# taz.de -- Freihandelsabkommen EU/Mercosur: Auch Deutschland soll aussteigen | |
> Österreich will den Pakt der EU mit dem Mercosur auf Eis legen. Grüne und | |
> Linke fordern, dass auch Deutschland Nein zu dem Abkommen sagt. | |
Bild: KlimaaktivistInnen demonstrieren im August in Brüssel gegen den EU-Merco… | |
Berlin taz | Nachdem auch Österreich das | |
[1][Mercosur-EU-Freihandelsabkommen] nicht ratifizieren will, drängen Grüne | |
und Linke im Bundestag die deutsche Regierung zu einer Ablehnung. Doch die | |
will an dem Wirtschaftspakt festhalten. | |
Auf Antrag der SPÖ hatte sich am Mittwoch der EU-Unterausschuss des | |
Nationalrats für ein Veto gegen eine Ratifizierung des Abkommens | |
ausgesprochen. Alle Parteien mit Ausnahme der Neos haben dem Antrag | |
zugestimmt. Das Veto ist für die Übergangsregierung und auch künftige | |
Regierungen bindend. „Das Abkommen wäre schlecht für unsere Landwirtschaft, | |
insbesondere aber für Klimaschutz und Arbeitnehmerrechte in Südamerika | |
gewesen“, begründete der SPÖ-Politiker Jörg Leichtfried die Ablehnung. | |
[2][Frankreich], Irland und Luxemburg wollen den Pakt ebenfalls auf Eis | |
legen. Auch viele NGOs wenden sich gegen den Vertrag, weil damit der | |
rechtsextreme brasilianische Präsident Jair Bolsonaro gestärkt wird. | |
Nachdem im [3][Amazonasgebiet großflächige Brände zur Abholzung des | |
Regenwalds gelegt wurden], sind die Stimmen immer lauter geworden, die | |
einen Stopp des Wirtschaftspakts fordern. Dem südamerikanischen | |
Wirtschaftsbund gehören Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay an. | |
Die EU hofft durch den Pakt auf neue Absatzmärkte, vor allem für Autos. Im | |
Gegenzug versprechen sich die südamerikanischen Staaten eine Steigerung von | |
Landwirtschaftsexporten wie Rindfleisch und Soja in die EU. | |
„Der Amazonas-Regenwald wird in atemberaubender Geschwindigkeit zerstört, | |
und die Bundesregierung schaut tatenlos zu“, kritisierte die | |
Grünen-Bundestagsabgeordnete Katharina Dröge. „Schlimmer noch: Sie stellt | |
sich in der EU gegen Länder wie Frankreich, Irland, Finnland und jetzt auch | |
Österreich, die handeln wollen.“ Finnland hat ein Importverbot für | |
brasilianisches Rindfleisch und Soja vorgeschlagen. „Angela Merkel muss | |
jetzt handeln, alles andere ist verantwortungslos gegenüber künftigen | |
Generationen“, forderte Dröge. | |
## Abkommen sieht keine Sanktionen vor | |
Dass die Bundesregierung die Initiativen anderer EU-Länder für ein Stopp | |
des Abkommens blockiere, sei völlig unverständlich, sagte auch der | |
Linkspartei-Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser. „Das geplante | |
Mercosur-Abkommen befeuert schon jetzt die Brandrodung im Amazonas-Gebiet.“ | |
Ohne Sanktionsmöglichkeiten bei der Verletzung von Umwelt- und | |
Menschenrechtsstandards dürfe es das Handelsabkommen nicht geben. | |
Die Bundesregierung will ungebrochen an dem Pakt festhalten. „Das Abkommen | |
enthält ein ambitioniertes Kapitel zur nachhaltigen Entwicklung mit | |
verbindlichen Regelungen zu Arbeit, Umwelt und Klima“, sagte eine | |
Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. „Gerade diese Regelungen sind | |
für die Bundesregierung besonders wichtig, denn wir haben uns bei der | |
Aushandlung des Abkommens sehr für diese Kapitel eingesetzt“, erklärte sie. | |
„Natürlich heißt das für uns auch, dass man genau hinschauen wird, ob | |
dieser Vorgaben eingehalten werden.“ Allerdings hatte die Bundesregierung | |
in [4][einer Antwort auf die Frage von Meiser] eingeräumt, dass es im | |
Rahmen des Abkommens keine Sanktionsmöglichkeiten gäbe. | |
19 Sep 2019 | |
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## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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