die Britin hat | |
vier Töchter, sie ist Hebamme, sie ist korrekt und aufmerksam, sie hat | |
einen lustigen und eloquenten Mann ([2][„Father Of Daughters“] bei | |
Instagram, eine Million Abonnent*innen), sie hat Ausstrahlung, ohne dabei | |
so angsteinflößend übermenschlich und oberflächlich schön zu sein, sie ist | |
die perfekte Projektionsfläche, sie ist die beste Freundin bei Insta. | |
Und weil sie die beste Freundin und Mutter und Hebamme bei Insta ist, hat | |
sie auch Bücher geschrieben und einen Podcast und einen [3][Werbedeal mit | |
der Kaufhauskette Marks & Spencer] und eine Schmuckkollektion – und neben | |
all diesen Verpflichtungen [4][hat sie noch die Zeit gefunden, online | |
anonym andere Bloggerinnen und sogar ihren Mann zu mobben]. Uuups. | |
In einem Forum, in dem sich Menschen versammeln, die alle diesen | |
Influencer*innen folgen, um sich dann gegenseitig zu versichern, wie | |
scheiße sie die Influencer*innen bei Insta finden (also ungefähr so wie | |
„Tatort“-Zuschauer*innen sonntagabends bei Twitter, nur aggressiver), hat | |
sich Clemmie Hooper wohl unter dem Namen „Alice in Wanderlust“ über ihren | |
Mann („ein Arschloch … ich weiß nicht, wie sie es mit ihm aushält“) und | |
sehr viel über andere Mummy-Bloggerinnen, die sie teilweise rassistisch | |
beleidigt, und deren Ehen und deren Aussehen und so weiter ausgelassen. Was | |
man halt so macht als Troll. | |
Hooper hat um Entschuldigung gebeten und geschrieben, dass sie das Forum | |
infiltrieren wollte und dann in diese Onlinewelt gesogen worden sei und | |
dann sei die Situation eskaliert. In Germany we call it „mausgerutscht“. | |
Und ich merke, wie mich das beruhigt. Nicht falsch verstehen: Ich finde | |
Onlinemobbing falsch und schlecht und feige. Menschen aber sind halt nicht | |
wie bei Insta. Eltern schon gar nicht. Ich kann nicht immer ruhig und | |
gelassen sein. Manchmal werde ich so wütend, dass meine Töchter sich | |
erschrecken. Aber was soll ich machen, wenn erst das eine Kind in die Küche | |
kotzt (okay), ich das aufwische und dann die andere Tochter meint, über den | |
Eimer mit dem Warmes-Wasser-Kotze-Gemisch springen zu müssen, dabei das | |
eigene Sprungtalent überschätzt, den Eimer umkippt und ich die Blenden | |
unter den Küchenschränken abmontieren muss, um die verflüssigte Kotze aus | |
den wirklich hinterletzten Ecken rauszuwischen? | |
Da gibt’s halt ’nen Anschiss. Das tut mir später leid, aber in dem Moment | |
ist es die ehrlichste Reaktion, die ich draufhabe. Nur: Mit Kotze kein | |
Kaufhaus-Deal. Mit Anschiss kein Empowerment-Podcast. Tja. Muss ich wohl | |
weiter hier Kolumne schreiben. Tut mir leid. | |
26 Nov 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.instagram.com/mother_of_daughters/?hl=de | |
[2] https://www.instagram.com/father_of_daughters/?hl=de | |
[3] https://www.youtube.com/watch?v=6TIKKLZ1nTk | |
[4] https://www.dailymail.co.uk/femail/article-7706093/Clemmie-Hooper-apologise… | |
## AUTOREN | |
Jürn Kruse | |
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