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# taz.de -- Die Wahrheit: Das ausstülpbare Begattungsorgan
> Die lustige Tierwelt und ihre ernste Erforschung (84): Trumpitiere sind
> Wesen, die nach Donald Trump benannt wurden.
Bild: Ist er ein wandelndes Phallodeum? US-Präsident Donald Trump
Als Trumpitiere bezeichnen die Amis solche Lebewesen, die wie Donald Trump
aussehen oder, wenn neu entdeckt, seinen Namen tragen. Das fing an mit der
im Süden der USA lebenden „southern flanel moth“, deren offizieller Namen
„Megalopyg opercularis“ lautet. Als Raupe ist sie von langen Haaren
bedeckt, die oft gelb sind und, wenn man kein Sympathisant von Trump ist,
Ähnlichkeit mit seiner Frisur haben. Deswegen „Trump-Raupe“. Ihre
stachligen Haare sind giftig, manche Leute, die mit der kleinen Raupe in
Berührung kommen, müssen in ärztliche Behandlung.
Anders eine in Mexiko lebende Schmetterlingsart, die zu den Palpenmotten
zählt und jüngst von dem kanadischen Biologen Vazrick Nazari entdeckt
wurde, indem er in einem kalifornischen Insektenmuseum verschiedene
Mottenexemplare einer DNA-Analyse unterzog und dabei feststellte, dass es
sich bei einer der Motten aus der Art „Neopalpa neonata“ um eine eigene Art
handelte. Diese nannte er daraufhin „Neopalpa donaldtrumpi“: „Die
Ähnlichkeit mit der Haartolle des Präsidenten ist tatsächlich verblüffend�…
schreibt die Welt. Die Hannoversche Allgemeine zitierte ihren Namensgeber:
„Die Motte lebt in dicht besiedelten Gebieten, ihre Population ist daher
gefährdet. Umso wichtiger ist der Schutz der Lebensräume. Das Ziel dieser
Namenswahl ist es, mehr öffentliche Aufmerksamkeit darauf zu lenken.“ Und
damit auf die verheerende Umweltpolitik von Trump, die unter anderem die
Artenschutzgesetze zugunsten wirtschaftlicher Interessen aufheben will.
Im Wikipedia-Eintrag „Neopalpa donaldtrumpi“ wird daran erinnert: Um die
Mottenart sicher von einer anderen unterscheiden zu können, braucht es
neben einer DNA-Analyse auch noch eine genitalmorphologische Untersuchung.
Diese verleitete die Welt zu der Überschrift „‚Donaldtrumpi‘ ist blond u…
hat einen kleinen Penis“. Die Penisse von Tag- und Nachtschmetterlingen
sind artunterscheidend, weil sie wie ein Schlüssel nur zu einem bestimmten
Schloss (der Vagina der weiblichen Schmetterlinge ihrer jeweiligen Art)
passen.
Die Biologen gingen lange Zeit davon aus, dass damit eine Verpaarung der
Männchen mit Weibchen fremder Arten ausgeschlossen wird: Mutter Natur hatte
mit diesem Penis-Trick also eine Art Rassereinheit im Sinn. Nicht zufällig
argumentieren Rassisten gern biologisch, alle Rechten berufen sich auf die
Natur – sie kennen gar keine andere Rechtfertigung.
In diesem konkreten Fall hat die Natur jedoch nicht mitgespielt, denn zwar
lassen sich die Schmetterlingsmännchen (und ebenso die männlichen Käfer) an
Form und Größe ihrer Penisse unterscheiden, oft sogar nur daran, aber des
ungeachtet passen diese technisch in alle Vaginas, vorausgesetzt, die
Schmetterlings- beziehungsweise Käferweibchen wimmeln sie nicht ab. Für die
Biologen stellt sich nun die Frage, warum das so ist, das heißt, was diese
artspezifischen Penisformen für eine Funktion haben, wenn sie nicht der
Schlüssel zu einem bestimmten Schloss sind.
## Halbblinder Schleichenlurch
Die Zeit erinnerte Ende 2018 daran, dass es auch noch einen „halbblinden
Schleichenlurch namens ‚donaldtrumpi‘“ gibt. Diese kleine in Panama leben…
Amphibienart mit dem vollständigen Namen „Dermophis donaldtrumpi“ ist
ebenfalls vom Aussterben bedroht. Ihre Ähnlichkeit mit dem durchgeknallten
US-Präsidenten besteht darin, dass sie wie Trump gern ihren Kopf in den
Sand steckt, meint Focus: Bei ihm, wenn es zum Beispiel um den
„menschengemachten Klimawandel“ geht, beim Schleichenlurch, der aussieht
wie ein sehr großer mattdunkler Regenwurm, wenn es gilt, seinen vielen
Fressfeinden zu entkommen.
Dermophis donaldtrumpi lebt die meiste Zeit in der Erde, deswegen ist er
fast blind, man nennt ihn denn auch „Blindwühle“. Es gibt jedoch laut Focus
noch mehr „Gemeinsamkeiten“ zwischen den beiden: „Zur Versorgung ihres
Nachwuchses haben die Tiere eine extra Hautschicht, die von ihren Jungen
abgepult und gefressen wird. Indem er seinen Kindern hohe Positionen im
Weißen Haus verschaffe, verfolge Donald Trump eine ähnliche Strategie der
Aufzucht, argumentierte Bell.“
Aidan Bell ist der Gründer von „EnviroBuild“, einem auf nachhaltige
Produkte spezialisierten englischen Unternehmen. Bei einer Auktion des
britischen Rainforest Trust, auf der man die Rechte zur Benennung der bis
dahin noch nicht beschriebenen Schleichenlurche versteigerte, wurden diese
für 22.000 Euro von Aidan Bell erworben. „Dermophis donaldtrumpi“ hat auf
dem Kopf tatsächlich eine Tolle wie Trump, allerdings aus Schuppen, aber
weder einen kleinen noch einen großen Penis, das Männchen besitzt ein aus
seiner Kloake ausstülpbares Begattungsorgan zur Spermienübertragung, das
Phallodeum genannt wird.
## Versteinerter Seeigel
Und dann ist da noch „Tetragramma donaldtrumpi“, eine ausgestorbene
Seeigel-Art, die es nur als Fossil gibt, das aus der Unterkreide (von vor
etwa 120 Millionen Jahren) stammt. Diese Seeigel, das heißt, fünf
Exemplare, wurden 2016 von dem Fossiliensammler R. Thompson Junior in Texas
gefunden. Der Rechtsanwalt wollte den US-Präsidenten mit dieser
Namensgebung nicht verspotten oder beleidigen, sondern ehren – aus
Begeisterung für Trumps Wahlkampf. Der versteinerte Seeigel sieht in
keinerlei Hinsicht wie Trump aus oder hat sich zu seinen Lebzeiten ähnlich
wie der 45. US-Präsident benommen. Unabhängig davon meint der
Scienceeducation-Blogger „trumpman“: „This is actually the first animal to
be named after Donald Trump.“
Er erinnert daran, dass etwa zur selben Zeit eine neue Spinnenart nach
Trumps Wahlkampf-Konkurrenten Bernie Sanders benannt wurde. Sie heißt nun
Spintharus berniesandersi und sieht von oben aus wie ein Smiley. Die
Biologen Ingi Agnarsson and Greta Binford vom Lewis & Clark College fanden
die Spinne im Rahmen eines karibischen Biogeografie-Projekts. Agnarsson
erzählte der Presse: „Indem wir diese Spinnen benannten, wollten die
Studenten und ich Leute ehren, die für Menschenrechte einstehen und vor dem
Klimawandel warnen – Politiker und Künstler, die sinnvolle Vorschläge für
eine bessere Welt haben.“
Bei der Spinne handelt es sich um eine von Nordamerika bis Brasilien
verbreitete Art, die als „Spintharus flavidus“ bekannt war, DNS-Analysen
des „CarBio“-Projekts ergaben jedoch, dass es sich dabei um mindestens
sechs Arten handelt, die sich so auseinanderentwickelt haben, dass sie sich
nicht mehr untereinander verpaaren können: „Das ändert alles“, schreibt
trumpman, „wenn man ihren Erhaltungszustand betrachtet. Das heißt, dass
eine Spezies, von der man gestern dachte, dass sie weit verbreitet sei,
heutzutage unter einem enormen Druck stehen kann.“
Das betrifft nun neben S. berniesandersi auch S. barackobamai, S.
michelleobamaae, S. davidattenboroughi, S. leonardodicaprioi und S.
davidbowiei.
9 Sep 2019
## AUTOREN
Helmut Höge
## TAGS
Donald Trump
Penis
Tiere
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Haustiere
Biologie
Desman
Schmetterling
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