# taz.de -- Berliner Bundesratsinitiative: Bund soll mehr Deutsch lehren | |
> Berlin hat mit einer Initiative für mehr vom Bund bezahlte Deutschkurse | |
> für Asylsuchende Erfolg. | |
Bild: Der Bundesrat stimmte dem Berliner Vorschlag zu, mehr Deutschkurse für G… | |
Eine Bundesratsinitiative des Landes Berlin zur Verbesserung des | |
Deutschkursangebotes für Zuwanderer fand vergangene Woche in der | |
Länderkammer eine Mehrheit. Der Bund wird dort aufgefordert, seine rigide | |
Praxis, die viele Asylbewerber von Deutschkursen ausschließt, zu beenden | |
und das Deutschkursangebot insgesamt den veränderten Rahmenbedingungen | |
anzupassen. | |
Seit August haben nur noch Asylbewerber aus Syrien und Eritrea einen | |
Anspruch auf einen vom Bund bezahlten Deutschkurs. Alle anderen müssen | |
damit bis zum Ende ihres Asylverfahrens warten. Das kann oft Jahre dauern, | |
während derer sie zum Nichtstun verdammt sind. Der Bund begründet den | |
Ausschluss damit, dass nicht klar sei, ob die Asylsuchenden auf Dauer in | |
Deutschland bleiben dürfen. Vor dem August waren auch Iraner, Iraker und | |
Somalier bereits während des Asylverfahrens berechtigt, Deutsch zu lernen | |
und andere Qualifikationen zu erwerben. | |
Berlin springt seit 2014 ein und ermöglicht den vom Bund ausgeschlossenen | |
Asylsuchenden Deutschkurse auf Landeskosten. Diese Kurse an den | |
Volkshochschulen, die freiwillig sind und stark nachgefragt werden, wurden | |
seit vergangenem Sommer noch ausgebaut. Seit September gibt es auch Kurse | |
mit Kinderbetreuung. | |
„Die Kenntnis der deutschen Sprache ist ein wichtiger Faktor für | |
Integration und Teilhabe sowie eine Voraussetzung für Schule, Ausbildung | |
und Beruf“, sagt Integrationssenatorin Elke Breitenbach (Linke) und | |
fordert: „Dafür soll der Bund die notwendigen personellen und finanziellen | |
Ressourcen zur Verfügung stellen – schneller und unbürokratischer als | |
bisher.“ | |
## Auch Qualität verbessern | |
Bis 2015 waren Asylbewerber generell von Deutschkursen ausgeschlossen, die | |
der Bund finanzierte, solange das Asylverfahren andauerte. Viele länger in | |
Deutschland lebende Asylsuchende sprechen darum bis heute kaum Deutsch. | |
Bekamen sie nach Jahren ein Bleiberecht außerhalb des Asylverfahrens, etwa | |
über eine Altfallregelung, mussten sie so schnell wie möglich ihren | |
Lebensunterhalt selbst verdienen. Das Ergebnis sind prekäre Selbstständige | |
in Handel oder Gastronomie, die neben Arbeit und Familie keine Zeit zum | |
Deutschlernen haben. Viele Neuankömmlinge aus Syrien oder dem Iran sprechen | |
dank besserer Förderung heute besser Deutsch als frühere Asylsuchende, die | |
seit Jahren hier leben. | |
Berlin und die anderen Bundesländer, die die Bundesratsinitiative | |
mittragen, fordern vom Bund aber nicht nur mehr Deutschkurse für | |
Neuankömmlinge, sondern auch Qualitätsverbesserungen. Bisher lernen | |
Analphabeten und Akademiker in denselben Kursen nach denselben Plänen. Da | |
liegt es nahe, dass die einen aussteigen, während die anderen schneller | |
lernen könnten. Der Bundesrat fordert eine „übersichtliche und | |
bedarfsgerechte“ Neugestaltung, orientiert an individuellen Bedarfen. | |
Berufsbezogene Sprachförderung soll mit der sprachlichen Erstorientierung | |
verzahnt werden. „Ein bundesweit vergleichbares Angebot soll den | |
Geflüchteten in allen Bundesländern künftig gleiche Startchancen sichern.“ | |
Elke Breitenbach sagt: „Wir müssen den Flickenteppich unterschiedlicher | |
Angebote und Zuständigkeiten in Bund und Ländern bei den Sprachkursen | |
überwinden.“ Auch die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl hatte den Bund | |
kritisiert, weil er immer mehr Flüchtlinge vom Deutschlernen ausschließt. | |
Dadurch ersticke man „jede Eigeninitiative und Selbsthilfe im Keim und | |
verfestigt damit die Abhängigkeit von staatlicher Hilfe“. | |
15 Oct 2019 | |
## AUTOREN | |
Marina Mai | |
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