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# taz.de -- Demokratieproteste in Hongkong: Nicht in die Falle getappt
> Mit den gewaltlosen Protesten vom Wochenende bietet Hongkongs
> Demokratiebewegung China keinen Anlass zur Eskalation. Gut so.
Bild: Mit Schirm und Kindercharme gegen Pekings Macht: Demonstrierende am Sonnt…
Es ist ein gutes Zeichen, das von Hongkongs Demokratiebewegung an diesem
Wochenende ausgegangen ist. Nach zuletzt [1][fast täglichen
Straßenschlachten] sind die Großdemonstrationen allesamt friedlich
verlaufen. Angeführt von der Lehrergewerkschaft, zogen zunächst am Samstag
mehrere Zehntausend durch das Regierungs- und Finanzviertel der
chinesischen Sonderverwaltungszone. Am Sonntag zählte der Protestmarsch
trotz strömenden Regens wahrscheinlich über eine Million Teilnehmer.
Blockaden und Besetzungen von Tunnels, Flughafen und wichtigen
Regierungsgebäuden blieben auf Seite der Protestierenden aus. Die zuletzt
sehr gewaltbereiten Polizisten verzichteten ihrerseits auf Tränengas- und
Pfefferspray-Einsätze. Die 7-Millionen-Einwohner-Metropole erlebte ein
friedliches Wochenende. So nachvollziehbar die Wut vieler Aktivisten ist –
noch mehr Gewaltszenen hätten der Bewegung geschadet.
Mit dem friedlichen Verlauf ist es der Hongkonger Demokratiebewegung
gelungen, zwei Botschaften auszusenden:
Die Pro-Demokraten können zeigen, dass sie mit ihrer (gewaltfreien) Kritik
an Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam und der Zentralregierung in Peking
auch weiterhin weite Teile der Bevölkerung hinter sich wissen. Was ebenso
schwer wiegt: Die Bewegung tappt nicht in Pekings Falle. Angesichts der
Prügelszenen in den vergangenen Tagen auf Hongkongs Flughafen, wo
Demonstranten unter anderem auf einen chinesischen Reporter losgingen, war
es für die kommunistische Führung zuletzt ein Leichtes, den Protest zu
diskreditieren und die Bewegung in die Randalierer- und Terroristen-Ecke zu
stellen. Das dürfte ihr nun angesichts Hunderttausender friedlicher
Demonstranten sehr viel schwerer fallen.
## Keine blutige Niederschlagung
Eine Lösung des Konflikts ist zwar weiterhin nicht in Sicht. Zumindest aber
ist die Gefahr einer blutigen Niederschlagung der Proteste, womöglich gar
durch Chinas Volksbefreiungsarmee, kleiner geworden.
Dieses Horrorszenario war zuletzt durchaus realistisch geworden. Zwar hat
Peking kurz vor dem 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik am 1.
Oktober kein wirkliches Interesse, mit blutigen Bildern aus Hongkong die
Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf sich zu lenken, gar Erinnerungen
an das [2][Tiananmen-Massacker] vom 4. Juni 1989 zu wecken. Den 1. Oktober
möchte Peking mit einer Parade feiern und China von seiner glanzvollen
Seite präsentieren.
Doch die Lage in der einstigen britischen Kronkolonie hatte sich in den
letzten Wochen dramatisch zugespitzt. Es verging kaum ein Tag, an dem es
nicht irgendwo in der Stadt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen
Demonstranten und den Ordnungskräften kam. Zudem wandten sich die Aktionen
zunehmend auch direkt gegen die kommunistische Führung.
Bilder der vergangenen Woche von Militärfahrzeugen unmittelbar an der
Grenze zu Hongkong dienten erst mal nur der Abschreckung. Doch [3][die
Botschaft war eindeutig]: Peking scheut einen Einmarsch nicht. Besteht aus
Sicht der KP real die Gefahr, dass der Protest auf das chinesische Festland
überschwappt, und sieht die Führung in Peking gar ihre Macht bedroht, ist
sie zu allen Mitteln bereit. Das hat sie schon mehrfach bewiesen.
19 Aug 2019
## LINKS
[1] /Proteste-in-Hongkong/!5616036
[2] /30-Jahrestag-des-Tiananmen-Massakers/!5600908
[3] /Chinesische-Zeitung-droht-mit-Gewalt/!5618556
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
China
Protest
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Carrie Lam
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