# taz.de -- Klimaschutz-Ziele in Hamburg: Grüne plötzlich ehrgeizig | |
> Im Laufe eines halben Jahres haben die Hamburger Grünen ihre | |
> Klimaschutzziele radikal verschärft. Jetzt appellieren sie an die Wähler, | |
> mutig zu sein. | |
Bild: Land unter an der Elbe: Bei Verfehlung des Klimaziels könnte das normal … | |
HAMBURG taz | Die Grünen scheint der Ehrgeiz gepackt zu haben. In ihrem | |
Regierungsprogramm für die Zeit nach der Bürgerschaftswahl im Februar 2020 | |
proklamieren sie die Klimaneutralität Hamburgs für das Jahr 2035. Ein | |
halbes Jahr vorher hatten ihre Spitzenleute dafür noch 2050 angepeilt. Das | |
Ziel bedeutet, entweder gar kein Klimagas wie CO2 freizusetzen oder die | |
Freisetzung durch CO2-zehrendes Handeln wie das Pflanzen von Bäumen | |
auszugleichen. | |
Den sprunghaft verschärften Ehrgeiz erklärt der stellvertretende | |
Landesvorsitzende Martin Bill mit unterschiedlichen Adressaten: Das Ziel | |
2050 wurde in einem Papier der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank, | |
des Umweltsenators Jens Kerstan und des Fraktionschefs Anjes Tjarks | |
formuliert. „Das war ein Impulspapier, um die Diskussion im Senat | |
vorzubereiten“, sagt Bill. | |
Das Zieljahr 2035 steht im [1][Entwurf des Regierungsprogramms]. Im | |
Wahlprogramm schreibe die Partei natürlich ihre Maximalvorstellungen auf, | |
die aber von schierer Notwendigkeit bestimmt seien. „2035 ist das, was uns | |
die Wissenschaft sagt, wenn wir überleben wollen“, sagt Bill. Nur so lasse | |
sich verhindern, dass sich die Durchschnittstemperatur auf der Erde um mehr | |
als 1,5 Grad Celsius erhöhe und sich das Klima schlagartig verändere. | |
Allerdings ist der Senat auch unter grüner Regierungsbeteiligung hinter dem | |
deutschen Klimaziel – minus 40 Prozent CO2 von 1990 bis 2020 – | |
zurückgeblieben. Wie der Zukunftsrat in einer Stellungnahme zum Klimaplan | |
des Senats vom Dezember 2015 kritisiert hat, hätte Hamburg von 2014 bis | |
2020 fünf Millionen Tonnen CO2 einsparen müssen. Der Klimaplan sieht nur | |
zwei Millionen Tonnen vor. | |
## Erstaunliche Lernkurve | |
Dass bisher nicht genug geschehen sei, ist aus Sicht Bills ein Ansporn. | |
Dabei sei den Grünen bewusst, dass ihr Ziel anspruchsvoll sei. Eine | |
klimaneutrale Stadt bis 2035 sei „ein mutiges Ziel, weil wir nicht alle | |
Hebel dafür in Hamburg in der Hand halten, weil wir vieles ändern und | |
manches noch entwickeln müssen“, heißt es im Programmentwurf. | |
„Die Lernkurve der Hamburger Grünen beim Klimaschutz ist schon | |
erstaunlich“, sagt Manfred Braasch vom Umweltverband BUND. „Jetzt stehen | |
die richtigen Ziele im Programm, aber es bleibt in vielen Bereichen zu | |
unkonkret.“ Letztlich gehe es um ein rigoroses Umsteuern der Politik. Daran | |
müssten sich die Grünen im Fall einer Regierungsbeteiligung messen lassen. | |
Der Programmentwurf enthält einen langen atalog von Vorhaben. Wie längst | |
versprochen sollen 30 Prozent der Landesfläche vor Bebauung geschützt und | |
neue Standorte für Bäume erschlossen werden. Bis 2025 sollen zehn Prozent | |
der Äcker, Obstgärten und Wiesen ökologisch bewirtschaftet werden. In den | |
Kantinen soll es mehr Bio- und mehr regionales Essen geben. Von einem | |
Veggie-Day ist nicht die Rede. | |
18 Sep 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://gruene-hh.openslides.com/motions/21 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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