# taz.de -- Sabotage an Uber-Rädern: Das ist ein Uberfall | |
> Ein Aufruf Reifen von Jump-Leihrädern zu zerstechen, stößt auf Resonanz. | |
> Der Protest zielt auf Uber, das es mit Gesetzen auch nicht so genau | |
> nimmt. | |
Bild: Hinter den harmlosen roten Rädern lauert das Böse | |
BERLIN taz | Ein rotes E-Bike auf Berlins Straßen zu finden, ist nicht | |
schwer. Mehr als 1.000 Räder hat der Anbieter [1][Jump], der im Mai mit | |
seinem Angebot an den Start gegangen ist, in der Stadt verteilt. Zunehmend | |
schwieriger wird es allerdings, ein fahrtüchtiges Rad zu finden. Denn ein | |
Sabotageaufruf trägt offensichtlich Früchte. Statistiken gibt es zwar | |
keine, kaputte Räder aber viele, in manchen Zeitungen wird bereits über | |
Hunderte zerstochene Reifen bei den Leihrädern spekuliert. | |
[2][„Uber plätten“] heißt der Aufruf aus linksradikalen, | |
kapitalismuskritischen Kreisen, der sich vieler Nachahmer und eines breiten | |
Medieninteresses erfreut. „Stecht den beschissenen Fahrrädern, wo immer ihr | |
ihnen begegnet, die Reifen auf!“, heißt es in dem Aufruftext, der sich auch | |
die Mühe macht, dieses Tun zu begründen. Der Fokus auf Jump ist bewusst | |
gewählt, denn die Firma gehört dem Taxi-Dienstleister Uber. | |
Die anonymen Verfasser stellen fest, bereits das „Kerngeschäft der | |
Vermittlung von Personenbeförderungsangeboten ist ausbeuterischer | |
Plattformkapitalismus in Reinform“. Ein weiterer Vorwurf: Die ebenfalls mit | |
Uber kooperierenden E-Scooter von Lime seien aufgrund ihrer enthaltenen | |
Batterien klimaschädlich. „In diesem Punkt haben die Autonomen tatsächlich | |
recht“, schreibt dazu die [3][Berliner Zeitung] und geht dabei darüber | |
hinweg, dass sie auch mit ihrem ersten Punkt recht haben. | |
Das seit Mai börsennotierte Unternehmen aus San Francisco macht in seinem | |
Kerngeschäft nichts anderes als zwischen Kunden und Anbietern zu | |
vermitteln. Uber besitzt keine Autos, genauso wenig wie Airbnb Unterkünfte. | |
Für die Anbieter ihrer Dienstleistungen fühlen sie sich nicht | |
verantwortlich. Arbeitsrechte für Uber-Fahrer? Ein Betriebsrat gar? | |
Fehlanzeige. Stattdessen müssen die Fahrer große Teile ihren „Lohns“ an d… | |
Plattform sowie deren Subfirmen abdrücken. Was bleibt ist die Prekarität. | |
Ausgebeutet werden auch [4][die so genannten Juicer, die für Lime die | |
Scooter einsammeln] und an ihrer eigenen Steckdose aufladen. | |
## Gesetze ignorieren | |
Ebenso wie [5][Airbnb] ist Uber ein Paradebeispiele dafür, aggressiv in | |
rechtlich noch nicht abgesteckte Räume vorzudringen oder diese bewusst zu | |
unterlaufen. Zum Schutz des professionellen Taxigewerbes ist Uber als | |
Taxi-Ersatz in Berlin eigentlich verboten. Um sich dennoch festzusetzen, | |
nutzt es Mietwagenanbieter, die dazu verpflichtet sind, nach jeder Fahrt zu | |
ihrer Zentrale zurückzukehren, es sei denn, sie erhalten einen | |
Folgeauftrag. Dass das passiert, glaubt niemand. Kontrollierbar ist es | |
nicht. Mangels eigener Autos sind für die Uber-Kritiker die Räder und | |
Roller die ersten manifesten Ausdrücke des Konzerns auf den Straßen | |
Berlins. | |
Zwar liegt die Empörung über so einen Aufruf zur Sabotage nahe. | |
Andererseits aber trifft es einen Konzern, der den zumindest laxen Umgang | |
mit gesetzlichen Regelungen zum Kernpunkt seines Geschäftsmodells gemacht | |
hat. Die Aktion taugt allemal dazu, darüber zu sprechen. Die Verstöße, die | |
von Uber ausgehen, sind gesellschaftlich schädlicher als ein paar | |
aufgeschlitzte Reifen. | |
9 Sep 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Neues-Uber-Angebot-in-Berlin/!5590037/ | |
[2] https://uberplaetten.blackblogs.org/ | |
[3] https://www.berliner-zeitung.de/berlin/polizei/vandalismus-darum-zerstoeren… | |
[4] /E-Scooter-in-Berlin/!5605912/ | |
[5] /Ferienwohnungen-in-Berlin/!5526014/ | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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