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# taz.de -- Vermeintlich gendergerechtes Brettspiel: Frau Monopoly fasst es nic…
> Der gehassliebte Familienabend-Zerstörer Monopoly hat eine neue Variante:
> Miss Monopoly. Das ist allerhöchstens gut gemeint.
Bild: Bisher eher traditionell: bei der neuen Monopoly-Version „Miss Monopoly…
Wenn Kapitalisten auf Weltverbesserer machen, geht das –
überraschenderweise – ziemlich in die Hose. Hasbro, der Spieleriese aus den
USA, bringt eine neue Variante des Brettspiels auf den Markt: Miss
Monopoly.
Ist wie herkömmliches Monopoly, nur mit der neuen Regel, dass frau beim
Überschreiten des Los-Feldes 240 Dollar bekommt, während männliche
Mitspieler die üblichen 200 Dollar erhalten. Davon verspricht sich der
Hersteller, dass die Gender-Pay-Gap-Debatte galant in die Konversationen
beim Spieleabend einfließt. Als wäre der nicht schon stressig genug, mit
vom Tisch gefegten Spielfeldern und Mitspielern, die kein Wort mehr
miteinander sprechen – weil man sich eben doch über’s Verlieren ärgert.
Auch optisch unterscheidet sich die neue Variante. Mr. Monopoly, der alte
Mann mit Schnurrbart und Zylinder ist wortwörtlich in den Hintergrund
gerückt. Von der Mitte des Covers und des Spielfeldes strahlt nun seine
Nichte – [1][Miss Monopoly]. Eine Karrierefrau, wie sie aussehen muss:
Blazer, Pumps und einen Coffee-to-go-Becher in der Hand.
Angekündigt hat Hasbro die neue Version, die kommende Woche in den USA und
auch in Deutschland auf den Markt kommen soll, mit einem [2][Video], das
vor Melodramatik trieft. Zu Beginn die Einblendung: „Nur 10 Prozent aller
Erfindungen stammen von Frauen.“
## Die Idee für Monopoly kommt von einer Frau
Wie ungeschickt – denn die Idee für Monopoly stammt nicht etwa, wie von
Hasbro angegeben, von einem Mann namens Charles Darrow, sondern von einer
Frau. Elizabeth Magie Phillips, Autorin, Erfinderin und Feministin,
entwickelte bereits im Jahr 1904 ein Spiel, das auf die Folgen und Gefahren
des Kapitalismus aufmerksam machen sollte. Darrow verkaufte die Spielidee
im Jahr 1935 bloß gewinnbringend als seine eigene.
Zurück aufs Spielfeld: Die Straßen, Häuser und Bahnhöfe sind verschwunden �…
bei Miss Monopoly investieren die Spieler*innen in Erfindungen von Frauen,
darunter Chocolate Chip Cookies und Shape Wear. Wenn neben Monopoly auch
bei anderen Erfindungen der Mann die Idee einer Frau als seine eigene
ausgab und Ruhm, Erfolg und Geld dafür einheimste, ist diese spärliche
Auswahl nicht verwunderlich.
Hasbro jedoch ist stolz auf seine „gendergerechte“ Revolution. Das
Einkommensgefälle sei ein „zusätzlicher Spaßfaktor“, denn beim Spiel
„genießen Frauen die Vorteile, die in der realen Welt häufig Männern
vorbehalten sind“. Ich bleibe dann doch lieber bei „Mensch ärger dich
nicht“ – da ärgere ich mich zwar auch, aber besser.
13 Sep 2019
## LINKS
[1] https://www.latimes.com/entertainment-arts/story/2019-09-10/ms-monopoly-has…
[2] https://www.youtube.com/watch?v=qtug5an4L8E
## AUTOREN
Charlotte Köhler
## TAGS
Geht's noch?
Gleichberechtigung
Monopoly
Brettspiel
Kapitalismus
Gesellschaftsspiel
Hamburg
Gender Pay Gap
Frauenrechte
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