| # taz.de -- Regierungskrise in Italien: Parteichefs bekommen Aufschub | |
| > Italiens Staatspräsident lässt die Parteien erst einmal weiterverhandeln. | |
| > Die Sozialdemokraten signalisieren Bereitschaft für eine Koalition mit | |
| > den Fünf Sternen. | |
| Bild: Sergio Mattarella trat am Donnerstag vor die Presse | |
| Rom ap | Italiens Staatschef Sergio Mattarella hat den Parteichefs in der | |
| [1][Regierungskrise] bis kommenden Dienstag Zeit für Sondierungsgespräche | |
| gegeben. Dann werde er eine neue Runde Gespräche einläuten, „meine Schlüsse | |
| ziehen und die notwendigen Entscheidungen treffen“, sagte Mattarella am | |
| Donnerstag. Sollte sich keine neue Mehrheit für eine Regierung finden, | |
| werde es Neuwahlen geben. | |
| Mattarella drang auf eine schnelle Lösung. „Politische und wirtschaftliche | |
| Unsicherheiten, auf einem internationalen Niveau, erfordern das“, sagte er | |
| und verwies auf die neue Führungsspitze der Europäischen Union, die im | |
| Herbst übernimmt. Nur eine Regierung, die das nötige Vertrauensvotum im | |
| Parlament bestehen könne, sei ein akzeptabler Weg aus der verworrenen | |
| wochenlangen politischen Krise. | |
| Zuvor hatten die Sozialdemokraten Bereitschaft zu einer Koalition mit der | |
| Fünf-Sterne-Bewegung signalisiert. Innenminister Matteo Salvini deutete an, | |
| dass seine Lega ihre Koalition mit den Fünf Sternen wiederbeleben könnte. | |
| Deren Vorsitzender Luigi Di Maio hielt sich alle Optionen offen. Salvini | |
| hatte die Koalition [2][platzen lassen]. Mattarella bestellte daher für | |
| Donnerstag die Chefs der Parteien zu sich. | |
| Salvini sagte nach dem Treffen mit Mattarella, dass er Neuwahlen vorziehen | |
| würde. „Ich will das letzte Wort dem Volk geben. Aber wenn jemand das Land | |
| wieder in Bewegung bringen will, sind wir bereit, dies ohne Vorurteil zu | |
| tun“, sagte er, eindeutig mit Blick auf die Fünf Sterne. | |
| Der Chef der Sozialdemokraten, Nicola Zingaretti, nannte Bedingungen für | |
| ein Zusammengehen mit den Fünf Sternen. Eine Koalition brauche eine | |
| dauerhafte Mehrheit im Parlament. „Keine Regierung um jeden Preis“ sagte | |
| er. „Wir brauchen eine Regierung, die die Richtung ändert, eine Alternative | |
| zur Rechten, mit einem neuen, soliden Programm, einer breiten Basis im | |
| Parlament, die Italienern wieder Hoffnung macht.“ Eine neue Regierung müsse | |
| versprechen, die „pro-europäische Berufung“ Italiens zu schützen, sagte | |
| Zingaretti. Die Fünf Sterne stellen die Politik der EU hingegen regelmäßig | |
| als Verletzung der Autonomie Italiens dar. | |
| Di Maio sagte, seine Partei habe keine Angst vor Neuwahlen. Diese dürften | |
| allerdings nicht als Flucht vor Versprechen genutzt werden, die man den | |
| Wählern gegeben habe. Die Maio sagte, man könne auch über eine „solide | |
| Allianz“ verhandeln. Er sprach von zwei Möglichkeiten: Entweder ein Bündnis | |
| mit den Sozialdemokraten oder eine Versöhnung mit der Lega. | |
| ## Berlusconi lehnt Beteiligung der Forza ab | |
| Silvio Berlusconi lehnte eine Regierungsbeteiligung seiner konservativen | |
| Forza Italia ab. Er warnte vor „einer improvisierten Mehrheit, die nur im | |
| Parlament“ existiere „und nicht in unserem Land“. Er stellte seine Partei | |
| als beste Garantin eines Verbleibs Italiens in der Eurozone dar für den | |
| Fall, dass sie in einer Koalition mit rechter Führung wieder an die Macht | |
| gelangt. | |
| Berlusconi hat auch einen persönlichen Grund für einen Wunsch nach | |
| Neuwahlen: Er darf jetzt wieder ein öffentliches Amt bekleiden, nachdem er | |
| seinen Senatssitz während der vergangnen Legislaturperiode aufgrund einer | |
| Verurteilung wegen Steuerbetrugs aufgeben musste. | |
| 23 Aug 2019 | |
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