| # taz.de -- Angriffe auf Saudi-Arabiens Öl-Industrie: Die Frage ist, warum, ni… | |
| > Ob die Angriffe auf saudische Ölanlagen aus dem Jemen, Irak oder Iran | |
| > kommen – viel entscheidender ist: Wie reagieren nun die USA? | |
| Bild: Die Ölpreise brachen ein: Börse in Dubai | |
| BERLIN taz | Eins ist klar: Die [1][Anschläge auf die Erdöl-Infrastruktur | |
| Saudi-Arabiens] sind der bislang schwerste Angriff auf einen US-Alliierten | |
| im Konflikt am Persischen Golf. Doch ist der Beschuss der Anlagen des | |
| staatlichen saudischen Öl-Konzerns Aramco auch der folgenreichste Vorfall | |
| in dem seit Monaten schwelenden Konflikt zwischen den USA und dem Iran? | |
| Oder sucht Washington doch noch die Deeskalation? | |
| US-Präsident Donald Trump überließ die schärfsten Worte zunächst noch | |
| seinen Ministern und hielt sich mit direkten Anschuldigungen gegen den Iran | |
| zurück: „Wir haben Anlass zu glauben, dass wir den Schuldigen kennen“, | |
| sagte er in der Nacht auf Montag und sprach von einer „geladenen Waffe“ der | |
| USA. Mike Pompeo hatte dem Iran bereits wenige Stunden nach dem Beschuss am | |
| Samstag „einen beispiellosen Angriff auf die weltweite Energieversorgung“ | |
| vorgeworfen. Am Montag dann zog US-Energieminister Rick Perry nach und | |
| machte den Iran direkt verantwortlich. Eine saudisch geführte | |
| Militärkoalition, die im Jemen kämpft, stützte die Anschuldigung am Montag | |
| und verkündete, „dass die Waffen, die bei beiden Angriffen genutzt wurden, | |
| aus dem Iran stammten“. | |
| Die Angriffe hatten die wichtigste saudische Ölraffinerie in Abqaiq und ein | |
| Ölfeld in Churais im ölreichen Osten des Königreichs in Brand gesetzt. Wer | |
| die Tat geplant und ausgeführt hat, ist jedoch auch mehr als zwei Tage nach | |
| dem Vorfall weiter unklar. Allein die mit dem Iran verbündeten | |
| Huthi-Rebellen aus dem Jemen behaupten, verantwortlich zu sein. Am Montag | |
| drohten sie ihrem verhassten saudischen Nachbarn mit neuen Angriffen. „Wir | |
| versichern dem saudischen Regime“, erklärte Huthi-Sprecher Jihja Sari, | |
| „dass unser langer Arm jeden von uns gewünschten Ort zum von uns bestimmten | |
| Zeitpunkt erreichen kann.“ | |
| Dass die Huthis aber wirklich hinter den Aramco-Anschlägen stecken, ist | |
| alles andere als bewiesen. Zwar haben die Rebellen, gegen die Saudi-Arabien | |
| mit einer internationalen Koalition Krieg innerhalb des Jemens führt, in | |
| den vergangenen Monaten immer wieder Pipelines und Flughäfen in | |
| Saudi-Arabien angegriffen. Sie haben also durchaus bewiesen, dass sie ihrem | |
| Nachbarland Schaden zufügen und so den Preis für das massive saudische | |
| Bombardement in die Höhe treiben wollen. Dass die Huthis aber Kampfdrohnen | |
| oder Raketen rund 1.000 Kilometer weit bis in den Osten Saudi-Arabiens | |
| geschickt haben, ist unwahrscheinlich. Beobachter gehen davon aus, dass sie | |
| nicht die notwendigen Kapazitäten haben. | |
| ## 17 Einschläge | |
| Die US-Regierung wies darauf hin, dass die Angriffe eher aus dem Irak oder | |
| sogar aus dem Iran selbst verübt worden sein könnten. Die New York Times | |
| zitierte am Sonntag einen Regierungsbeamten zudem damit, dass auch Raketen | |
| involviert gewesen sein könnten. Washington hat mittlerweile | |
| Satellitenaufnahmen von den Ölanlagen vorgelegt, die offenbar auf eine | |
| Täterschaft des Iran oder iranischer Stellvertreter im Irak hinweisen | |
| sollen. Darauf sind mindestens 17 Einschläge zu erkennen, die nicht aus | |
| südlicher, sondern aus Richtung des Persischen Golfs kommen sollen. Unklar | |
| blieb allerdings, warum nicht auch Drohnen aus dem Jemen aus diesen | |
| Richtungen hätten angreifen können. | |
| Dennoch: Sollte sich der Verdacht erhärten, dass die Angriffe aus dem Irak | |
| verübt wurden, würde sich das Augenmerk auf die Volksmobilisierung (Haschd | |
| al-Schaabi) richten. Das Bündnis umfasst Dutzende größtenteils schiitische | |
| Milizen und untersteht offiziell der irakischen Regierung. De facto aber | |
| haben die Milizen-Kommandeure das Sagen, die eng verbandelt sind mit den | |
| iranischen Revolutionsgarden. Wie zuvor auch der Iran streitet Bagdad | |
| allerdings vehement ab, dass der Angriff vom Irak ausgegangen sein könnte. | |
| Ob Huthis oder Haschd oder sogar der Iran selbst: Die Frage bleibt, warum | |
| Teheran eine kriegerische Auseinandersetzung provozieren sollte. Denkbar, | |
| aber nicht erwiesen ist, dass Iran enorm hoch pokert und mit den Angriffen | |
| in Saudi-Arabien ein Zeichen sendet, was bei einem Angriff passieren würde. | |
| Darauf weist die Aussage eines hochrangigen Generals der Revolutionsgarden | |
| hin. Amir-Ali Hadschisadeh ließ sich von US-Medien mit der Aussage | |
| zitieren: „Jeder sollten wissen, dass alle amerikanischen Stellungen und | |
| Flugzeugträger in einer Entfernung von bis zu 2.000 Kilometer um den Iran | |
| in der Reichweite unserer Raketen liegen.“ | |
| Dieses Zeichen ist angekommen, egal wer wirklich hinter den | |
| Aramco-Anschlägen steht. Und auch für die USA dürfte zweitrangig sein, von | |
| wem genau der Angriff ausgegangen ist. Entscheidend wird sein, wie weit die | |
| USA bereit sind, den Iran für die Angriffe verantwortlich zu machen. Nach | |
| den Provokationen in der Straße von Hormus, in der mehrere Tanker | |
| angegriffen wurden, wären die Anschläge auf die saudischen Ölanlagen ein | |
| perfekter Casus Belli. | |
| Allerdings besteht auch noch Gelegenheit, den Konflikt zu entschärfen: Am | |
| Dienstag beginnt die UN-Vollversammlung in New York. Gerüchte, dass Trump | |
| und Irans Präsident Hassan Rohani dies für ein Treffen nutzen würden, | |
| wollten beide Seiten nicht bestätigen. Es gebe „keine Pläne“ dafür, hie�… | |
| aus Teheran noch am Montag. Aus dem Weißen Haus kommen dazu | |
| widersprüchliche Angaben. | |
| 16 Sep 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jannis Hagmann | |
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