# taz.de -- Gehälter im Profifußball: Profitstreben? Quatsch! | |
> #Nopaynoplay: Ganz klar eigentlich, oder? Spielerinnen aus Simbabwe und | |
> Jamaika streiken, um ihr vertraglich zugesichertes Gehalt zu bekommen. | |
Bild: Weil sie es verdammt nochmal verdienen: Gebt den Frauen das Geld, und am … | |
Die Rede, dass es der Kommerz sei, der den Fußball bedroht, ist beliebt. | |
Und die Folgerung aus der vermeintlich kritischen Haltung liegt nahe: Die | |
Athleten taugten nur dann als Vorbild, wenn sie nicht die Hand aufhielten. | |
Am besten wären doch immer noch ehrliche Amateure. | |
Glaubt man so etwas eigentlich auch in Übersee? In, sagen wir, Jamaika oder | |
in Simbabwe? Zum Glück nicht. Die jamaikanische Frauenfußballnationalelf, | |
die „Reggae Girlz“, ist gerade in den Streik getreten, die | |
Qualifikationsspiele für das olympische Turnier fallen aus, denn die | |
Jamaica Football Federation (JFF) hat den Spielerinnen vertraglich | |
zugesicherte Gehälter nicht überwiesen. | |
Auch die simbabwische Frauenauswahl, „Mighty Warriors“, hat ein offizielles | |
Spiel im Nationalstadion von Harare gegen Sambia boykottiert. Grund für die | |
Absage des noch zur Olympia-Qualifikation zählenden Spiels sind nicht | |
gezahlte Gelder, die den „Mighty Warriors“ aus dem Cosafa-Pokal, der im | |
Vormonat in Südafrika ausgetragen wurde, zustehen. | |
Der nationale Fußballverband, die Zifa, hingegen ist der Meinung, dass die | |
Frauen gegen vertragliche Bestimmungen verstoßen. Ein Zifa-Sprecher | |
erklärte: „Wir haben mit den Vereinen vereinbart, dass wir den Spielern | |
jeweils 150 Dollar für die beiden Spiele zahlen, aber leider wurde diese | |
Vereinbarung verletzt.“ | |
## #nopaynoplay | |
150 Dollar. Um solche Summen geht es, und was es noch absurder macht, ist, | |
dass die simbabwische Frauenauswahl – anders als die der Männer – bereits | |
für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio qualifiziert war. Ein auch | |
ökonomisch besseres Standing durch die Präsentation bei einem solchen | |
Turnier hat sich die Zifa nun selbst verbaut. | |
Sehr ähnlich liegt der Fall in Jamaika. Auch hier sind die Frauen definitiv | |
erfolgreicher als die Männer – bei der WM in Frankreich waren die „Reggae | |
Girlz“ dabei. Khadija „Bunny“ Shaw, die beim französischen Erstligisten | |
Girondins Bordeaux spielt, schreibt, es ginge nicht nur ums Geld. „Es geht | |
um Veränderung, um die Art und Weise, wie Frauenfußball gesehen wird – | |
besonders in Jamaika.“ Daher, so Shaw, „nehme ich künftig zusammen mit | |
meinen Teamkolleginnen erst dann wieder an Turnieren teil, wenn sie bezahlt | |
werden.“ Der Hashtag zum Anliegen der „Reggae Girlz“ lautet: #nopaynoplay. | |
Wer nun unbedingt will, kann das Anliegen der Spielerinnen aus Simbabwe und | |
Jamaika als ganz schlimmen Schritt in Richtung Kommerzfußball deuten. Das | |
ist zwar unangenehmer Quatsch, aber es wäre eine sehr konsequente Anwendung | |
des gerade in Deutschland so verbreiteten Amateurideals. Nur: Respektlos | |
gegenüber den Profikickerinnen wäre diese Sicht auch. Denn deren sozialen | |
Kämpfe sind berechtigt. | |
## Kritik am Kommerz hilft nicht | |
Was die Spielerinnen mit einem für ihre berufliche Zukunft nicht | |
unbedeutenden Risiko gerade austragen, ist etwas, das auch der | |
(Männer)-Fußball benötigt hat, um groß zu werden: Wenn nämlich in der | |
„Branche Fußball“ viel Geld zirkuliert – aus TV-Einnahmen, von Sponsoren, | |
aus dem Merchandise etc. –, dann stehen den Spielerinnen und Spielern | |
völlig zu Recht große Anteile dieser Gelder zu. Wenn sie, die viel zu oft | |
als „Millionarios“ denunziert werden, nicht ihren Anteil einforderten, dann | |
ginge das Geld woanders hin: an Clubs, an Manager, an Berater etc. | |
Dabei sind es die [1][Spieler] und [2][Spielerinnen], die den Fußball groß | |
und reich machen. Also: Je weniger Kritik am „Kommerzgekicke“, desto eher | |
hilft uns der Fußball, die Welt besser zu machen. | |
12 Sep 2019 | |
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## AUTOREN | |
Martin Krauss | |
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